Oberhausen. Sieben Oberhausener Lebensmittel-Händler im Test: Wo bezahlt der Kunde am wenigsten für seinen Einkauf? Das Ergebnis verblüfft.
Eine Gurke kostet beim Discounter Lidl weniger als im Edeka-Supermarkt? Weit gefehlt! Beim Preisvergleich von 15 unterschiedlichen Lebensmitteln in sieben Oberhausener Geschäften am Wochenanfang zeigt sich: Nicht immer bietet der Discounter das billigste Produkt an. Während bei einigen Produkten die Preise in allen Läden gleich hoch sind, kosten andere Lebensmittel teils das Vierfache. Doch wo kauft man in Oberhausen im Schnitt am günstigsten ein?
Die Regeln des Vergleichtests der Redaktion von Anfang Juli 2022 sind einfach: 15 vorab ausgewählte Produkte – von einem Päckchen Butter bis hin zu einer Packung Nudeln – werden jeweils bei sieben unterschiedlichen Lebensmittelhändlern in Oberhausen gekauft. Dazu zählen: Lidl, Netto, Edeka, Rewe, Kaufland und der Online-Lieferdienst Picnic.
Bei den Produkten, die es auf dem Sterkrader Wochenmarkt zu kaufen gibt, vergleichen wir auch hier die Preise. Die Menge wird vorab festgelegt, bei Butter handelt es sich beispielsweise um ein 250 Gramm-Päckchen und bei Milch um einen Liter frische Vollmilch. Es wird jeweils das günstigste Produkt des Ladens berechnet, in der Regel handelt es sich hier um die Hausmarke. Angebote werden nicht berücksichtigt, um den Normalpreis der Lebensmittel vergleichen zu können.
Diese Produkte gibt es bei allen Läden zum gleichen Preis
Bei der Auswertung aller Preise zeigt sich: Für einige Lebensmittel berechnen alle Geschäften exakt gleich viel. So kostet die günstigste Butter überall 2,19 Euro, ein Kilo Zucker 79 Cent und 500 Gramm Nudeln 89 Cent. Auch eine Tafel Schokolade ist in jedem getesteten Laden für 49 Cent zu kaufen. Jedoch zeigt sich, dass die Preise innerhalb eines Geschäfts stark schwanken, sobald man nicht mehr zum billigsten Produkt greift: So kostet eine Markenbutter bei Penny bis zu 3,49 Euro und damit 1,30 Euro mehr als die Hausmarke.
Tomatenpreise unterscheiden sich um bis zu 400 Prozent
Deutliche Unterschiede zwischen den Händlern gibt es insbesondere bei Obst und Gemüse. 500 g Tomaten werden beim Lieferdienst Picnic schon für 85 Cent angeboten, bei Rewe hingegen zahlt man für die günstigste Schale 1,99 Euro. Wer hier sparen möchte, sollte auf dem Sterkrader Wochenmarkt vorbeischauen, Tomaten erhält man hier schon für unschlagbare 50 Cent pro 500 Gramm – ein Viertel des Rewe-Preises! Hier stimmt also der Ruf der Wochenmärkte bei vielen Verbraucherinnen nicht, dass der Einkauf dort meist teurer ist als in stationären Läden.
Auch der Gurkenpreis schwankt stark und sorgt für eine Überraschung: Während das Gemüse bei Edeka für 44 Cent pro Gurke zu kaufen ist, zahlt man bei Lidl 59 Cent und bei Rewe stolze 99 Cent – der Discounter ist hier also teurer als Edeka. Noch überraschender fällt das Fazit bei den Apfelpreisen aus: Hier ist Lidl von allen getesteten Läden am teuersten mit 1,99 Euro pro Kilogramm. Zum Vergleich: Bei Edeka gibt es das Kilo schon für 1,39 Euro zu kaufen.
Dennoch: Bei vielen Produkten lohnt sich der Gang zum Discounter, insbesondere bei Fleisch- und Wurstwaren sowie Milchprodukten. Während der Kunde für eine 150-Gramm-Packung Salamiaufschnitt bei Netto 1,29 Euro und bei Lidl 1,59 Euro zahlt, muss er bei Edeka 1,79 Euro auf die Ladentheke legen – und bei Rewe sogar 2,41 Euro. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Vergleich der Freiland-Eierpreise. Für zehn Eier zahlt man bei Lidl und Netto 2,29 Euro, bei Edeka sind es 3,79 Euro. Auch Kartoffeln gibt es mit 2,89 Euro für einen 2,5 Kilo Sack bei Lidl am günstigsten.
Online-Lieferdienst unschlagbar günstig
Wo können Oberhausener also derzeit am billigsten einkaufen? Es ist tatsächlich der Online-Lieferdienst Picnic mit 22,96 Euro für alle 15 Lebensmittel – zusätzliche Liefergebühren muss man in diesem Fall nicht zahlen. Dicht gefolgt von Lidl mit einem Einkaufswert von 23 Euro und Kaufland mit 23,17 Euro. Netto (23,79 Euro) und Edeka (23,99 Euro) liegen im Mittelfeld. Mit Abstand am teuersten ist in unserer Preiserfassung Rewe. Für den Einkauf zahlt man hier 26,31 Euro, das sind rund 15 Prozent mehr als bei Picnic.
Zudem fällt beim Einkaufen auf, dass bei Rewe viele Produkte ausverkauft waren; bei den anderen Läden waren wiederum alle Produkte vorrätig. Besonders bei Rewe kann es nach unserer Recherche deshalb passieren, dass die Hausmarke zwar grundsätzlich zu einem günstigen Preis angeboten wird, der Käufer jedoch bei einem leeren Regal auf ein teureres, vorrätiges Produkt ausweichen muss. Wenn das günstige Mehl beispielsweise ausverkauft ist, muss der Kunde statt 45 Cent schon 1,19 Euro für das Mehl einer anderen Marke zahlen.
Preisvergleich 2021 und 2022: So viel Aufpreis zahlt man durch die Inflation
Ebenfalls interessant: Betrachtet man die inflationsbedingten Preissteigerungen nur von Lebensmitteln, so sind diese nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes durchschnittlich um über elf Prozent gestiegen – innerhalb eines Jahres von Juli 2021 bis Juli 2022. Beachtet man die Inflationsrate von 11,1 Prozent bei diesem Einkauf, hätte man statt heute durchschnittlich 23,87 Euro für dieselben Produkte im Jahr 2021 noch 21,49 Euro gezahlt – 2,38 Euro weniger.
Die pauschale Durchschnittsbetrachtung aller Lebensmittelpreise verschleiert allerdings, wie sehr sich einzelne Warengruppen innerhalb eines Jahres verteuert haben. So stieg der Preis für das 250-Gramm-Päckchen Butter von durchschnittlich 1,50 Euro vor einem Jahr auf 2,19 Euro heute. Für eine Gurke hat man 40 Cent gezahlt – heute sind es im Schnitt 58 Cent. Das entspricht einer Preissteigerung von 45 Prozent!