Mülheim. Das neue Musikvideo von „Flash Forward“ ist Anfang April herausgekommen. „Can You Hear Me Calling“ ist ein Song mit einem politischen Statement.
Auf der Bühne hat die Ruhrgebietsband „Flash Forward“ zuletzt im März 2020 gestanden – bei ihrer Tour quer durch Deutschland. Dann kam Corona, Konzerte mussten abgesagt werden. Doch die vier Musiker haben die Zeit genutzt, sie haben ein Video zu ihrem neuen Song gedreht – einem Lied, das eine wahre, berührende Story erzählt: Es handelt von Rania, einer jungen Syrerin, die aus ihrer Heimat fliehen musste, weil sie sich kritisch über den IS geäußert hatte – und die in Europa ganz alleine, ganz neu anfangen musste.
Gesellschaftspolitisches Thema aufgegriffen
„Can you hear me calling“ heißt die neue Single, die poppiger daherkommt die üblichen Rock- oder Punksongs der Vierer-Formation. Im Februar 2020 ging es ins Studio in Berlin, um den neuen Titel aufzunehmen. „Wir wollten etwas über Flüchtlinge machen, über die anhaltende Flüchtlingsproblematik, die durch die Pandemie etwas in Vergessenheit gerät“, sagt Jakob Wolff, der aus Mülheim stammende Bassist der Band.
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„Keiner von uns kann sich richtig vorstellen, wie das ist, auf der Flucht zu sein. Und wir wollten uns auch nicht anmaßen, so zu tun, als ob wir es wüssten.“ Um eine echte Geschichte erzählen zu können, suchten die jungen Männer nach einem geflüchteten Menschen, der über seine Erlebnisse berichtete.
Jakob Wolff schrieb an die UNO, dort vermittelte man ihn an Rania Mustafa Ali, die von Syrien nach Wien geflohen war. „Wir haben per Videochat mit ihr gesprochen, sie war einverstanden, dass wir ein Lied über ihre Erfahrungen machen. Rania stand aber ohnehin schon in der Öffentlichkeit, weil ihr Video-Tagebuch, das sie auf der Flucht geführt hat, von der Zeitung The Guardian als Dokumentation veröffentlicht wurde“, erzählen die vier Musiker.
Video-Tagebuch mit ergreifenden Szenen
„Flash Forward“ geben dieser Fluchtgeschichte eine weitere Plattform. Sänger Stefan Weigel, der teilweise auch beruflich mit Flüchtlingsfamilien zu tun hat, schrieb zusammen mit einem befreundeten Songwriter Musik und Text für den Song. Es geht darin zwar auch um die Flucht, aber eher ums Ankommen in der fremden Welt. „Die Flüchtlinge müssen sich in ganz anderen Lebensumständen zurechtfinden, ihre Traumata überwinden, unter Umständen auch mit Anfeindungen zurechtkommen. Der Weg in ein neues Leben ist steinig“, weiß Jakob Wolff.
Der Text des Songs ist berührend, die Musik eingängig und eindringlich zugleich. Eigentlich sind „Flash Forward“ eher im Alternative Rock zuhause, dieses Lied geht aber eher in Richtung Indie-Pop, es ist softer, gefühlvoller, melodiöser, aber irgendwie auch voller Kraft. Und ein politisches Statement, das nachdenklich macht. Das Video wurde zusammen mit einem Regisseur und einem Kameramann produziert – an vielen verschiedenen Orten. Rania wird allerdings von einer Schauspielerin gespielt.
Weitere Singles sind in Arbeit
Alben, Touren, Festivals
Die Band Flash Forward hat sich 2010 in Wesel gegründet, heute wohnen die Musiker fast alle im Ruhrgebiet.Das Quartett besteht aus Stefan Weigel (Gitarre & Gesang), Gerrit Kühne (Gitarre), Tino Wilczewski (Schlagzeug) und Jakob Wolff (Bass). In den ersten Jahren war Florian Blaswich (Gitarre) dabei. Die Band hat schon fünf Alben herausgebracht und mehrere Tourneen in Deutschland gespielt.Für 2022 ist die Teilnahme an den bekannten Festivals Hurricane und Southside geplant.
Die aufwändige Produktion war dank einer staatlichen Förderung durch die „Initiative Musik“ möglich. „Man braucht schon mehrere Tausend Euro, das hätten wir ohne Hilfe nicht stemmen können“, so die Musiker. Gerade arbeiten sie an weiteren Singles. Ein Album – es wäre das sechste von Flash Forward – soll es geben, wenn man wieder Konzerte geben und auf Tournee gehen kann. „Unterwegs zu sein und gemeinsam Musik zu machen ist das Schönste, das ist wie eine Klassenfahrt mit Freunden“, sagt Jakob Wolff.
Das Video zu „Can you hear me calling“ ist auf Youtube unter Flash Forward zu finden.