Oberhausen. Die Einkäufe gehen bei Kaufland und Edeka Zurheide weiter. Doch Kunden sorgen sich über das künftig schmalere Angebot in Sterkrader Supermärkten.
Der Wind pfeift. Einkaufswagen rasseln am Sterkrader Tor über das Pflaster. „Das sind Wurst, Brot - etwas Obst“, sagt ein Mann mit Kapuze, während er den geräumigen Kofferraum seines Opels hastig belädt. „Bevor es zu spät ist.“
Mit den eilig eingekauften Lebensmitteln, die er in den ausklappbaren Plastikkorb räumt, wolle er sich den Gang vor die Haustür ersparen, wenn das orkanartige Wetter richtig „schei…“ wird.
Doch irgendwie kann man dem Last-Minute-Einkauf vor den Toren von Edeka Zurheide etwas doppeldeutiges andichten. Der Supermarkt schließt hier zum Jahresende. Der Besitzer begründet dies mit den steigenden Mieten der letzten Jahre. Zurheide möchte stattdessen die Filiale an der Luchsstraße in Alsfeld modernisieren.
Edeka: Frische Fertiggerichte fehlen älteren Kunden
Hinter den Eingangsklappen unterhalten sich zwei ältere Frauen über das Aus. An der offenen Kühltheke liegt fertig gekochter und abgepackter Schnittbohneneintopf, flankiert von Möhrengemüse bürgerlich mit Foliendeckel. „Die Gerichte schmecken ganz gut. Gerade wenn man alleine ist und nicht jedes mal kochen möchte“, sagen sie. „Ob Ältere ohne Auto dafür bis nach Alsfeld fahren?“
Die Supermarkt-Schlankheitskur für Sterkrade hat einige Kunden enttäuscht. Bistro, Feinkost, viel Obst und Gemüse. „Manche Produkte sind zwar teurer - aber die Fleischtheke ist groß und richtig gut“, heißt es einen ratternden Edeka-Einkaufswagen weiter. „Und Kaufland, ich weiß nicht? Auf so einer kleinen Fläche kann ich mir das gar nicht vorstellen.“
Der zweite Paukenschlag erfolgt nebenan. Kaufland gibt sein großes Haupthaus am Kleinen Markt auf und zieht bis Herbst 2023 in jene Zurheide-Immobilie am Sterkrader Tor. Branchenkenner erwarten, dass der Lebensmittelvollsortimenter seine Verkaufsfläche dort um 60 bis 70 Prozent verringert.
Auch in der Kaufland-Lobby am Kleinen Markt sind viele Tütenträger schon im Thema. „Klappt das am Sterkrader Tor mit dem Parken?“, möchte ein Kunde wissen. „Aldi bleibt ja nebenan.“ Er vermutet: Kaufland könnte mehr Alltagseinkäufer anlocken, die mit vollen Einkaufswagen möglichst nah vor der Tür parken wollen.
Kaufland: Kunden befürchten deutlich kleineres Sortiment
„Bekleidung und Haushaltswaren - so etwas wird es in einer kleinen Kaufland-Filiale dann wohl kaum geben“, spekuliert er weiter. „Ich finde es schade. Aber klar, den großen Laden hätte man hier schon renovieren müssen.“ Sterkrade werde bald etwas fehlen.
Und während Instant-Kaffee, Bananen und Fertigsuppen auf das Kassenband gelegt werden, schieben Einkäufer ihre voll beladenen Einkaufswagen zu den Aufzügen, die gen Parkdeck reichen. Apropos. „Was wird ohne Kaufland aus dem Parkhaus?“ Offene Fragen gibt es reichlich.
Wenn Kaufland im kommenden Jahr geht, werden sich sicher nicht nur die weiteren Geschäftsmieter im Gebäude eine schnelle Lösung wünschen. Außen befinden sich Ladenlokale von Commerzbank, Apotheke und Akustiker. Im Kaufland-Foyer öffnen Bäckerei, Imbiss, Tedi-Filiale, Schuster und Tabak-Zeitschriften-Laden. Sie profitieren durch Laufkundschaft von einem großen Ankermieter.
Ein ungenutztes Hochhaus sehen darum viele als Gift für den Kleinen Markt. Bezirksbürgermeister Ulrich Real: „Einen Leerstand müssen wir unbedingt verhindern.“ Das Gebäude befindet sich im privaten Besitz des Investors Wolfgang Hirsch.
>>> Supermarkt-Wechsel erfolgt im kommenden Jahr
Der Supermarkt Kaufland gibt sein Geschäft an der Bahnhofstraße auf und wechselt in die Immobilie von Edeka Zurheide am Sterkrader Tor. Der Umbau erfolgt ab Frühjahr 2023, im Herbst 2023 möchte das Großunternehmen dort eröffnen.
Edeka Zurheide konzentriert sich in Oberhausen künftig auf seinen Standort an der Luchsstraße, der umgebaut und modernisiert wird. Zurheide schließt am Sterkrader Tor zum Ende des Jahres 2022.