Probleme mit Südosteuropäern: Bewohner der Bruktererstraße in Gelenkirchen-Erle klagen einmal mehr über die Vermüllung ihrer Straße.
Der Kampf gegen Schrottimmobilien und Problemhäuser ist einer, der einen langen Atem braucht. Erfolge im Kampf gegen Dreck und Abfall sind eher temporärer Art. Zu sehen ist das jetzt wieder an der Bruktererstraße in Gelsenkirchen-Erle. An mehreren Häusern türmen sich abermals (Sperr-)Müllberge. Die Anwohner sind vergrätzt. Warum sich eine dauerhafte Lösung noch nicht abzeichnet.
Die Bruktererstraße in Erle war und ist ein Fall für das Interventionsteam der Stadt. Zuletzt sind die Einsatzkräfte am 30. Juli, zu einer Großkontrolle dorthin ausgerückt, um drei Gebäude und ihre Bewohner zu überprüfen. Es zeichnet sich ab, dass die Ordnungskräfte dort bald wieder vorstellig werden. Erneut haben Bewohner über Müll geklagt, der sich in Teilen des Straßenzuges türmt.
Das Problem ist nur: Trotz der Kontrollen, trotz der verhängten Bußgelder und trotz der Aufforderung an die Eigentümer, für Abhilfe zu sorgen, verpuffen meist alle Bemühungen wirkungslos. Ein entscheidender Faktor sei die große Fluktuation in solchen Immobilien, erklären mit der Problematik befasste Sozialarbeiter immer wieder.
Und auch Stadtsprecher Martin Schulmann erklärt auf Nachfrage: „Wir treffen praktisch ständig auf neu hinzugezogene Menschen.“ Heißt: Kaum, dass man die Eskalationsstufen Ermahnung, Informationen zu gesellschaftlichen Regeln und Bußgelder durchschritten hat, gehe es bereits wieder von vorne los.
Missbrauch von Sozialleistungen bis hin zu Baumängeln wie manipulierter Stromzähler, lebensgefährlichen Brandlasten oder massiven Bauschäden
Die Bruktererstraße stand schon oft im Fokus der Stadt. Der Aufwand, der Lage Herr zu werden, war jedes mal sehr groß. So seien nach Verwaltungsangaben dort zwischen 2017 und 2020 bereits zwölf Objektprüfungen durchgeführt worden, die letzten große Prüfungen fanden im August 2019 und eben am 30. Juli 2020 statt. Die Gebäude werden vornehmlich Südosteuropäern bewohnt.
Bei den Kontrollen wurden zumeist eine Vielzahl an Missständen aufgedeckt. Das Spektrum ist breit. Es reicht von fehlender Anmeldung über den Missbrauch von Sozialleistungen bis hin zu Baumängeln wie manipulierter Stromzähler, lebensgefährlichen Brandlasten oder massiven Bauschäden.
Aktuell sind Gelsendienste nach Angaben der Stadt am Dienstag, 23. Februar, Müll auf der Straße in einem kleinen Abschnitt gemeldet worden. Der Unrat ist am Mittwoch, 24. Februar, beseitigt worden. „Darüber hinaus liegen Gelsendienste keine Meldungen vor“, sagte Martin Schulmann. Weiterer Hinweise auf eine angespannte Lage in der Bruktererstraße existierten von Seiten der Sozialarbeit derzeit nicht. Auch der Kommunale Ordnungsdienst melde keine besonderen Vorkommnisse.
Immer wieder Beschwerden über Vermüllung in Gelsenkirchen
Nahezu wortgleich sind auch immer wieder die Beschwerden vieler Bewohner in Bulmke-Hüllen oder in Schalke Nord. Zuletzt schilderten WAZ-Leser der Redaktion darüber hinaus auch unhaltbare Zustände auf dem Privatparkplatz am Wiehagen in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Wo normalerweise Autos abgestellt werden können, türmte sich eine Menge stinkender und faulender Müll.
Das Vermüllungs- und das damit einhergehende soziale Problem beschäftigt die Stadt und ihre Bürger schon seit einigen Jahren. Zuletzt sorgten die fünf Bezirksbürgermeister der Stadt (alle SPD) für einiges Aufsehen, als sie die Bemühungen der Stadtverwaltung die Probleme mit der Zuwanderung aus Südosteuropa für gescheitert erklärten.
Wie die Stadt Gelsenkirchen das Problem angehen will
Etwa zwei Wochen danach präsentierte Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) ein „Bündel an Maßnahmen“ zur Integration der rund 10.000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien. So sollen beispielsweise fälschungssichere Schulbescheinigungen helfen, Sozialleistungsbetrug zu verhindern und in einem zentralen Anlaufpunkt in Ückendorf sollen Konflikte gelöst werden, ehe sie eskalieren. Außerdem will die Verwaltung möglichst viele Schrottimmobilien durch Ankäufe und Förderungen zum Kauf vom Wohnungsmarkt nehmen, um Anreize für einen Zuzug nach Gelsenkirchen zu verringern.