Mülheim. Mülheims Gruppe Creativ Foto Rhein Ruhr nähert sich Beethoven aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie ihre Fotografien die Augen hören lassen.

Feinste Partikel schwingen auf den vibrierenden Saiten einer Violine, haarfeine Netze legen sich um den Fuß eines Klaviers – verstaubt? Nein: Fotograf Bernd Pirschtat will visuell zum Klingen bringen, was das Bild der Musik versagt: den Sound der Instrumente. Dafür blickt er mit der Linse auch schon mal frontal ins Horn. Wie sieben Fotografen der Creativ Foto Rhein Ruhr in der Ruhr Gallery den Klanggiganten Beethoven mit Witz und Wort in Szene setzen.

„Tatata taa!“ Fast meint man Beethovens Fünfte schon beim Lesen zu hören. Jürgen Brinkmann setzt die Phrase in dicken Lettern mitten in seine Collage. „Freude“ und Frauen gleich daneben – eine Anspielung auf Beethovens „Weibergeschichten“, sagt der Mülheimer Foto-Künstler. Und ganz ungeniert auch Rosa Luxemburg. „Beethoven war, an seiner Zeit gemessen, ein Linker“, behauptet Brinkmann. Zumindest Sahra Wagenknecht – ehemalige Fraktionsvorsitzende und Aushängeschild der Linken – hat sich schon zum „Romantiker in Moll“ und zum entschleunigenden Effekt seiner Werke bekannt.

Beethovens Leben durch die subjektive Linse betrachtet

„Beethoven. Objektiv betrachtet“ heißt zwar die Ausstellung, doch selbstredend ist der Blick ein höchst subjektiver. Hintergründig deutet Martin Kruszka etwa mit einem Berg von Flaschenkorken an, dass der große „Ludwig van“ seinen Alltag durchaus mit gegorenem Traubensaft zu krönen wusste – natürlich aus Freude an der Ode und umgekehrt. „Enjoy“ steht eingebrannt auf jedem Korken und der Hinweis: „Life is too short to drink bad wine.“

Apropos: Die Geschwindigkeit seiner Musik hat ebenso Claudia Kruszka inspiriert. Sie vergleicht Beethovens anmutig schreitendes Andante favori für Klavier etwa mit wiegenden Grashalmen – „Grazioso“, spricht sie beiden zu.

Inspiriert von Natur und Entschleunigung

Und auch Jörg Dornemann will der Natur und gleichzeitig dem Idol seiner Jugend auf der Spur sein. Was hat den Künstler an der Pastorale so fasziniert, dass er seine allererste Schallplatte in Beethoven investierte, während andere vielleicht Blondie lauschten? „Erinnerung an das Landleben. Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“ fügte der Komponist seiner Pastorale hinzu.

Dornemann zeigt Naturbilder, Landschaften in Schwarz-weiß wie einen Gewittersturm und die Szene am Bach, die Beethovens Vorstellungen folgen. Und lässt darin kleine Farbtupfer auftauchen, die den vermeintlich tristen Grautönen die Hingucker-Noten verleihen.


Die Ausstellung „Beethoven. Objektiv betrachtet“ ist ab Samstag,10. Oktober, bis zum 1. November in der Galerie an der Ruhr, Ruhrstraße 3, zu sehen. Besuchszeiten an den Wochenenden von 12 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung: CFRR.muelheim@t-online.de.