Oberhausen. In Oberhausen ist ein smartes Verkehrsmanagement an den Start gegangen. 80 Erfassungsstellen sollen Autofahrer staufrei durch die Stadt lenken.


Zwischendurch wäre doch sicher auch Zeit für Werbeeinblendungen auf der hochformatigen LED-Fläche, meint Daniel Schranz, kaum angekommen vor der
neuen Verkehrsinfotafel
neben dem Hirsch-Center in Sterkrade. Das könnte dem Oberbürgermeister dieser klammen Stadt wohl gefallen – war aber nur ein Scherz. Wenn überhaupt, dann macht dieses Groß-Display nur
Werbung für die „Verkehrswende“
.


Zunächst soll das Schild an der östlichen Bahnhofstraße – neben elf weiteren im Stadtgebiet – „eine ordentliche Mobilität ermöglichen“, so der OB, und dank eines
verbesserten Verkehrsflusses
und damit reduzierter Abgase „einen
Beitrag zum Klimaschutz
leisten“. Daniel Schranz (CDU): „Wir sind stolz darauf, was der
Bereich Mobilität
hier auf den Weg gebracht hat“ – mit Blick auf ihre Arbeitsplätze im Technischen Rathaus vertreten durch Ricarda Makusch und Jenny Wegmeyer.

„Ein Leitsystem für die gesamte Stadt“


Nach der Steuerung des Verkehrsflusses auf der Mülheimer Straße, vorrangig durch optimierte Ein- und Ausfahrten für die Feuerwehr, und der
Zweieinhalb-Millionen-Euro-Investition in elf „Vollmatrixschilder“ für die Neue Mitte
ist das neue Verkehrsmanagement fürs übrige Stadtgebiet der dritte Baustein einer anspruchsvollen Mobilitätssteuerung. Der Oberbürgermeister nennt’s ein „Leitsystem für die gesamte Stadt“. Und die ist weidlich staugeplagt.

Chronisch staugefährdet: Auch vor der Osterfelder Unterführung soll schon in der nächsten Woche eine smarte Tafel informieren.
Chronisch staugefährdet: Auch vor der Osterfelder Unterführung soll schon in der nächsten Woche eine smarte Tafel informieren. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz


Schranz verweist auf
den „neuralgischen Stau-Schwerpunkt“ der Osterfelder Unterführung
: Die Infotafel, die an der Bottroper Straße noch in dieser Woche aktiv werden soll, bedeute „einen echten Mehrwert“ für motorisierte Verkehrsteilnehmer. 2,3 Millionen Euro, zu 70 Prozent finanziert vom Bundesverkehrsministerium, kosten die zwölf neuen Digital-Tafeln inklusive der Datenerfassung – denn ohne die hätten die leuchtenden LED-Anzeigen keine Basis.

Und damit sehen die Macherinnen aus dem Technischen Rathaus ihre Stadt in Sachen Verkehrsmanagement ganz vorne. „Wir nehmen unsere Daten nicht von Google Maps“, betont Ricarda Mauksch, Vize-Bereichsleiterin Mobilität. Vielmehr erkennen die 80 Erfassungsstellen im Stadtgebiet, ob sie es mit Pkw, Lkw oder Zweirädern zu tun haben – „und das sekundengenau“, so Mauksch. „So eine Technik ist schon etwas Besonderes.“

Datenauswertung macht Schleichwege sichtbar

Durch die Auswertung der Datenmengen lassen sich auch „Routen erkennen“, ergänzt Jenny Wegmeyer, Teamleiterin Verkehrstechnik: wenn etwa mehr und mehr Fahrer von den Verkehrsplanern ungewollte Schleichwege durch Wohngebiete nehmen sollten. Wegmeyer betont allerdings auch: „Wir haben nur anonymisierte Daten“ – die Verkehrspolizei kann hier nicht mitlesen.


Das vierte der allesamt nahezu zeitgleich auf den Weg gebrachten Verkehrslenkungs-Projekte, alle zu 70 Prozent vom Bund bezuschusst, ist die „
Radrouten-App
“. Für die ersehnte Verkehrswende wohl das wichtigste Element: Denn, wie Ricarda Mauksch erläutert, ist die technische Datenerfassung von Fahrrädern „besonders schwierig“. Auch diese App-Daten sind selbstverständlich anonymisiert. „Jetzt fehlt nur noch flächendeckend Glasfaser“, meint Jenny Wegmeyer. Dann wäre Oberhausen ganz vorne auf der Datenautobahn.