Mülheim. . Kontrollen zeigen: 70 Prozent der Immobilien sind belastet. Die Konzentration sei sehr gering, heißt es. Und keine Gefahr, solang niemand bohre.

2017 kündigte die Verwaltung an, man werde 320 städtische Gebäude auf asbesthaltige Baustoffe untersuchen, allen voran Schulen und Kindergärten. Man wolle herausfinden, ob bei den älteren Bauten belastete Putz- und Spachtelmasse oder Fliesenkleber verwendet wurden. Im Alltag entstehe so keine Gefahr, anders sehe es aus, wenn Wände beschädigt werden, etwa durch Bohrlöcher. Mittlerweile sind viele Gebäude überprüft worden – 70 Prozent von ihnen mit positivem Ergebnis. Heißt: Asbest wurde gefunden.

„Dabei handelt es sich aber nicht um den Asbest der 70er- oder 80er-Jahre“, betonte Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservice, im Bildungsausschuss. Der Baustoff sei nur in kleinsten Einheiten nachgewiesen worden. Die Konzentration sei oft so minimal, dass man sie nur mit hochsensiblen Messgeräten erkennen könne. „Für den täglichen Betrieb ist das unerheblich. Erst für Handwerker, die täglich damit belastet werden, ist das interessant“, so Buchwald. Wo Löcher gebohrt oder Schlitze gezogen werden, können Fasern in die Luft gelangen – jedoch in so geringer Konzentration, dass es bis vor kurzem nicht mal Verfahren gab, um diese zu messen.

Hausmeister dürfen nicht mehr zum Bohrer greifen

Den Hausmeistern der städtischen Gebäude ist schon seit längerem untersagt, selbst zu Bohrer oder Hammer zu greifen. Und dabei bleibt es – „wir konnten bis jetzt nur für wenige Gebäude totale Entwarnung geben“, sagte Buchwald. Stehen Arbeiten an, muss etwa eine neue Tafel in einem Klassenzimmer aufgehängt werden, kommt ein Experte einer Fachfirma in Schutzbekleidung und mit speziellem Bohrer – und saugt dann auch gleich den Schadstoff mit ab.

Geprüft werden die Gebäude nur dann, wenn dort ohnehin Baumaßnahmen anstehen, erklärte Buchwald im Ausschuss. Das Thema beschäftige die Stadt nun schon fast zwei Jahre; „und wir werden uns damit noch länger herumschlagen“.

Eine eindeutige gesetzliche Regelung gibt es noch nicht

Man warte auf eine eindeutige gesetzliche Regelung, „und das dauert auch noch mindestens bis Mitte nächsten Jahres. Erst dann werden wir Gewissheit haben, wie mit dem Thema umzugehen ist“.

Dass das Wort Asbest Angst macht, weiß auch Gesundheitsdezernent Ulrich Ernst. Aber auch er betonte schon mehrfach: Es bestehe keine Gefahr. Es gehe um Arbeitsschutz und Konzentrationen von unter einem Prozent Asbestanteil.

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Frank Buchwald war 2017 Mitglied des nationalen Asbest-Dialoges und bringt sich auch als Sprecher des Arbeitskreises Gebäudewirtschaft im Städtetag NRW ein. Dort arbeite man derzeit an einer Stellungnahme zum Umgang mit asbesthaltigen Putz- und Spachtelmassen sowie Fliesenklebern. Die Ausarbeitung gehe bald an den Gesetzgeber. Man erwarte, dass die Asbest-Richtlinie 2019 novelliert wird.

Das Thema stand übrigens nicht auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses. Die SPD nutzte die aktuelle Fragestunde, um sich zu erkundigen, wie es eigentlich um die Überprüfung der rund 320 Gebäude steht.