Gelsenkirchen-Altstadt. Nach Hasstiraden vor der Gelsenkirchener Synagoge: Vorbestrafter 20-Jähriger wird zu Bewährungs- und Geldstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt.
Etwa 180 Menschen hatten sich am 12. Mai vor der Gelsenkirchener Synagoge versammelt. (Lesen Sie auch: Demonstranten gegen Israel in der Gelsenkirchener Innenstadt) Mit volksverhetzenden Sprechchören schrie die Menge ihren Hass gegen Juden heraus. Die bösartige Stimmung kochte über. Die Polizei musste einschreiten, stoppte den Aufmarsch. Unter den Teilnehmern befand sich auch Zakaria AK. Mindestens zweimal hatte der 20-Jährige „Scheiß Juden“ geschrien. Donnerstag musste er sich wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht verantworten (Lesen Sie auch: Polizei indentifiziert Teilnehmer nach Hass-Demo).
Der Verurteilte muss 3000 Euro an die jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen zahlen
Sieben Monate Freiheitsentzug bei dreijähriger Bewährungszeit lautete das Urteil, das nach dem Erwachsenen-Strafrecht bemessen wurde. Außerdem muss der Verurteilte 3000 Euro an die jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen zahlen: in Raten zu je 500 Euro.
Der junge Mann ist kein Unbekannter vor dem Jugendschöffengericht. Schon einige Male saß der dort auf der Anklagebank. Das Vorstrafenregister ist lang. Hausfriedensbruch, Widerstand, Bedrohung, Beleidigung lauteten die Vorwürfe. Zuletzt wurde er 2018 wegen gefährlicher vorsätzlicher Körperverletzung zu einer siebenmonatigen Jugendstrafe verurteilt. Bei der Tat vor der Synagoge stand er noch unter Bewährung.
Der junge Mann ist Mitglied einer deutsch-libanesischen Großfamilie
Der 20-Jährige, der elf Geschwister hat und Mitglied einer deutsch-libanesischen Großfamilie ist, backte diesmal kleinere Brötchen vor Gericht. Er räumte die Tat ein. Allerdings habe er mit seiner Beleidigung nicht die Juden allgemein, sondern die israelische Politik treffen wollen. „Mit den Leuten aus der Synagoge habe ich keine Probleme“, sagte er. Er sieht es als Zufall an, dass er sich dem pro palästinensischen Protestmarsch angeschlossen habe und schließlich als Mitläufer zur Synagoge gezogen sei.
Der 20-Jährige bezeichnet sich als unpolitisch, habe sich mitreißen lassen. Dass es im Mai um den Höhepunkt des Konflikts um den Gazastreifen ging, ist ihm auch bei Nachfragen der Richterin nicht bewusst. Dem Gericht bestätigt er, dass er aus sozialen Medien seine Informationen bezieht, dass „Israel viele unschuldige Menschen umgebracht“ habe. (Lesen Sie auch:Gelsenkirchener stehen vereint gegen Antisemitismus) Dass er eine einseitige Wahrnehmung des Israel-Konfliktes habe, bestätigt sein Bewährungshelfer. Der sieht seinen Mandanten als wenig zuverlässig. Er habe nichts für eine Verständigung getan. Eine Zusammenarbeit habe so gut wie gar nicht stattgefunden.
Bewährungshelfer sieht seinen Gelsenkirchener Mandanten als wenig zuverlässig
Zakaria AK rechtfertigt sein geringes Interesse mit harter Arbeit und Vergesslichkeit. Kein gutes Zeugnis erhält der Angeklagte auch von der Jugendgerichtshilfe ausgestellt. Ein Kontakt habe nicht stattgefunden, Einladungen sei er nicht gefolgt, meinte die Vertreterin. Auch pädagogisch gestützte Angebote wie auch die Teilnahme am Konflikttraining habe er abgelehnt. Als letzte Chance für den Angeklagten sieht die Vorsitzende Ursula Vollenberg die Strafe, die mit einer dreijährigen Bewährungszeit verbunden ist. Die Sozialprognose sei nicht wirklich gut für den 20-Jährigen. Der muss sich zukünftig ohne die Stütze eines Bewährungshelfers zurechtfinden.
20-Jähriger möchte einen Schulabschluss an der Volkshochschule nachholen
Zakaria AK lebt jetzt getrennt von der Großfamilie in einer eigenen Wohnung, verdient sein Geld durch Autovermietung, Er strebt eine Ausbildung als Automechaniker an und möchte einen Schulabschluss an der Volkshochschule nachholen.
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Die Staatsanwältin hatte eine Freiheitsstrafe von fünf Monaten gefordert. Der Verteidiger hoffte auf eine Geldstrafe für seinen Mandanten. Der habe das Geschehen gar nicht richtig wahrgenommen. Die Polizei hatte bei der ungenehmigten Demonstration Schlagstöcke eingesetzt und einige Teilnehmer vorläufig festgenommen. Im Zusammenhang mit der Ansammlung vor der Synagoge wird es zu weiteren Anklagen kommen.
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