Mülheim. Zum Tag der Deutschen Einheit lässt die Mülheimer Künstlergruppe AnDer Europa hochleben. Wie Kunst die Barrieren in der EU zu überwinden sucht.

Die Künstler-Gruppe AnDer zeigt am Europa-Pavillon in der Müga Flagge. Am Tag der Deutschen Einheit haben die acht AnDer-Künstler und ihre acht Tandem-Partner aus den Niederlanden, Italien, der Schweiz, Lettland, Montenegro, Portugal und Großbritannien ihre im Wind flatternden Kunstwerke der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Dem Regen zum Trotz sind gut 50 Kunstinteressierte zur Vernissage gekommen.

Kunstprojekt der AnDer-Gruppe will die Sprachbarrieren überbrücken

Die Künstlergruppe AnDer mit den Gastkünstlern Aradus, Heinz Häberli, Ivonna Zile, Bert Nijenhuis haben anschließend noch im Garten von Uwe Bleil die Aktion gefeiert.
Die Künstlergruppe AnDer mit den Gastkünstlern Aradus, Heinz Häberli, Ivonna Zile, Bert Nijenhuis haben anschließend noch im Garten von Uwe Bleil die Aktion gefeiert. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

In seinem Vortrag stellte der Mülheimer Kunsthistoriker Dr. Tobias Kaufhold jede Kunstfahne vor, begleitet wurde dies vom Mülheimer Musiker Markus Emanuel Zaja mit einer Klarinetten-Paraphrase der Europahymne. Kaufhold wies darauf hin, dass Künstler mithilfe ihrer kreativen Ausdrucksformen oft die Sprachbarrieren überwinden könnten, die eine Verständigung in Europa oft so schwer mache.

Nach der Vernissage lud AnDer-Mitglied Uwe Dieter Bleil die beteiligten Künstler zum europäischen Mittagsbuffet in sein Broicher Atelier ein. Bleil, der mit seinem italienischen Kollegen Luciano Rocco zusammengearbeitet hat, erklärte zum Prozedere: „Das ungewöhnliche Fahnenformat von vier Metern Höhe und einem Meter Breite war für alle Künstler eine Herausforderung. Wir haben ihnen im Rahmen unserer dreimonatigen Projektphase ihre Motivwahl freigestellt, dann aber festgestellt, dass die eingereichten Arbeiten mit Blick auf den Europaplatz und den Europapavillon in der Müga doch fast alle Bezug auf das Thema Europa nehmen.“

Abendsonne oder Atompilz – das ist eine Frage der Betrachtung

Die von den Künstlern angefertigten Miniaturen haben AnDer abfotografiert und als Vorlage an einen Verlag geschickt, der sich auf die Herstellung von Bannern spezialisiert hat. Bleil hat sein Original für die Europafahne als Aquarell-Portrait auf Karton gemalt. Es zeigt einen „Europäischen Optimisten“ mit rotem Turban. Der Portraitierte posiert vor einem Horizont, den man als Abendsonne oder als Atompilz interpretieren könnte, je nachdem ob man als Optimist oder Pessimist auf Bleils Bild schaut.

Vielfältig haben die Künstler die Fahnen vor dem Europa-Pavillon gestaltet.
Vielfältig haben die Künstler die Fahnen vor dem Europa-Pavillon gestaltet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die künstlerische Fahnenwerkschau haben Mülheimer Bürger, die Sparkasse, der städtische Kulturbetrieb, der Bildungsverein „Eltern werden - Eltern sein“ und die Kulturstiftung „Selbstlos“ unterstützt. Bis zum 31. Oktober ist sie in der Müga zu sehen.

Uwe-Dieter Bleil kann sich vorstellen, die mit Farben, Symbolen und fotografischen Elementen gestalteten Kunstfahnen auch vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und Straßburg oder in den Mülheimer Europaschulen zu zeigen. Langfristig sollen die von den 16 beteiligten Künstlern gestalteten Fahnen in deren Besitz übergehen. Ihre „Europa“-Fahnen-Ausstellung hat die Künstlergruppe AnDer mit einem Katalog dokumentiert, der für zwei Euro bei Uwe Dieter Bleil (42 92 34) erhältlich ist.