Gelsenkirchen. Party am Stadtstrand: Die Gelsenkirchener Schausteller-Familie Arens will am Berger See eine Strandbar eröffnen. Nicht jeder findet die Idee gut.
- Die Gelsenkirchener Schausteller-Familie Arens möchte am Berger See einen „Stadtstrand“ mit Cocktailbar und Party-Events eröffnen.
- Vorbild ist der „Stadtstrand am Hengsteysee“ in Hagen, den die Familie 2021 einmalig umsetzte.
- Skeptisch ist etwa noch die FDP – und mit der Genehmigung wird es wohl noch dauern. Zudem sorgt der Personalmangel für Probleme.
Sand zwischen den Zehen, Party-Musik in den Ohren, süße Cocktails auf der Zunge – und das am Berger See, mit Blick auf die Fontänen? Das ist die Vision der Schausteller-Familie Arens, für die sie in der Politik so viel Unterstützung bekommen hat, dass die Umsetzung eines „Stadtstrands“ in Gelsenkirchenim Haushalt als Zielvorgabe festgehalten wurde. Heißt: Die Politik hat die Verwaltung beauftragt, die erstmalige Umsetzung des Konzepts „Gastronomie am Wasser“ mit zu unterstützen und so ein Angebot mittelfristig fest zu etablieren. Nur in diesem Sommer wird es – anders als zunächst erhofft – noch nichts.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++
Mit den Beach Partys am Berger See wollen die Arens an ihren Erfolg mit dem „Stadtstrand am Hengsteysee“ anknüpfen. Dort, in Hagen, hatten sie im Sommer 2021 als einmaliges Pilot-Projekt zeitweise eine Strand-Bar an einer Stelle aufgebaut, an der seit Jahrzehnten wirkungsvolle Freizeitangebote vermisst wurden – und holten sich mit der Kombi aus Gastro und Strandpartys selbst aus dem Corona-Loch. „Das wurde wirklich gut angenommen“, sagt der Gelsenkirchener Jeffrey Arens.
Fachkräftemangel in der Gastro sorgt für Verzögerung des „Stadtstands am Berger See“
Wie es um eine Gelsenkirchener, im Idealfall dauerhafte Version des Stadtstrands bestellt ist, wollte die SPD auch im vergangenen Wirtschaftsausschuss wissen – und erhielt eine ernüchternde Antwort von der Verwaltung: Aufgrund des derzeitigen akuten Fachkräftemangels in der Gastronomie sei es für die Familie Arens nicht möglich, das Projekt 2022 auf die Beine zu stellen.
- Lesen Sie auch:Cafés & Restaurants: Die Neueröffnungen in Gelsenkirchen
Jeffrey Arens, dessen 50-köpfiges Team jetzt auf Stadtfesten und Kirmessen in der Region sehr gefragt ist, bestätigt das, aber er ergänzt noch einen weiteren Grund: „Es wird in der Eventgastronomie jetzt sehr viel nachgeholt, wir haben eigentlich kein Wochenende frei.“ Da könne man ein Projekt in einer solchen stattlichen Größenordnung wie die Gastro am Gelsenkirchener Wasser nicht auch noch stemmen. „Es ist aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.“
FDP Gelsenkirchen ist skeptisch: „Klingt wie Ballermann am Berger See“
Was Arens mit der stattlichen Größenordnung meint: „Wir haben vor, eine Beach Area mit 3000 Quadratmetern zu integrieren, mit feinem Sand und Sonnenliegen. Es soll ein ausgebreitetes Gastrokonzept mit großem Cocktailangebot und modernem Streetfood geben.“ Ob man das beim Biergarten und Restaurant am Schloss so toll findet? „In einer Zeit, in der die Gastronomen vor Ort durch zwei Jahre Pandemie unermessliche finanzielle Einbußen hinnehmen mussten, können wir keine neue Konkurrenz am Berger See gebrauchen“, meint Susanne Cichos, FDP-Fraktionschefin.
Cichos ist insgesamt wenig überzeugt, was den Stadtstrand angeht. „Irgendwie klingt das ein wenig nach Ballermann am Berger See und die Idee ist meiner Meinung nach genauso überholt: 20 Jahre, nachdem in Paris mit Paris-Plages am Seine-Ufer der erste Stadtstrand eröffnete, möchte man ein solches Projekt auch in Gelsenkirchen realisieren.“ Zudem stelle sich die Frage, ob das Naherholungsgebiet Berger See wirklich geeignet sei für einen Stadtstrand. „Welche Genehmigungsprozesse müssen an einer solchen Stelle durchlaufen werden?“, fragt Cichos.
SPD: Es muss zeitnah geklärt werden, ob der Stadtstrand überhaupt umsetzbar ist
Dass erst noch zwei umweltrechtliche Gutachten angefertigt werden müssen, bevor das Gastro-Konzept umgesetzt werden könne, wurde auch im Wirtschaftsausschuss deutlich. „Wir müssen in der Frage, welche Aussichten so ein Konzept auf der Fläche hat, in diesem Jahr unbedingt weiterkommen“, fordert der stellvertretende SPD-Fraktionschef Lukas Günther. Dass der Stadtstrand dem Biergarten und dem Restaurant zu sehr in die Quere kommen könnte, glaubt der Sozialdemokrat nicht. „Ich habe mir den Stadtstrand in Hagen angesehen. Das sind definitiv andere Zielgruppen.“
Pop-Up-Formate am Wasser?
Die Stadt will in diesem Jahr weitere Pop-Up-Formate wie den vorübergehenden Biergarten am Heinrich-König-Platz mit anstoßen, um nach der Corona-Dürre für mehr Aufschwung in der Gastro-Branche zu sorgen.Wirtschaftsförderungsdezernent Simon Nowack teilte im Wirtschaftsausschuss mit, dass auch Gespräche geführt werden sollen, ob entsprechende Pop-Up-Formate „am Wasser umgesetzt werden können.“