Mülheim..

Eigentlich ist Erik gar nicht so ein Sturkopf. Obwohl er diesen schlechten Ruf schon lange weg hat. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Der Eselhengst hört aufs Wort. Und lebt mit Eselfrau und -kind auf dem Grundstück von Ursula Stötzel und Jürgen Hallen in Selbeck. Doch das Paar befindet sich in einer finanziellen Notlage, hat Angst, ihre geliebten Tiere abgeben zu müssen. Und sucht daher Paten, die die Langohren mit Geld- oder Sachspenden unterstützen.

Jürgen Hallen räumt jeden Tag im Gehege seiner Esel auf, fegt, recht und bürstet die Tiere. Auf einer großen Wiese steht die Langohr-Familie beieinander und reckt die Köpfe neugierig über den Zaun. Immer wieder stellt Jürgen Hallen den Rechen zur Seite und streicht seinen Tieren durchs Fell. Er ist stolz auf die drei Esel und verbringt seine Freizeit am liebsten im Gehege vor dem Haus.

Erik, Janneke und Fiete heißen die Esel, seit 2009 leben die erwachsenen Esel bei Stötzel und Hallen in Selbeck. Eselkind Fiete wurde im März geboren und ist heute schon genauso groß wie seine Eselmutter. In dem Gehege am Rand des Entenfangs haben die drei genügend Platz und einen kleinen Stall, in dem sie bei kaltem Wetter Unterschlupf finden.

"Wir haben Angst, sie abgeben zu müssen"

Doch das Esel-Paradies ist bedroht: „Wir haben Angst, sie abgeben zu müssen“, sagt Ursula Stötzel. Gesundheitliche Probleme und ausbleibende Mieteinnahmen hätten sie in eine finanzielle Notlage gebracht, aus der sie zurzeit keinen Ausweg finden. Immerhin koste ein Esel mit Futter- und Tierarztkosten etwa 80 Euro im Monat, die Eselsfamilie verschlingt über 250 Euro in Form von Heu, Äpfeln oder Möhren. „Unsere Existenz ist gefährdet, aber wir würden unsere Esel trotzdem gerne behalten. Sie geben mir Kraft und bereiten so viel Freude“, sagt Ursula Stötzel.

Eigentlich hatte sie Größeres mit den Eseln vor, wollte aus ihnen Therapietiere für Kinder und Senioren machen oder einen Ort der Begegnung auf ihrem Grundstück am Fährbaum gestalten. Doch dann kamen die gesundheitlichen Probleme und finanzielle Schwierigkeiten. „Wenn sie etwas älter sind möchte ich aber gerne mit ihnen arbeiten und sie ausbilden.“

 "Mit einem Leckerchen als Lockmittel geben sie immer nach."

Denn Esel seien alles andere als Dummköpfe, sondern intelligente Arbeitstiere, weiß Ursula Stötzel. Zum Beweis ruft sie nach Janneke. Die Eseldame schaut aus großen Augen und spaziert gemächlich zum Zaun herüber. Eselkind Fiete bleibt dabei immer an ihrer Seite. „Er ist in den Flegeljahren“, sagt Ursula Stötzel. „Er probiert sich aus , ist frech und knabbert alles an“, lacht auch Jürgen Hallen. „Er schafft es sogar, mir die Schnürsenkel aufzuziehen.“ Ansonsten sind die drei gut auf Menschen geprägt und lassen sich gerne streicheln. Es sei denn, sie haben keine Lust. Dann sind sie ganz Esel – stur und unnachgiebig. „Aber das ist selten der Fall“, meint Stötzel. „Mit einem Leckerchen als Lockmittel geben sie immer nach.“