Mülheim. Menschen wurden fast tödlich verletzt: Daran erinnert die schwarze Brandruine an der Velauer Straße in Mülheim. Wie es der Familie heute geht.

Schwarz, verlassen, eingezäunt steht immer noch das abgebrannte Haus von Familie Kammann an der Velauer Straße. Die Ruine erinnert an das nächtliche Unglück am 12. Januar, bei dem Vater und Sohn der Familie schwer verletzt wurden, fast ihr Leben verloren. Doch Michaela Kammann, die Tochter, klingt schon wieder regelrecht fröhlich: „Es geht uns gut“, sagt sie.

Ihr Vater lag noch Wochen nach dem Brand auf der Intensivstation. „Dann hat sich sein Zustand aber schnell gebessert, er konnte in die Reha verlegt und Mitte März entlassen werden“, berichtet die Tochter. Nur das Laufen, mit dem der 78-Jährige schon vorher Schwierigkeiten hatte, habe sich verschlechtert: „Das wochenlange Liegen im Krankenbett wirft ihn zurück.“

Mülheimer Familie ist froh, dass Versicherung den Schaden trägt

Familie Kammann hat ein Ausweichquartier in Winkhausen bezogen, aber schon früh ihre Entschlossenheit geäußert, das alte Zuhause wieder aufzubauen. Nur: Passiert ist noch nichts Sichtbares, noch kein Kostenvoranschlag erstellt, noch kein Bauunternehmen angerückt, um zumindest Schutt und Trümmer abzuräumen. „Alles ist in Arbeit“, sagt Michaela Kammann, „aber es dauert, ehe alle Anträge gestellt, die Firmen beauftragt sind. Und dann ist die Frage: Wie schnell kriegen wir Baumaterial?“

Sie seien ja froh, dass die Versicherung den Schaden trägt. Auch eine große Spendenaktion kam der Familie zugute. Nach dem Brand konnte die Polizei schnell ausschließen, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. Doch die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen möglicherweise fahrlässiger Brandstiftung. „Das ist ausgeräumt“, erklärt Michaela Kammann. Sie kenne die Brandursache, wolle aber nichts dazu sagen.

Unter Denkmalschutz stehe das uralte Haus, angeblich vor mehr als 200 Jahren errichtet, nicht. Ihre Eltern hätten die Fassade in den achtziger Jahren verschiefern lassen, berichtet Michaela Kammann, das frühere Fachwerk war schon lange nicht mehr sichtbar.

Bauer Lenz am Nachbarsweg lebt weiter mit Ungewissheit

Währenddessen hat ein anderer Mülheimer Brandbetroffener immer noch keine Ahnung, wie es für ihn weitergeht. Im äußersten Südwesten der Stadt, am Saarner Nachbarsweg, wartet Bauer Werner Lenz seit Monaten auf Post von der städtischen Bauaufsicht.

Sein Wohnhaus mitten im Wald brannte nur einen Tag nach dem Unglück an der Velauer Straße ab. Den selbst gezimmerten Ställen und Schuppen droht nach wie vor ein kostspieliger Abriss, den Geschwistern Werner und Astrid ein finanzielles Desaster, denn Versicherungsschutz besteht nicht. Bis die Stadt sich meldet, werkelt Lenz weiter wie seit Jahrzehnten, versorgt seine Hühner und Gänse („das kann man mir ja nicht verbieten“) und hofft ...