Oberhausen. Die Wohlfahrtsverbände fordern, dass das Thema Armut in Oberhausen zur Priorität wird. Vor der Wahl machen sie auf soziale Probleme aufmerksam.

Der Wahlkampf in Oberhausen wird unter anderem von der anhaltenden Corona-Pandemie geprägt. Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (AWG) fordert, dass die Sozialpolitik trotz Wirtschaftskrise nicht vernachlässigt werden sollte. Die Wohlfahrtsverbände wollen insbesondere vor der Kommunalwahl am 13. September nochmal auf die sozialen Probleme in Oberhausen aufmerksam machen.

Die AWG will mit ihrer Arbeit Präsenz in Oberhausen zeigen. „Wir gehören als Wohlfahrtsverbände in der Stadt schlichtweg dazu. Deswegen haben wir auch eine konstruktive Haltung zu den sozialen Themen. Unser Blick ist besonders auf die Menschen gerichtet, die es in dieser Stadt nicht so gut haben“, sagt Caritas-Direktor und Vorsitzender der AWG, Michael Kreuzfelder.

Im April 2017 wechselte Michael Kreuzfelder in den Vorstand der Caritas.
Im April 2017 wechselte Michael Kreuzfelder in den Vorstand der Caritas. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth


Deshalb müsse man seiner Meinung nach die Probleme erkennen und auch benennen. Insbesondere Arbeitslosigkeit und Armut seien aufgrund der Corona-Pandemie wichtige Themen. „Das RWO-Stadion könnte man fast nur mit Menschen füllen, die keinen Job haben“, betont Kreuzfelder. „Es ist uns klar, dass das kein Thema ist, was man kommunal alleine behandeln kann.“ Das sei bei den meisten sozialen Themen der Fall. Deshalb sei es für die Parteien schwierig, solche Themen bei einem Kommunalwahlkampf in den Vordergrund zu rücken. Besonders das Thema Armut sei dafür zu komplex.

Die Corona-Pandemie verstärkt die sozialen Probleme in Oberhausen

Soziale Themen spielten deshalb neben dem Kita-Bereich nur eine geringe Rolle im Wahlkampf, hat Kreuzfelder beobachtet. Für ihn besonders erschreckend: 28 Prozent aller unter 15-Jährigen in Oberhausen leben in Familien, die Sozialhilfe empfangen. „Wer im SGB-II-Bezug aufwächst, hat es später schwerer voll an der Gesellschaft teilzuhaben“, stellt Kreuzfelder auf der Grundlage von Studien fest. Aus der Sicht der freien Wohlfahrtsverbände sollte das Thema für alle gesellschaftlichen Kräfte – auch die Kommunalpolitik – Kernaufgabe sein. Die Sozialkonferenzen, die aufgrund von Corona derzeit pausieren, seien beispielsweise ein gutes Mittel, um zu schauen, was in Oberhausen die großen Themen sind und welche Mittel zur Verfügung stehen.

Die Corona-Pandemie verstärke alle sozialen Probleme in Oberhausen und das verursache zusätzliche Kosten: „Ich glaube, dass wir noch gar nicht die Ausmaße kennen, was sich an sozialen Problemlagen in dieser Stadt verhärtet hat“, sagt Kreuzfelder. Da die Steuerbelastung zunimmt und die Sozialkosten der größte Posten im Oberhausener Haushalt sind, sorgen sich die Wohlfahrtsverbände darum, dass bei freiwilligen Leistungen der Rotstift angesetzt werde. „Es gibt eine Menge - zum Glück - freiwillige Leistungen in der Kommune“, so Kreuzfelder. Dazu gehöre beispielsweise die psychosoziale Beratung für Flüchtlinge. Dennoch hofft die AWG, „dass sich der künftige Rat dieser Verantwortung bewusst ist“.

Senioren sollen ab einem bestimmten Alter systematisch angesprochen werden


Neben der Arbeitslosigkeit möchte die AWG auch auf die Alters- und Familienarmut aufmerksam machen. Immer mehr Senioren gehen geringfügigen Beschäftigungen nach, um die Rente aufzubessern. Oft sei die Scham sich Hilfe zu holen groß, so Kreuzfelder. „Hier glauben wir, dass der möglichst quartiersorganisierte Ansatz mit den Quartiersbüros, die wir in der Stadt schon haben, gut ist.“ Die Wohlfahrtsverbände schlagen darüber hinaus vor, Senioren ab einem bestimmten Alter systematisch anzusprechen, um sie zum Beispiel auf Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen.