Oberhausen. Der Abriss des Kaufhaus-Gebäudes „Kaiser&Ganz“ ist nun schon sechs Jahre her – jetzt soll die Baulücke in der Sterkrader City geschlossen werden.
Mit drastischen Worten beschreiben Verantwortliche und Sterkrader Bürger die jahrelang architektonisch-blamable Situation an der zentralen Fußgänger-Kreuzung Bahnhofstraße/Steinbrinkstraße mitten in Sterkrade: „Das war viel zu lange ein Dreckloch in 1-a-Lage“ (Axel Lambertz, zweiter Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft – Stig), „das ist eine Katastrophe“ (Bürgermeister Manfred Flore).
Doch ab Frühjahr nächsten Jahres soll diese langlebige Baulücke nach dem Abriss des alten „Kaiser&Ganz“/KIK-Gebäudes im Jahre 2015 auf dem Weg der Besserung sein. Der Oberhausener Bauunternehmer Ingo Plaßmeier errichtet dann an der Steinbrinkstraße 213 für 8,2 Millionen Euro im Auftrag des Grundstückseigentümers Stadtsparkasse ein Mehrfamilienhaus – Stein für Stein in klassischer Bauweise.
Mit großem Aufzug für Liegendtransporte
Und was für eines, versprechen die Investoren: Mit acht Stockwerken so hoch wie kein anderes Gebäude in der Sterkrader City, mit einer hochwertigen Steinfassade, einem begrünten Dach, einer 107 Quadratmeter großen Penthouse-Wohnung auf dem Dach und 25 weiteren Wohnungen (45 bis 86 Quadratmeter) mit Balkon, Parkplätzen mit Elektro-Anschluss, großem Aufzug für Liegendtransporte, hochpreisiger Badezimmer-Ausstattung, neuestem Energiestandard mit Fernwärme und CAT7-Digitalverkabelung für 10-Gigabit-Netze der Zukunft.
„Das wird für Sterkrade ein sehr prägendes Gebäude“, zeigt sich Plaßmeier überzeugt, architektonisch konzipiert vom Oberhausener Architekturbüro Meier-Ebbers. Ist ein solches Hochhaus nicht zu klotzig für Sterkrade? „Nein, auf keinen Fall. Das Gebäude ist ein Statement, kleiner würde es in der Masse untergehen.“
Tatsächlich mögen für die Höhe des Hauses auf dem schwierigen Eck-Grundstück auch Rendite-Gründe eine Rolle spielen – denn die Sparkasse als neuer Grundstückseigentümer (vorher die Stadttochter OGM) agiert seit einiger Zeit als neuer Immobilien-Investor im Stadtgebiet und will bei aller Liebe zu Oberhausen dort natürlich kein Geld verbrennen. So kosten denn auch die Kaltmieten zehn Euro pro Quadratmeter. Für die große Penthouse-Wohnung mit Weitblick auf dem Dach sind sogar 12,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter eingeplant – macht also 1340 Euro Kaltmiete, also ohne Heizung und andere Nebenkosten. Für die gibt es sogar schon Interessenten.
Sozialwohnungen wie einst geplant (und nicht nur von der Linken Liste gefordert) gibt es im neuen Hochhaus mitten in Sterkrade nicht. Für arme Menschen sind die Wohnungen nicht gedacht – mit Absicht. Oberbürgermeister Daniel Schranz erklärt das so: „Alle wünschen sich gemischte Quartiere und keine abgehängten Stadtteile. Gerade für die Attraktivität der Innenstädte benötigen wir hochwertige Angebote. Davon haben wir nicht allzu viele.“
An sechs Standorten mit Wohnungen aktiv
An sechs Standorten in drei Oberhausener Stadtbezirken tritt die Stadtsparkasse seit einiger Zeit als Immobilieninvestor auf: In Sterkrade an der Neukölner Straße (Walsumermark) und der Ecke Steinbrinkstraße/Bahnhofstraße, in der Stadtmitte an der Gutenbergstraße und der Goebenstraße sowie in Alstaden am Lickenberg und an der Flügelstraße. „Wir machen das nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern auch als Signal an andere Investoren und um die Standorte aufzuwerten“, sagt Sparkassen-Chef Oliver Mebus. Dabei achte man insbesondere darauf, dass Oberhausener Handwerks- und Baubetriebe bei den Neubauten zum Zuge kommen.
Tatsächlich beobachtet Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Oliver Mebus ein reges Interesse der Bürger gerade auch an gehobenen Wohnungen. An acht Standorten baute, errichtet oder plant das Geldinstitut mittlerweile Wohnhäuser: „Sobald wir eine Baugrube ausheben lassen und einen Bauzaun aufstellen, rufen uns die ersten Interessenten an.“ Auch die geplante Sterkrader Penthouse-Wohnung hat schon Bürger angelockt, die dort einziehen wollen.
Schon im Mai 2020 hatte die Stadtsparkasse gehofft, dass das Bauprojekt bald losgehen kann; doch dann gab es noch etliche Detailprobleme. Im Frühjahr 2022 soll nun wirklich der erste Spatenstich erfolgen, schon Ende 2023 will die Plassmeier GmbH das Haus für besagte 8,2 Millionen Euro zum Festpreis erstellt haben – nach eigener Aussage überwiegend mit anderen Oberhausener Gewerken.
Sparkasse und Plassmeier GmbH: Bau erfolgt mit Oberhausener Handwerkern
Ausschreiben musste die Sparkasse den Auftrag übrigens nicht. „Plassmeier ist die erste Adresse in Oberhausen, er hält stets das Budget ein und ist meist schneller fertig als die Zeitplanung vorsieht“, begründet Mebus die Wahl. Sein Stellvertreter Thomas Gäng hebt hervor: „Endlich entsteht etwas Neues an dieser neuralgischen Stelle – und uns ist wichtig, dass das mit Oberhausener Unternehmen passiert.“
Mit dem Gebäude kann der Sparkassen-Vorstand noch einen Wunsch der Sterkrader erfüllen. „Durch unseren früheren Wegzug mit der Sparkassen-Filiale zum Sterkrader Tor haben wir im Kern Sterkrades auch eine Lücke gerissen. Das kritisieren noch heute die Bürger. Deshalb wollen wir die jetzt wieder füllen.“ Denn in der 70-Quadratmeter-Gewerbefläche im Erdgeschoss des hohen Mehrfamilienhauses richtet die Sparkasse ein Selbstbedienungscenter ein – mit Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker.