Jutta Kruft-Lohrengel ist die erste Präsidentin der IHK in Essen. Sie hat die Frauenquote der Vollversammlung erhöht.
Als Sie 2013 zur Präsidentin Ihrer Kammer gewählt wurden, waren Sie die erste Frau in der damals 173-jährigen Geschichte der Essener IHK. Es wurde Zeit, oder?
Jutta Kruft-Lohrengel: Ja (lacht)! Die Zeit war einfach reif. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon länger eine Bundeskanzlerin. Warum soll es dann nicht auch eine IHK-Präsidentin in Essen geben? Ich sage aber immer: Es kommt nicht auf das Geschlecht, sondern auf den Menschen an. Auf das Engagement und den Spaß, mit dem man bei der Sache ist.
Würden Sie dennoch sagen, dass Frauen es schwerer haben, sich beruflich durchzusetzen?
Kruft-Lohrengel: Das kommt darauf an. In großen Konzernen gibt es für Frauen tatsächlich oft die Gläserne Decke. Sie bekleiden viel seltener Führungspositionen als ihre männlichen Kollegen.
Ist Ihnen das auch schon passiert?
Kruft-Lohrengel: Hier in der Kammer habe ich das Gefühl nie gehabt. Da gab es plötzlich eine Präsidentin – und das war gut. Wir haben es zudem geschafft, den Anteil der Frauen in der Vollversammlung auf 31 Prozent zu steigern. Das ist sehr erfreulich. Generell möchte ich sagen: Das, was hier in der IHK passiert, ist eine Teamleistung. Es gibt einen guten Teamgeist. Ich kann mir noch so viel vornehmen, wenn das Team nicht mitzieht, stehe ich auf verlorenem Posten. Das gilt auch für unsere Mitgliedsbetriebe. Vielen ist es nicht bewusst, aber das Rückgrat der IHK sind die ehrenamtlichen Unternehmer.
Sie sind nicht nur IHK-Präsidentin. Sie führen ein eigenes Unternehmen, sind ehrenamtliche Handelsrichterin, Vorsitzende des Freundeskreises der Ludwiggalerie und vieles mehr. Wie schaffen Sie das?
Kruft-Lohrengel: Ich bin in der glücklichen Situation, in meinem Unternehmen einen zweiten Geschäftsführer zu haben. Ich habe immer das Gefühl, in Ruhe gehen zu können. Ich kann mich darauf verlassen, dass die Arbeit kontinuierlich weitergeht. Und ehrenamtlich engagieren kann man sich eh nur da, wo man Neigungen hat und wo es einem Spaß hat. Ich bin sehr dankbar, dass mein Leben so bunt ist.