Oberhausen. Restaurants, Reisebüros, Kultur-Betriebe: Vielen Firmen droht durch die neue Corona-Verordnung das Aus. Das sagen die Experten der IHK dazu.

Mit deutlichen Worten kritisiert die auch für Oberhausen zuständige Essener Industrie- und Handelskammer (IHK) den von der Bundesregierung beschlossenen „Lockdown light“, der Restaurants und Gaststätten ab Montag zu einer mindestens einmonatigen Pause zwingt. Es könne nicht sein, dass die großen Mühen, die beispielsweise das Gastgewerbe in den vergangenen Wochen und Monaten unternommen hat, nun zunichte gemacht werden, sagt IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel
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„Wir schätzen, dass ein Teil der Betriebe einen erneuten Lockdown nicht überstehen wird“, erklärt die Oberhausenerin am Freitag bei der Präsentation des aktuellen Ruhr-Lageberichts in Essen. Auch bei Reisebüros und Veranstaltern sei die Situation dramatisch. Jeder zweite Betrieb in diesen Branchen beschreibt die Lage als schlecht. Ebenfalls rund die Hälfte blickt mit Sorgen in die Zukunft und fürchtet weitere Verschlechterungen.


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Mit Blick auf Kultur-Betriebe wie Kinos oder Konzerthäuser sagt Kruft-Lohrengel: „Eine ganze Branche steht mit dem Rücken zur Wand. Weiter zurück geht es kaum.“ Die Branche habe keine Perspektive, wie es weitergehen kann.


Auch branchenübergreifend sieht die Lage nicht gut aus: 30 Prozent aller Betriebe gaben bei der Umfrage an, sich in einer wirtschaftlich schlechten Lage zu befinden. Der Anteil hat sich damit im Vergleich zum Februar verdreifacht.

Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin IHK Essen, Mülheim, Oberhausen.
Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin IHK Essen, Mülheim, Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen


Es drohen auch weitere Jobverluste: Mehr als 20 Prozent der befragten Oberhausener Unternehmen gehen davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten sinken wird. Im Februar 2020 waren es noch etwas weniger als neun Prozent. Auch die Investitionsbereitschaft ist im Vergleich zum Jahresanfang deutlich gesunken.

Hoffnung in der Corona-Krise

Dabei hatten Blitzumfragen der IHK während der Corona-Krise durchaus Hoffnung gemacht. Nach dem wirtschaftlichen Tiefpunkt im April ging es für viele Betriebe wieder aufwärts, die Zukunftsaussichten besserten sich. Doch dieser Phase der Erholung lägen nun wieder dicke Gesteinsbrocken im Weg, meint IHK-Präsidentin Kruft-Lohrengel.


Wie geht es nun weiter? Eine exakte Prognose für die kommenden Wochen und Monate zu stellen, sei „Kaffeesatz-Leserei“, sagt Heinz-Jürgen Hacks, einer der Bereichs-Geschäftsführer bei der IHK zu Essen. „Wir arbeiten von Woche zu Woche und beobachten die Lage ganz genau.“ Niemand könne sagen, wie sich die Pandemie weiter entwickelt, wann sich die Virus-Lage entspannt und welche weiteren Verordnungen eventuell noch folgen.

Hinzu komme der psychologische Aspekt, der nur schwer einzuschätzen ist: Wie reagieren die Menschen auf die anhaltende Pandemie? Vermuten Menschen einen drohenden Rückgang der Wirtschaftsleistung, zögern sie mit Investitionen und halten ihr Geld lieber zusammen. Folge: Die Wirtschaft bricht tatsächlich ein.