Mülheim. „Püngel und Prütt“ ist am Ende. Um den Unverpacktladen samt Café in Mülheim weiterzuführen, braucht es einen Investor oder Partner. Wieso?

Knapp drei Jahre ist es nun her. Da hatten drei junge Frauen aus Mülheim den Traum vom eigenen Geschäft. Sie steckten all ihre Energie in das Projekt und waren am Ende stolz, als endlich „Püngel und Prütt“ auf dem Schaufenster stand. Mit dem Unverpacktladen inklusive Café haben sie Mülheim den ersten großen nachhaltigen Shop geschenkt – und der Standort am Löhberg hat dazu beitragen, die Innenstadt zu beleben. Doch jetzt steht der Laden kurz vor dem Aus.

„Wir sind mit unseren finanziellen Ressourcen am Ende. Die Entscheidung fiel uns absolut nicht leicht, aber wir haben keine Energie mehr“, gesteht Jana Weyers, eine der drei Inhaberinnen. Nur noch zwei von ihnen seien gesundheitlich noch dazu imstande zu arbeiten. Um ihre Vision vom nachhaltigen Einkaufen zu verwirklichen, hatten sie eine Zwölf-Stunden-Schicht nach der nächsten geschoben und manchmal auch 15 Stunden am Tag gearbeitet.

„Püngel und Prütt“ in Mülheim bei Corona-Wirtschaftshilfe durch das Raster gefallen

Mülheim- Wie Püngel & Prütt durch Coronawellen schippertSchuld an der finanziellen Misere sei die Corona-Pandemie. Ursprünglich wollten Jana Weyers, ihre Schwester Lara Weyers und Ariane Gerke schon im November 2019 eröffnen. Durch eine Crowdfunding-Kampagne hatten sie davor knapp 30.000 Euro an Startkapital zusammen bekommen. Dann kamen jedoch bauordnungsrechtliche Fragen bei der Renovierung des Ladenlokals auf und die Eröffnung verschob sich in den Januar 2020.

Der 170 Quadratmeter große Laden lief damals gut an – bis zwei Monate später die Corona-Pandemie ausbrach. Um den Laden am Laufen zu halten, versuchten es die Gründerinnen mit einem Lieferdienst, veränderten Öffnungszeiten, neuen Angeboten und diversen Veranstaltungen. An Ideen mangelte es nicht, wohl aber an der fehlenden finanziellen Corona-Wirtschaftshilfe.

Lara Weyers, Ariane Gerke und Jana Weyers (v.l.) haben im Januar 2020 in der Mülheimer Innenstadt „Püngel und Prütt“ eröffnet. Jetzt sind die Gründerinnen mit ihren finanziellen Ressourcen am Ende und hoffen auf Investoren.
Lara Weyers, Ariane Gerke und Jana Weyers (v.l.) haben im Januar 2020 in der Mülheimer Innenstadt „Püngel und Prütt“ eröffnet. Jetzt sind die Gründerinnen mit ihren finanziellen Ressourcen am Ende und hoffen auf Investoren. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir haben keinerlei finanzielle Hilfe vom Staat bekommen, weil wir beim Pandemiebeginn noch Neugründerinnen waren“, erklärt Jana Weyers. Auch die Zusammenarbeit mit der Mülheimer Wirtschaftsförderung und ein Härteantrag beim Land NRW konnten daran nichts ändern.

Die drei Gründerinnen hoffen auf Investor oder Partner, der den Laden weiterführt

Jetzt – knapp drei Jahre später – können sie dem finanziellen Druck nicht mehr standhalten. „Wenn wir noch Energie hätten, hätten wir noch tausende Ideen. Wir stehen absolut hinter unserem Konzept. Die Entscheidung war deshalb sehr emotional und schwierig für uns“, gibt Jana Weyers zu. „Aber nicht nur Corona hat uns den Start erschwert. Auch der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf den Laden, weil alle Lebensmittel teurer werden.“

Bis Ende 2022 wollen sie deshalb einen Investor oder einen Partner gefunden haben, damit der nachhaltige Laden weitergeführt werden kann. „Vielleicht findet sich jemand, der ihn mit neuer Energie voranbringen kann. Darüber würden wir uns sehr freuen“, sagt Jana Weyers.

Wer ein Angebot unterbreiten möchte, kann sich an die Geschäftsführerinnen per Mail an zukunft@puengel-pruett.de wenden.