Gelsenkirchen-Horst. Welche Baustellen der neue Präventionsrat Gelsenkirchen-Horst sieht. Und wo er dicke Brette bohren muss.
Rund zwei Jahre konnte er wegen Corona nicht tagen, der Präventionsrat Horst. Dabei hätte es genügend Probleme in Sachen Sicherheit und Ordnung gegeben, die anzupacken gewesen wären. Das stellte sich jedenfalls bei der ersten Sitzung nach der Zwangspause heraus, als es galt, einen neuen Vorstand zu wählen. Welche Baustellen dieser angehen will, verriet der frisch gekürte Vorsitzende Hans-Georg Kouker im Gespräch mit der Redaktion. Dabei wurde klar: Er wird dicke Bretter bohren müssen.
Die Mitglieder des Vorstands-Trios dürften vielen als engagierte Horster bekannt sein: Kouker als Chef des Handwerksmeistervereins Horst-Emscher hat 2021 die Initiative „Horst putzt sich heraus“ ins Leben gerufen und scheut sich nicht, Missstände beim Namen zu nennen. Sein Stellvertreter Wolf-R. Hoffmann war bis 2021 umtriebiger Vorsitzender des Fördervereins Schloss Horst, und Helga Töpfer setzt sich als Seniorenvertreterin und Nachbarschaftsstifterin sowie als SPD-Verordnete im Bezirk West aktiv für Bürger-Interessen ein.
Präventionsrats-Chef in Gelsenkirchen-Horst wünscht sich Blitzanlagen für „Rennstrecke“
Lange Zeit zum Einarbeiten bleibt den Dreien nicht: Schon nach ihrer Wahl bei der Sitzung im Schloss Horst meldeten auf Nachfrage viele Bürgerinnen und Bürger Probleme vor Ort, berichtete Kouker. „Nach wie vor wird die Straße An der Rennbahn als Rennstrecke missbraucht. Besonders Sportwagen-Fahrer aus Richtung Gelsenkirchen geben so richtig Gas und brausen mit hohem Tempo um die Kurve Turfstraße. Am Hallenbad drehen viele Poser auch wieder, um dort erneut mit röhrenden Motoren entlang zu rasen.“
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Da der Bereich auch regelmäßig von Kindern und Jugendlichen der Gesamtschule Horst, der Grundschule am Schloss Horst und Hallenbad-Gästen genutzt wird, gehe mit der Überschreitung der geltenden Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern eine große Gefahr einher, betonte er. „Da müssen wir ran, etwa durch mobile oder stationäre Blitzanlagen.“ CDU-Stadtverordneter Werner-Klaus Jansen habe sogar Tempo 30 für den Bereich gefordert.
Gelsenkirchener sorgen sich, dass auf Brachfläche gefährliche Stoffe gelagert werden
Anwohner-Klagen habe es zudem über Lärmbelästigungen und Abfall auf einer Brachfläche an der Harthorststraße zwischen Fischerstraße und dem Stadtgebiet von Essen-Karnap gegeben. „Der Bereich wird seit vielen Jahren nicht nur als Grabeland genutzt. Dort befinden sich auch Holzhütten und Baracken, in denen womöglich gefährliche Stoffe gelagert werden, so die Sorge der Anlieger.“
Aufgaben der Präventionsräte in den Stadtteilen
Die örtlichen Präventionsräte sind ein gemeinsames Projekt der Stadt mit der Polizei. Angelegt als Schnittstelle zwischen den Ordnungspartnern und den Bürgerinnen und Bürgern, fungieren die ehrenamtlich tätige Präventionsräten in den Stadtteilen als Ansprechpartner für die Menschen vor Ort. Dabei agieren die Präventionsräte als Informationssammler und Impulsgeber, die gemeinsam mit den Ordnungspartnern und weiteren Kooperationspartnern Maßnahmen und Projekte entwickeln und steuern, die für mehr Sicherheit in der Stadt sorgen und dazu beitragen, Straftaten zu verhindern und Unfällen vorzubeugen.
Kouker will nun bei der Stadt nachhaken, ob es sich um eine rechtmäßige oder illegale Nutzung handelt, die von der Stadt geduldet wird. „Auf jeden Fall muss sie überprüft werden“, ist er überzeugt.
Anwohner in Gelsenkirchen-Horst klagen über lautstarke Szene-Treffs
Für Unruhe sorgten auch lautstarke Szene-Treffs junger Leute vor dem Eingang der Volksbank an der Industriestraße in Horst und hinter dem Heiners-Parkhaus, darüber hinaus das Problem Schrottimmobilien – etwa an der Devens- und Markenstraße sowie Rüttgergasse. „Da muss etwas passieren“, fordert Kouker angesichts unverminderter Klagen über illegal entsorgte Abfälle, Rattenbefall, Lärm und nicht zuletzt den Zustand von Verwahrlosung der Gebäude.
Auch das Thema Parkplatznot in Horst will der neue Vorstand angehen: „Nicht nur mittwochs zu Zeiten des gut frequentierten Wochenmarkts kurven viele Autofahrer lange durch die City auf der Suche nach einem Stellplatz. Auch an anderen Tagen wird’s eng, weil viele Plätze durch Mitarbeitende der umliegenden Geschäfte belegt sind.“ Da sei das Risiko groß, dass die Kunden frustriert dann doch nach in andere Einzelhandelszentren oder gar ins Centro fahren.
Akteure aus Gelsenkirchen-Horst gründen Initiative zur Behebung der Parkplatznot
Besonders virulent sei das Problem ebenso für Gäste von Hochzeiten und Kulturveranstaltungen im Schloss. „Dann reichen die paar Plätze vor Ort einfach nicht aus“, so seine Beobachtung. Auch sein Vorgänger Ender Ulupinar hatte sich nach seiner Wahl 2018 um das Thema kümmern wollen.
Um sich der Parkplatznot grundsätzlicher anzunehmen, hat er unabhängig vom Präventionsrat mit weiteren Akteuren eine Initiative zur Öffnung des Josef-Büscher-Platzes als Stellfläche gegründet. Mit im Boot sind etwa auch Bezirksbürgermeister Joachim Gill, Werbegemeinschafts-Vorsitzender Bernd Strickling, Apotheker Heinrich Queckenberg, Wolfgang Höfener von der Historischen Druckwerkstatt am Schloss Horst und der Betreiber eines Autohauses.
Idee der Gelsenkirchener: Josef-Büscher-Platz zum Parken freigeben
„Gemeinsam wollen wir eine Strategie entwickeln, wie die freie Sichtachse vom Schloss zur Horster City gewahrt bleiben kann, wenn ein Teil des Josef-Büscher-Platzes für etwa 70 Plätze freigegeben werden könnte“, kann er sich eine ovale Fläche in der Mitte mit Beschrankung vorstellen, die eine Bewirtschaftung ermögliche. Auch Wochenmarkt und Kirmes müssten weiter dort stattfinden können. Umzusetzen sei dies aber erst, wenn die Zweckbindung der öffentlichen Förderung auslaufe.
Insgesamt geht es dem Team darum, bei den verschiedenen Baustellen „nachzuhaken, uns zu kümmern und auch mal Druck zu machen“, betonte Kouker. Manches werde sich sicher nur mit Hilfe der Politik lösen lassen, anderes sei aber auch in Gesprächen mit Stadt und Polizei zu klären. „Wir haben auf jeden Fall ein offenes Ohr für alles, was man uns zuträgt“, appelliert er an Bürgerinnen und Bürger, sich bei den viermal im Jahr stattfindenden Sitzungen des Präventionsrats zu melden.
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