Oberhausen. Wenn Ausländer das Rathaus aufsuchen, geht es oft um existenziell nötige Papiere. Da sind Wartezeiten bei Ausländerämtern mehr als ärgerlich.
Die Arbeit des Ausländeramtes der Stadt Oberhausen ist für Zuwandererinnen und Zuwanderer extrem wichtig: Die Stadtbediensteten beraten Ausländer zu allen möglichen komplizierten Fragen – und leiten dafür Lösungen in die Wege: Aufenthaltsgenehmigungen, Arbeitserlaubnisse, Einbürgerungsmöglichkeiten, Visa-Ausstellungen.
Doch im vergangenen Jahr häuften sich die Beschwerden aus Zuwandererfamilien: Das Ausländeramt sei kaum zu erreichen ist – weder telefonisch noch per Mail. Durch die Pandemie sind Vor-Ort-Besuche im Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66 in Sterkrade, ohne Termin ohnehin nicht mehr möglich. Und dies hat für Zuwanderer nach eigenen Angaben durchaus üble Folgen: „Seit Wochen versuche ich Kontakt zur Ausländerbehörde der Stadt Oberhausen zu bekommen. Auf Mails wird nicht reagiert, Anrufe gehen ins Leere. Mein Aufenthalt ist abgelaufen, mein Arbeitgeber verlängert meinen Arbeitsvertrag deshalb nicht.“
Tatsächlich muss die Stadt einräumen, dass die Kritik der Zuwanderer nicht unberechtigt ist – vor allem die Pandemie hat zu erheblichen Einschnitten bei der Service-Dienstleistung geführt. Da nur noch per Termin Gespräche im Ausländeramt vor Ort in Sterkrade möglich sind, müssen die notwendigen Vorabsprachen telefonisch oder per Mail erledigt werden. „Das stellt sich als sehr zeitintensiv dar“, schreibt die Stadt auf Anfrage der Redaktion.
Nachfragen nach dem Stand der Bearbeitung
Und da Zuwanderer dringend auf die Papiere angewiesen sind, fragen sie natürlich immer wieder mal nach dem Stand der Dinge. Ergebnis: Auch dies kostet personelle Kapazitäten. Also: „Es ist zutreffend, dass die hiesige Ausländerbehörde derzeit teilweise nur schwer zu erreichen ist und auf Anfragen per E-Mail nicht immer zeitnah reagiert werden kann“, gibt die Rathaus-Führung zu. Man habe aber bereits gehandelt: Die Arbeitswege zur Verlängerung von Aufenthaltstiteln wurden beschleunigt, immer wieder wurden zusätzliche Kräfte eingesetzt, weitere Arbeitsabläufe würden gerade optimiert.
Allerdings musste die Ausländerbehörde der Stadt durch die gestiegene Zahl an Zuwanderern auch schon ohne Pandemie-Krise mit viel Arbeit fertig werden: Die nur 16 Beschäftigten im städtischen Bereich „Allgemeine Ausländerangelegenheiten“, darunter 13 im direkten Bürger-Kontakt, betreuen rund 27.000 Ausländerinnen und Ausländer, davon 8800 mit einer EU-Bürgerschaft. Die schwierigen Asyl- und Duldungsthemen bearbeiten nach den Zahlen der Stadt derzeit acht Stadtbedienstete – bei 5500 betroffenen Ausländern. Das klingt nicht nach einer üppigen Besetzung in einem Arbeitsbereich, der äußerst kompliziert ist und in dem man es mit Menschen aus über 140 Staaten und vielfältigen Kulturen zu tun hat.
Da ist es auch nicht hilfreich, wenn diese Ausländer nach den Kontaktdaten des Ausländeramtes von Oberhausen googeln – und als erstes ein Foto sehen, auf dem ein Mensch von zwei Polizisten in Handschellen abgeführt wird. „Dient das der Abschreckung?“, fragt ein Leser verärgert. Zudem ist auf Google auch noch eine falsche Telefonnummer platziert – darunter kann man tatsächlich keine Ausländerbehörde erreichen. Den richtigen Kontakt findet man auf der Seite https://serviceportal.oberhausen.de/. Unter der Kachel „Ausländer, Zuwanderung, Integration“ steht eine ganze Reihe städtischer Dienstleistungen für Ausländer mit vielen Telefonnummern.
Und das Foto? Die Stadt Oberhausen versichert, darauf keinen Einfluss zu haben, Google habe das Foto von irgendeiner Stelle aus dem Netz automatisch zugeordnet. „Aufgrund des Hinweises bemüht sich die Stadt Oberhausen, die Bildauswahl zu ändern und die Kontaktdaten zu korrigieren“, versicherte die Pressestelle bereits im Dezember. Tatsächlich ist dies schon gelungen: Wer in diesen Tagen „Ausländeramt Oberhausen“ oder „Ausländerbehörde Oberhausen“ eingibt, der erhält ein neutrales Foto vom Technischen Rathaus in Sterkrade und die richtige zentrale Telefonnummer der Stadtverwaltung: 0208-825-0.
Fast 34.000 Oberhausener sind Ausländer
Zum Ende des Jahres 2019 lebten in Oberhausen 33.865 Ausländer. Die meisten von ihnen, nämlich 8400 kommen aus der Türkei. Mit gut 2900 Menschen folgen auf dem zweiten Platz bereits Menschen aus Syrien, auf dem dritten Personen aus Serben (2255) und auf dem vierten die Italienerinnen und Italiener mit gut 2000 Menschen.Insgesamt leben mehr als 2,7 Millionen Ausländer an Rhein und Ruhr. Davon haben rund 1,1 Millionen die Staatsangehörigkeit eines EU-Landes (außer Deutschland). NRW hat insgesamt knapp 18 Millionen Einwohner.