Mülheim. Viel ausstellen und verkaufen konnten die Mülheimer Künstler im Corona-Jahr 2020 nicht. Die Mitglieder der Gruppe AnDer waren dennoch nicht untätig.
Ganz ausgebremst worden sind die Künstler der Gruppe AnDer von der Pandemie nicht. Zwar war es in 2020 schwierig, Ausstellungen zu realisieren, Bilder und Skulpturen zu verkaufen und Schüler zu unterrichten, aber einiges ging doch. Und: Viele neue Arbeiten beziehen sich thematisch auf die Corona-Zeit.
Zwei Open-Air-Ausstellungen an der Stadthalle und in Saarn
Im Frühjahr 2020, in der ersten Welle der Pandemie, konnten die AnDer-Künstler die Mülheimer mit einem ungewöhnlichen Ausstellungsort überraschen. In den runden Fenstern der Stadthalle zeigten sie Kunst, die man mit dem Fernglas anschauen sollte. In der zweiten Welle waren ihrer Werke zur Weihnachtsgeschichte in der „Kunst raus“-Schau unter freiem Himmel in Saarn zu sehen. „Und natürlich haben wir uns auch auf die Jahresausstellung der Mülheimer Künstler im Museum vorbereitet“, berichtet Heiner Schmitz. Die allerdings ist verschoben worden von Dezember 2020 auf das letzte Quartal 2021.
Außerdem stellten einige AnDer-Leute unter dem Thema „AnDer Welten“ im Kolumbarium in Styrum aus. Zum Beispiel Ursula Vehar. In Analogie zum Ort, dem Kolumbarium, beschäftigte sie sich mit dem Motiv der Taube (lat.: columba). Zwölf Bilder bilden ein Tableau. Bezüge zur Corona-Krise, zu den Römern und der Brieftaubenzüchter-Tradition im Ruhrgebiet werden deutlich.
Bilder von Orten, "an denen ich 2020 leider nicht gewesen bin“
Auf die Pandemie beziehen sich auch aktuelle Arbeiten von Natalija Usakova. „Gesichter sind Welten, die viel vermitteln“, erklärt die Künstlerin. Sie habe Menschen mit Masken gemalt und versucht, festzuhalten, wie alleine die Augen Emotionen ausdrücken können. Darüber hinaus habe sie unter anderem Urlaubslandschaften gemalt. „Von Orten, an denen ich 2020 leider nicht gewesen bin.“
Für Heiner Schmitz war 2020 überhaupt kein Jahr der Untätigkeit. Für „Ander Welten“ steuerte er zwei Fotografien bei: zum Tod der Flüchtlinge im Mittelmeer und zur Abstandsregel in der Corona-Zeit. Außerdem arbeitete er zum Leben der Beduinenfamilien im nördlichen Jordan-Tal. Zwei Bilder dieser Reihe waren gerade in der großen Ausstellung „Crossroads“ in der Wolfsburg zu sehen, die Schmitz mit viel Einsatz vorbereitet hat. Die Schau mit Werken von 23 Künstlern konnte wegen des Lockdowns bisher leider nur online gezeigt werden.
Drei Aufträge retten Uwe Dieter Bleil übers Jahr
Uwe Dieter Bleil hat in den vergangenen, schwierigen Monaten eher kleinformatige Arbeiten ausgeführt, "die sich leichter verkaufen lassen". Viel mehr als sonst habe er auch das Internet als Präsentationsfläche genutzt. In Mülheim und Berlin konnte er einige Werke live zeigen. „Über die Corona-Zeit retten mich aber drei schöne Aufträge, die ich Anfang 2020 bekommen habe“, berichtet er. Er portraitiert Bauernhöfe.
Künstlerkollege Helmut Koch war ebenfalls bei einigen Mülheimer Ausstellungen dabei, fürs Kolumbarium hat er Welten geschaffen, „in die wir eintauchen, wenn wir mal sterben“. Es sind technisch aufwendige Arbeiten, in die er vielfach ein sandiges Pulver einarbeitet. Sie zeigen Landschaften in Jordanien und bei Hongkong - und eine Urwelt mit fantastischer Vegetation. Insgesamt sei die Corona-Zeit aber auch für Künstler aber „eine Zeit des Abwartens“, findet er.