Mülheim.

„Kennt ihr was, das Kopf, Fuß und Rücken, aber keinen Bauch hat?“ Die Kinder überlegen – und antworten: „Ein Buch!“ Sven Olbrich lächelt und fährt mit dem Finger über die Bindung. „Das hält die Seiten zusammen“, erklärt der Buchbindermeister. Im Rahmen der neuen Ausstellung „Das geht auf keine Kuhhaut“ lernen 14 Kinder im Leder- und Gerbermuseum einen Tag lang das Handwerk der Buchbinderei.

Zunächst erklärt Workshop-Leiter Sven Olbrich, wann, wie und wo Bücher überhaupt entstanden sind. Und führt die Kinder dafür durch die neue Ausstellung zum Buchbinderhandwerk „Das geht auf keine Kuhhaut“. Er deutet auf Koperte in einer Glasvitrine: „Das ist die Urform des Buches.“ Dann gibt es noch Bücher zum Protzen, die sich Mönche damals an die Kutte hängten oder Pergamente und Wälzer mit Einband aus gegerbten Leder. Ein solches wollen die Kinder heute selber herstellen.

Die richtige Farbe muss her

David hat bereits im ersten Workshop am Vormittag ein Mäppchen aus Leder gebastelt. Edel sieht es aus, eine schwarze Tasche mit beigefarbenen Bändern am Rand ist entstanden, einen Klettverschluss hat sie auch. „Und ein Drache aus Leder kommt noch darauf“, erklärt der Neunjährige. Nun sucht er die richtige Farbe für seinen Bucheinband aus. Türkis, gelb oder doch lieber schwarz? Auch die anderen Kinder, die am Samstagmittag im Leder- und Gerbermuseum am Workshop teilnehmen, suchen sich eine passende Farbe für ihren eigenen Bucheinband aus.

David und die anderen schneiden mit Hilfe einer Schablone das Leder zurecht und breiten es vor sich auf dem Tisch aus. Die bunten Blätter für den Innenteil falten sie einmal in der Mitte und legen es auf das Leder. Buchbindermeister Sven Olbrich erklärt jeden einzelnen Schritt, gibt Hilfestellungen beim Ausstechen der Löcher oder beim Einfädeln des Fadens. Mit einer Auswahl an bunten Perlen können die Jungen und Mädchen ihre Bücher verzieren. Patrick (14) bleibt beim klassisch-schwarzen Einband und hat sich dazu gelbe Seiten ausgesucht. „Das werde ich wohl verschenken.“

"Eigentlich lese ich nur Comics"

Auch Tom und Marcel hantieren mit Nadel, Faden und Leder. „Eigentlich lese ich ja nur Comics“, lacht Marcel. „Doch in dieses werde ich meine eigenen Geschichten schreiben“, verrät der Zwölfjährige. Das Leder- und Gerbermuseum kennt er bereits von anderen Workshops. „Außerdem habe ich hier mal meinen Geburtstag gefeiert.“ Ihm gefällt es, den Computer mal ausgeschaltet zu lassen, mit den Händen zu arbeiten – und andere Kinder kennen zu lernen. So wie Sitznachbar Tom.

Der Neunjährige liest jeden Abend vor dem Schlafengehen mindestens zehn Minuten lang und schreibt gerne eigene Märchen. „Die werde ich in das Buch übertragen.“ Die Jungs verraten: „In das Buch bauen wir noch ein geheimes Kapitel ein.“ Vielleicht möchten sie das selbst gebundene Buch aber auch als Tagebuch nutzen. Genügend Erzählstoff für den ersten Eintrag haben sie ja nun.

Infos: Ein weiterer Kurs für Kinder zum Thema Buchbinden findet am 28. Januar um 13.30 Uhr und um 15.30 Uhr statt. Am Wochenende 4./5. Februar folgt ein Grundkurs „Buchbinden für Erwachsene“. Beginn ist jeweils um 10 Uhr, die Teilnahme kostet 130 Euro (inkl. Material). Weitere Informationen gibt es im Internet: www.leder-und-gerbermuseum.de oder telefonisch unter Tel.: 0208 -302 10 70.