Oberhausen. Immer mehr Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte im Internet statt in Filialen. Kann die Volksbank alle Standorte in Oberhausen halten?

Wie alle anderen Banken und Geldinstitute leidet auch die Volksbank Rhein-Ruhr unter der Coronakrise und der immer noch anhaltenden Niedrigzins-Phase der Europäischen Zentralbank. Um die Zukunft ihrer Filial-Standorte in Oberhausen müssen sich Kunden dennoch vorerst keine Sorgen machen. „In den nächsten Jahren gehen wir von einer Standort-Treue aus“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.

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Langfristig möchte sich die Volksbank allerdings nicht festlegen, dies sei nur schwer zu planen, heißt es dazu aus dem Haupthaus in Duisburg. Deutlich mehr Kunden als üblich haben im vergangenen Jahr die Online-Dienste der Volksbank genutzt, statt eine Filiale aufzusuchen. Wie sich dies nach überstandener Pandemie wieder ändern wird, bleibt abzuwarten. Derzeit ist die Genossenschaftsbank an vier Standorten in der Stadt vertreten: an der Marktstraße in der Alt-Oberhausener Innenstadt, an der Gildenstraße in Osterfeld, an der Schmachtendorfer Straße in Schmachtendorf und an der Ramgestraße in Sterkrade – die dortige Filiale ist frisch renoviert.

Volksbank zahlt Strafzinsen an Europäische Zentralbank

Zu schaffen macht der Volksbank ein Problem, das für Laien zunächst absurd klingen mag: Sie bekommt zu viel Geld von ihren Kunden. Gerade während der Corona-Krise haben viele Menschen weiteres Geld „auf die hohe Kante“ gelegt – aus Banksicht aber zu oft auf Giro- oder Sparkonten. Dort schlummert einen Milliardenbetrag. Und für dieses Geld, das lediglich aufbewahrt wird, muss die Volksbank Strafzinsen zahlen: eine Folge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die das Ziel verfolgt, durch niedrige Zinsen Kredite zu vergünstigen und so die Konjunktur anzukurbeln.

Diese Strafzinsen gibt die Volksbank mittlerweile auch an einen Teil der Kundschaft ab: Wer 100.000 Euro oder mehr auf dem Konto hat, muss dafür ein sogenanntes Verwahrentgelt bezahlen. Der Strafzins beläuft sich derzeit auf 0,5 Prozent. Rechenbeispiel: Ein Neukunde legt 200.000 Euro an. Die Freigrenze liegt bei 100.000 Euro, für die darüber liegenden 100.000 Euro fallen 500 Euro Verwahrentgelt an. Bei Bestandskunden liegt die Freigrenze bei 250.000 Euro.

Volksbank macht auch im Corona-Jahr Gewinn

Mit dem Geschäftsjahr 2020 ist die Volksbank Rhein-Ruhr dennoch zufrieden, wie Vorstandssprecher Thomas Diederichs auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz verkündete. Für Corona-Jahr 2020 verbucht die Volksbank Rhein-Ruhr mit 1,175 Millionen Euro sogar einen höheren Bilanzgewinn als 2019 mit 1,168 Millionen Euro. „Ein sehr ordentliches Ergebnis“, fasste Diederichs die guten Geschäfte im vergangenen Jahr zusammen.

Volksbank gewinnt neue Mieter fürs TZU

Für Aufsehen sorgte die Volksbank Rhein-Ruhr im vergangenen Jahr in Oberhausen: Die Genossenschaftsbank hat der Stadt die beiden Hauptgebäude des TZU (Technologiezentrum Umwelt) an der Essener Straße abgekauft. Lediglich das markante Werksgasthaus an der Ecke zur Konrad-Adenauer ist seitdem noch im Besitz der Stadt Oberhausen.„Wir sind sehr zufrieden, dass wir ein solches Investment für uns und für die Region tätigen können“, fasst eine Sprecherin der Volksbank den aktuellen Stand der Entwicklung zusammen. Es seien bereits neue Mieter eingezogen. Details und Angaben zu den Mieteinnahmen gibt die Bank nicht bekannt.

Die Nachfrage nach Krediten ist im Pandemie-Jahr 2020 gestiegen: um mehr als zehn Prozent in der gesamten Region. Mehr als eine Milliarde Euro hat die Volksbank ihren Kunden im vergangenen Jahr geliehen, sowohl Privat- als auch Firmenkunden. Konkrete Zahlen der Oberhausener Volksbank-Kunden liegen nicht vor.

Mit bestehenden Krediten hatte so mancher Volksbank-Kunde im Krisenjahr aber auch Probleme. So hat die Bank bei rund 400 Konten die Tilgung vorübergehend ausgesetzt. Und auch beim sozialen Engagement habe die Bank nicht nachgelassen, wie Vorstandssprecher Thomas Diederichs bei der Präsentation der Jahresbilanz betonte. Rund 515.000 Euro sind im vergangenen Jahr in regionale Projekte geflossen. Ende des Jahres kamen noch einmal 50.000 Euro oben drauf – für Vereine in der Region, die von der Coronakrise besonders betroffen sind.