Mülheim. Passend zum Welttag des Buches am 23. April feiert die Buchhandlung von Michael Fehst in Mülheim ihren ersten Geburtstag. Der urige Laden am Löhberg kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Zahlreiche Stammkunden gibt es bereits.

Zum Stöbern und Staunen lädt der kleine Buchladen am Löhberg 4 ein. Man kann dort Stunden verbringen, um zwischen den Büchern den originellen Inhalt von Kistchen und Kästchen zu entdecken. Viel Glück ist dabei: Tickets ins Glück, beste Wünsche in allen Formaten, das Püttstück als Seife, Grubengold als Badesalz, Mülheimer Impressionen als Postkartensätze von Daniel Traub, ein Vogelhaus mit himmlischen Botschaften, französische Milchkännchen und viele andere schöne ruhrgebietstypische und lokale Sachen, wie etwa die Mülheim-Gemälde von Bernd Hasch oder auch Mülheim-Bücher.

"Qualität und Niveau müssen stimmen"

Der Laden von Fehst ist ein bisschen so etwas wie eine Wundertüte. Kein Ramsch, denn „Qualität und Niveau müssen schon stimmen“. Einen Aha-Effekt erleben nicht nur Menschen jenseits der 50, wenn sie die auf Nostalgie gemachten Verwandlungsbilderbücher für Kinder aufschlagen oder Pop-Ups, bei denen sich ein Zirkus vor der Nase aufbaut. Beim Aufklappen anderer Bücher zwitschern Vögel, brüllen Dinosaurier oder singen die Wale.

Bei diesen liebevoll gemachten Dingen gerät selbst der erfahrene Buchhändler ganz aus dem Häuschen und wird wieder zum kleinen Jungen. Der Besuch seines Ladens „soll ein Lusterlebnis und überraschend sein, einfach Freude machen“, sagt Michael Fehst. Bücher und Geschenkartikel halten sich in seinem Sortiment die Waage. „Nur Buch ist einfach langweilig, wobei Bücher ein sehr wertvolles Gut sind.“

Lesungen in gemütlicher Atmospäre

Am Welttag des Buches, am 23. April, feiert der Laden in der Stadtmitte seinen ersten Geburtstag. Als Michael Fehst vor einem Jahr anfing, war er zwar mit Herzblut und hoffnungsvoll dabei, aber auch ein bisschen skeptisch. Hatte er doch gerade den Niedergang der Buchhandlung am Kohlenkamp erlebt, wo er früher arbeitete. „Bei allem Optimismus, den man pflegen kann, ist eine gesunde Skepsis gut. Die hält einem am Boden.“

Sein Geschäftskonzept am Löhberg, die Kombination aus Schmökern, Geschenken und Kultur wie Lesungen in gemütlicher Atmosphäre ist aufgegangen. Frei nach dem Motto „es soll bei mir nicht so aussehen wie in allen anderen Buchhandlungen“ hat er seinen eigenen Kopf und Stil samt ebensolcher Einrichtung durchgesetzt.

Stammkundschaft und neue Gesichter

Umso mehr freut es ihn jetzt, wie gut sich der Laden entwickelt hat. „Ich bin meinen Kunden sehr dankbar, dass sie mir so die Treue halten.“ Besser als erwartet, „haben wir schon ein sehr erfolgreiches Jahr hinter uns gebracht“. Er meint damit auch seine drei Teilzeitkräfte. Neben einer Stammkundschaft, „sehe ich regelmäßig neue Gesichter, die kommen und staunen, obwohl ich doch nur meine Arbeit mache“.

Sehr viel Regionalliteratur und Kinderbücher, Romane, Krimis, saisonbezogen Garten- und Küchenbücher verkaufe er. Die Nähe zu Mülheimer Autoren, denen er eine Plattform bietet, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Akteuren und Geschäftsleuten in der Innenstadt ist Fehst wichtig.

Individuelle Geschäfte fehlen

Übers Jahr finden einmal im Monat Lesungen statt. Häufig ist das Teegeschäft um die Ecke dabei. „Es ist eine schöne Nachbarschaft.“ Solche Abende mit Lesungen und Tee kommen gut beim Publikum an.

Kürzlich ist Fehst der Werbegemeinschaft Innenstadt (WGI) beigetreten. Aus Überzeugung, dass sich etwas tun muss beim Handel in der City. Die Situation sei doch schon lange so. „Ich verstehe nicht, dass die Stadt nichts unternimmt.“ Bäckereien und Handyläden gebe es inflationär. Es fehle an kleinen, individuellen Geschäften. Angst habe er davor, dass noch mehr kleine Läden schließen, „weil es das Stadtbild ärmer macht“. Eine starke Interessengemeinschaft brauche es, um der Politik Argumente zu liefern, „dass sich hier etwas bewegt“.

Weltrekordversuch mit einer Marathon-Lesung

Mit dem Versuch, durch eine Marathon-Lesung ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen, eröffnete Michael Fehst am 23. April 2010 seine Buchhandlung am Löhberg 4. Vor einem Jahr wurden 36 Stunden gelesen. Jetzt wird’s ernst mit dem Rekord: Am Samstag, den 18. Juni, wird ein Lesemarathon über 60 Stunden im Rahmen des Straßenfestes auf dem Löhberg gestartet. In einem bequemen Sessel im Schaufenster kann jeder vorlesen, was er will und so lange er will. Wer mitmachen möchte, meldet sich bei Michael Fehst unter: 0208/74 04 93 80, www.buchamloehberg.de