Mülheim. Endlich fanden der Fahrradherbst und das Volksradfahren statt – aber kaum einer kam. Wie der städtische Fahrradbeauftragte das erklärte.

An neuem Ort gab es nach fast zweieinhalb Jahren Pause wieder eine Veranstaltung rund um das Rad in der Stadt. Vom Frühjahr in den ausgehenden Sommer verschoben, wurde aus dem Fahrradfrühling dieses Jahr ein Fahrradherbst. Richtig herumgesprochen hatte sich der Neubeginn bei den Mülheimer Radfreunden aber noch nicht. Der Müga-Park blieb am Sonntag trotz guten Wetters mau gefüllt. Beim gleichzeitig veranstalteten Volksradfahren des RC Sturmvogel nahm mit 200 Radlern bloß ein Viertel des sonst verzeichneten Starterfeldes teil.

Vorsitzender des Radclubs: „Wir haben uns mindestens das Doppelte erhofft“

Für Klaus Külschbach, Vorsitzender des Radclubs Sturmvogel, kein Grund zum Feiern: „Wir haben uns mindestens das Doppelte erhofft.“ Nach der langen Pause müsse die Veranstaltung wohl erst wieder in die Gänge kommen.

Ein weiterer Grund vermutlich: die Verlegung der Infobörse von der Schleuseninsel, die wegen der Hochwasserschäden diesmal nicht zur Verfügung stand, auf das Müga-Gelände. „Das Laufpublikum ist dort natürlich größer“, bemerkt der städtische Fahrradbeauftragte Helmut Voß. Außerdem trage der Termin am Vatertag sicherlich zur gewöhnlich großen Besucherzahl bei.

Grüne klärten über Prämienvorschlag der Kanzlerkandidatin auf

Das im Bundestagswahlkampf zum Zankapfel gewordene Lastenrad spielte beim Fahrradherbst eine untergeordnete Rolle. Am Infostand der Grünen konnte man sich zu dem Prämienvorschlag von Kanzlerkandidatin Baerbock aufklären lassen. Die Paritätische Initiative für Arbeit (Pia) führte zudem ihre im Einsatz befindlichen Lastenräder vor.

Sahen sic auf dem Gelände um: Nina Thelen mit ihren Kindern Mila (3) und Jonas (5).
Sahen sic auf dem Gelände um: Nina Thelen mit ihren Kindern Mila (3) und Jonas (5). © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Bei dem einzigen anwesenden Fahrradhändler ist das Lastenbike dagegen kein Thema. Man erhalte von Kunden hin und wieder zwar Nachfragen, heißt es bei Zweirad Sebold. Aus Platzgründen könne man jedoch solche Räder nicht anbieten. Dafür läuft das Geschäft mit den ausgestellten E-Bikes.

Anhängermodelle zum Transportieren von Einkäufen

Zum Transportieren von Einkäufen finden sich im Sortiment des Zweiradgeschäftes verschiedene Anhängermodelle. Am Stand präsentiert wurde ein platzsparender, zusammenklappbarer Anhänger. „Der lässt sich mühelos an das Rad kuppeln und kann im Laden dann als Einkaufswagen benutzt werden“, so Markus Sebold. Für 300 Euro keinesfalls eine unerschwingliche Anschaffung. Preisgünstigere Varianten gibt es bereits ab 100 Euro.

Bei der Mehrzahl der Besucher ist das Rad längst zur Alternative zum Auto geworden. Ein Familienvater aus Essen berichtet: „Wenn es aus Zeitnot nicht anders geht, greife ich für meine vierköpfige Familie auf meinen Pkw zurück.“ Zur Arbeit und zum Supermarkt gelange er ausschließlich mit dem Fahrrad. „Die Kleinen, die noch nicht selbst fahren können, kommen in den Hänger und die Einkäufe verstauen wir in Fahrradtaschen.“ Wünschen würde er sich allerdings gerade im Stadtverkehr mehr Sicherheit beim Radeln mit den Kids: „Das kann schon mal ungemütlich werden. Da ist noch Luft nach oben. . .“