Oberhausen. Ein Optiker irritiert mit Inhalten auf seiner Homepage. Berechtigte Sorgen oder Corona-Geschwurbel? Über einen schwierigen Fall aus Oberhausen.

Ein Optiker macht sich Sorgen um die Folgen des ständigen Maskentragens für seine Kunden – schlägt aber als selbst ernannte „Vertrauensperson in Gesundheitsfragen“ zugleich die Werbetrommel für Querdenker-nahe Initiativen. Muss so jemand mit Konsequenzen und Rügen durch den Fachverband der Optiker in NRW rechnen? Oder lässt man ihn dort gewähren? Über einen streitbaren Fall aus Oberhausen.

Inhalte auf Optiker-Website leugnen Gefahr durch Corona

Benjamin Rozina ist Geschäftsführer von Optiker Schmalt in Sterkrade. Vom Augenoptikerverband NRW wird er gelobt als Innungsmitglied, „das qualitativ auf gutem Niveau arbeitet“. Einer Leserin allerdings fällt bei Rozina noch etwas ganz anderes auf.

Auf der Internetseite seines Geschäfts ruft er seine Kunden dazu auf, nicht ständig Masken zu tragen. Zudem stellt er dort scharf formulierte Texte zum Download, in denen Corona als „ähnlich ‘gefährlich’ wie eine normale Grippe mit Influenzaviren“ bezeichnet wird. So ein Virus rechtfertige nicht die „aufwendige Herstellung eines Impfstoffs“, heißt es darin – eine Auffassung, die den hohen Todeszahlen in Verbindung mit Corona sowie der wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung drastisch gegenübersteht. Allein in Oberhausen sind bisher 381 Menschen im Zusammenhang mit Corona verstorben.

So reagiert der Innungsverband der Optiker NRW auf den Fall

Verbunden sind die Aussagen mit dem Aufruf, sich der Initiative „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie, e.V.“ (MWGFD) anzuschließen. Jener Verein erregte unter anderem Aufsehen, als dort Listen mit Ärzten angefertigt wurden, die „Unterstützung bei Maskenbefreiungsattesten“ leisten. Umstrittene Personen wie der Querdenker-Arzt Bodo Schiffmann sind dort ehemalige Mitglieder. Die Leserin ist irritiert – der Innungsverband auch?

Optiker Schmalt in Oberhausen: Ein Traditionsgeschäft mit einer polarisierenden Haltung zu Corona.
Optiker Schmalt in Oberhausen: Ein Traditionsgeschäft mit einer polarisierenden Haltung zu Corona. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Kurz nachdem unsere Redaktion zum Verband Kontakt aufgenommen hat, verschwindet das Schreiben von Rozinas Homepage. Man habe „festgestellt, dass viele Informationen bereits veraltet“ seien und anschließend eine „Überarbeitung der Texte angeregt“, heißt es im diplomatischen Ton seitens der Innungsverbandschefin Ute Limberg.

Wann Masken mit Blick auf die Augengesundheit tatsächlich problematisch sind

Auf Nachfrage, ob das Papier noch seine derzeitige Sichtweise darstellt, antwortet Rozina ebenfalls nur, es sei nicht mehr aktuell. Zur Beurteilung der Initiative MWGFD könne er derzeit keine Äußerung machen, da derzeit kaum öffentliche Aktivitäten des Vereins erkennbar seien. Allgemein betrachtet sei es aber wichtig, dass sich Wissenschaftler nicht unkritisch einer „politisch vorgegebenen Sichtweise unterwerfen“.

Diese will Rozina auch beim Thema Maskenpflicht erkennen. In einem weiteren, sich noch online befindenden Schreiben warnt er davor, dass Masken mehr „ein gesundheitliches Risiko als einen Schutz“ darstellen – und versucht, dies auf Nachfrage mit Erfahrungen aus seinem Berufsalltag zu beweisen.

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So behauptet Rozina, nach Einführung der allgemeinen Maskenpflicht habe er eine „drastische Zunahme von mess- und dokumentierbaren Tränenfilm-Problematiken“ bei seinen Kunden festgestellt. Teilweise seien auch auf Sauerstoffmangel hinweisende Veränderungen der Hornhaut aufgetreten. „Die beobachten wir eigentlich nur, wenn beim Gebrauch von Kontaktlinsen gravierende Fehler gemacht oder zum Beispiel einfach nicht passende Fertiglinsen getragen werden.“ Allerdings hätten die betroffenen Personen überhaupt keine Linsen getragen. Natürlich könne dies alles auch Zufall sein – aufgrund der sich häufenden Fälle seit der Maskenpflicht sei das aber unrealistisch, ist Rozina überzeugt.

Tragen von Masken kann zu trockenen Augen führen

Tipps bei trockenen Augen

Was kann helfen bei trockenen Augen, die durch ständiges Maskentragen begünstigt werden? Zuallererst helfe es, wenn Masken gut am Gesicht anliegen und richtig getragen werden, betont man bei den Augenoptikerinnerungen. Kontaktlinsenträger sollten während des häufigen Tragens von Masken besonders auf die Hygiene der Kontaktlinsen reinigen. Allerdings könne es sich für Linsenträger auch lohnen, zeitweise auf Brillen umzusteigen. Empfohlen wird, die gereinigte Brille erst aufzusetzen, wenn die Maske korrekt sitzt. Auch Nachbenetzungstropfen könnten helfen, so die Optiker. Es sei aber wichtig, dabei nicht einfach irgendwelche Mittel zu nutzen, sondern sich beraten zu lassen.

Tatsächlich macht der Optiker damit auf ein Problem aufmerksam, das inzwischen auch als „masken-assoziiertes trockenes Auge“, kurz MATA-Syndrom, bekannt ist. Das Problem: Die Maske reduziert die Ausbreitung der Luft nach außen, aber der Atem bahnt sich trotzdem seinen Weg. Gerade wenn die Maske zu lose am Gesicht sitzt, wird der Luftstrom über die Augen geleitet. Der Tränenfilm verdunstet schneller. Die Folge: trockene Stellen an der Augenoberfläche, mögliche Rötungen und Reizungen.

„Keine Atemschutzmaske ist für den dauerhaften Gebrauch im Alltag geeignet. Und die gesundheitlichen Risiken sind nicht zu verachten“, fasst es Rozina zusammen, der angibt, „lediglich über die möglichen Risiken“ und einer „vorschriftsmäßigen Verwendung“ von Masken hinzuweisen. Nur seine Wortwahl, das meint man bei dem Innungsverband, hätte der Optiker insgesamt durchaus noch einmal überdenken können.