Oberhausen. Mit der Seilbahn über Oberhausener Straßen bis zum Centro schweben? Spinnerei? Oder ein gutes Projekt? Der Seilbahntag 2022 könnte es zeigen.

Der Februar 2022 könnte den entscheidenden Impuls setzen für die Verwirklichung des seit langem diskutierten Seilbahnprojektes in Oberhausen: Dann findet in der Nachbarstadt Essen der erste deutsche Seilbahntag statt, an dem die Stadt Oberhausen teilnehmen wird.

Strategie-Dezernent Ralf Güldenzopf ist mit Blick auf dieses Thema mit anderen Kommunen und Stadtplanern vernetzt, die sich mit Seilbahnen und deren Einsatzmöglichkeiten beschäftigen; er wird bei der Messe in Essen vor Ort sein. „Das Thema Mobilität und Verkehr wird auch in Oberhausen weiter wichtig bleiben. Weil es gerade in der Neuen Mitte zu einer der Herausforderungen gehört, wenn wir über weitere Entwicklung nachdenken, bin ich froh, dass unsere Fachleute auf dem Seilbahntag in Essen vertreten sein und sich weiter informieren werden“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU).

Seilbahn-Hersteller ebenfalls vertreten

Der erste deutsche Seilbahntag wird den Charakter von Messe und Kongress haben. Drei namhafte Hersteller von Seilbahnen werden dort präsent sein. Vergleichsweise niedrige Baukosten, schnelle Planung, schneller Bau und ein geringer Flächenverbrauch gelten als Vorteile von Seilbahn-Projekten im Vergleich zu anderen ÖPNV-Lösungen. Zudem können Hindernisse wie Flüsse, Kanäle oder breite Eisenbahn-Anlagen vergleichsweise leicht überwunden werden.

Das große Beispiel: La Paz

Das weltweit größte städtische Seilbahnnetz hat La Paz in Bolivien. Die Gondelbahnen erschließen dort den bolivianischen Regierungssitz und verbinden ihn auch mit einer Nachbarstadt.Es gibt dort zehn Seilbahn-Linien mit einer Gesamtlänge von 30 Kilometern.

Das für Oberhausen in den Blick genommene Seilbahnprojekt könnte Teil eines künftigen „Central Park“ werden: ein riesiges Naherholungsgebiet mitten in der Stadt – mit dem Kaisergarten, der angrenzenden Emscher-Insel, dem Waldgebiet Grafenbusch und dem Olga-Park in Osterfeld. Es gibt verschiedene Vorschläge, diese Flächen bis hin zum Centro miteinander zu verbinden. Eine Seilbahn etwa zwischen einer künftigen neuen Bahnstation im Bereich Lindnerstraße/RWO-Stadion bis zur Neuen Mitte und dem alten Stahlwerksgelände wäre zum Beispiel denkbar.

Möglich wäre auch eine Seilbahn, die von neu geschaffenen Parkplätzen in Nähe der A 42 zum Centro führt. „Eine Seilbahn zum Centro ist keine Spinnerei. Man braucht nur die richtigen Partner. Dann wird es ganz einfach“, meint zum Beispiel Centro-Manager Marcus Remark. Ähnlich optimistisch sehen das Thema viele Vertreter der Kommunalpolitik. Eine Seilbahn könnte zu einem neuen Markenzeichen von Oberhausen werden.

Bis zu sieben Kilometer lang

Als maximale Länge für eine innerstädtische Seilbahn-Verbindung werden von Fachleuten fünf bis sieben Kilometer genannt – eine Distanz, die also genau auf die Oberhausener Verhältnisse passt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Seilbahnen sind windanfällig, langsam und kaum barrierefrei zu erreichen. Und: Nicht nur Autobahnen und Bahntrassen, auch Seilbahnen benötigen einen Planfeststellungsbeschluss. Nur in sehr seltenen Fällen, etwa in Genua (Italien), ist eine Seilbahn bisher in den kommunalen Nahverkehr und dessen Tarifsystem integriert.

Seilbahnen sind auch nicht störungsfrei. So gab es 2017 wegen starker Windböen einen Zwischenfall in Köln, als 75 Menschen stundenlang in der Seilbahn über den Rhein festsaßen – die Kabel hatten sich verheddert. Die Passagiere mussten aus den Gondeln über dem Rhein abgeseilt werden.