Oberhausen. Der Krieg in der Ukraine hat bei Karl Schumacher eine Reise nach Moskau in lebhafte Erinnerung gerufen. Im Jahr 2019 traf er Michail Gorbatschow.
Der Oberhausener Karl Schumacher blickt in diesen Tagen wie viele Bürger konzentriert auf die Nachrichten aus der Ukraine und Russland. Am 20. August 2019 hat der heute 70-Jährige in Moskau den ehemaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow getroffen.
Jetzt, rund zweieinhalb Jahre später, sagt Schumacher: „In diesen Tagen erkennen wir deutlich, welche Ausnahme-Erscheinungen Michail Gorbatschow und Stanislaw Petrow darstellen – und wie viel die Welt ihnen zu verdanken hat.“ Schumacher hatte Gorbatschow 2019 in dessen Stiftung in Moskau besucht, um ihm ein kleines Buch zu überreichen, in dem erzählt wird, auf welche Weise Oberhausen an Stanislaw Petrow erinnert, den „Retter der Welt“.
Dramatische Nacht im September 1983 mitten im Kalten Krieg
Im September 1983 hatten die militärischen Kontrollgeräte Petrow als dem diensthabenden Offizier der sowjetischen Satellitenüberwachung einen atomaren Erstschlag der USA angezeigt. Petrow urteilte mit kühlem Kopf und größter Besonnenheit, dass es sich um einen Computerfehler handeln muss, und entschied, die Erstschlag-Meldung zu ignorieren. Der Offizier verhinderte so wohl den Dritten Weltkrieg. Eine Heldentat mitten im Kalten Krieg, deren überragende Bedeutung gerade in diesen Frühjahrstagen des Jahres 2022 deutlich wird.
Wieder ist erschreckenderweise von einem möglichen Dritten Weltkrieg die Rede. Präsident Wladimir Putin hat die atomaren Verbände der russischen Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Experten warnen vor möglichen Missverständnissen auf beiden Seiten – Missverständnisse, die zu einem atomaren Schlagabtausch führen könnten. Petrows Heldentat gewinnt auf geradezu schockierende Weise neue Aktualität.
Gedenktafel erinnert in Osterfeld an den „Retter der Welt“
Oberhausen erinnert seit Mai 2019 als erste Stadt weltweit mit einer Gedenktafel an den im Mai 2017 verstorbenen Russen, der im Jahr 1999 Oberhausen besucht hat. Karl Schumacher konnte zur Einweihung der Gedenktafel im kleinen Park an der Vestischen Straße sogar die eigens angereisten Kinder Petrows, seine Tochter Elena und seinen Sohn Dmitry, begrüßen.
In diesen Frühjahrstagen erinnert sich Karl Schumacher daran zurück – und an die Visite bei Gorbatschow in Moskau. „Gorbatschow hat sich selbst in einer entscheidenden Phase der Weltpolitik nicht wichtig genommen und sich für die Menschlichkeit entschieden“, sagt der Oberhausener. Das sei gerade in diesen vom Krieg geprägten Tagen zu würdigen und damit werde er für immer im Gedächtnis der Menschheit bleiben – ebenso wie Petrow.