Oberhausen. „Unsere Kühlschränke sind leer wie die Centro-Promenade“: Das Blutspendezentrum Oberhausen schlägt Alarm. Warum die Zahl der Neuspender schrumpft.
Wenn ein schwerer Unfall passiert, kann ein Verletzter schnell mal auf 20 Blutkonserven angewiesen sein. Für solche Fälle hat die BZD-Gesellschaft für Transfusionsmedizin Duisburg, die auch das Blutspendezentrum am Centro betreibt, in der Regel 300 bis 500 Konserven verschiedener Blutgruppenkombinationen im Depot, wie Sprecherin Brigitte Dingermann erzählt. Nun seien es insgesamt nur noch weniger als 60 Konserven.
Das bedeutet: Ist jemand mit einem bestimmten Bluttyp in einen lebensgefährlichen Unfall verwickelt, kann es sein, dass das Blutzentrum nicht mehr genug liefern kann. „So schlimm ist der Mangel derzeit“, sagt Dingermann. „Wir leben von der Hand in den Mund. Unsere Kühlschränke sind genauso leer wie die Promenade.“ Auch Kliniken könne man teils nicht mehr beliefern.
DRK sieht derzeit keine Versorgungsprobleme bei Blutkonserven
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das mit Abstand den größten Teil der Blutversorgung in Deutschland übernimmt, will hingegen nicht von einer problematischen Versorgungssituation sprechen - und sieht sich darin bestätigt, die Blutspende nicht zentral, sondern durch mobile Teams anzubieten. „Es sind die Blutspendezentren, die jetzt leiden, weil ja auch die Läden drumherum geschlossen sind“, erklärt sich Stephan David Küpper, Sprecher beim DRK-Blutspendedienst West, die missliche Lage seiner Kollegen.
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Zwar hat auch das DRK im Sommer 2020 von einem „nie dagewesenen Mangel“ an Blutspenden gesprochen, die Termine seien jetzt aber wieder gut besucht. „Wir können zwar immer noch keine Firmenblutspenden anbieten, weshalb da sicher ein Teil aus dem Planungssystem herausbricht“, sagt Küpper. Gleichzeitig gebe es jedoch aufgrund von teils verschobenen Operationen weniger Bedarf an den Kliniken. „Wir können Aufkommen und Bedarf also derzeit ganz gut im Einklang halten.“
„Die Blutspende kommt in große Schieflage“
Im Blutspendezentrum am Centro hingegen schlägt man Alarm. Der wochenlange Lockdown, die leeren Parkhäuser, Restaurants, Läden und Cafés bedeuten für die Stelle: Kaum jemand, der die Blutspende sonst nach dem Einkauf oder auf dem Weg zurück von der Arbeit erledigt hat, kommt mehr vorbei. „Für viele ist die Fahrt zur Blutspende ohne den Shopping-Ausflug zu aufwendig“, sagt Sprecherin Brigitte Dingermann.
„Andere Menschen haben vielleicht Sorge, sich anzustecken – obwohl wir ja sehr umfangreiche Hygienemaßnahmen haben.“ Zusätzlich sei die Heimbetreuung der Kinder ein Problem - denn Begleitpersonen dürfen zurzeit nicht ins Spendezentrum. „Das alles addiert sich – und die Blutspende kommt in große Schieflage.“
Zahl der Neuspender ist am Blutspendezentrum stark rückläufig
Zudem ergänzt Dingermann: „Was uns zusätzlich Sorge bereitet, sind die stark rückläufigen Neuspender-Zahlen. Hier haben wir einen Rückgang von über 25 Prozent zu verzeichnen.“ Da Spender aus gesundheitlichen und Altersgründen ausscheiden, sei man aber dringend auf nachkommende Neuspender angewiesen.
Öffnungszeiten und Kontakt
Das Blutspendezentrum an der Centroallee 271 hat montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Betrieben werden auch Zentren in Duisburg, Gelsenkirchen und Wuppertal. Spender erhalten dort eine Entschädigung von 20 Euro, Kontakt: 0208/823110. Weitere Informationen gibt es auf blutspendezentren.de.
Blutspende-Termine beim Deutschen Roten Kreuz in Wortortnähe lassen sich auf blutspende.jetzt finden.
Während im ersten Lockdown auch aufseiten der Politik regelmäßig darauf hingewiesen worden sei, dass die Blutspendestellen trotz Lockdowns geöffnet hätten und appelliert worden sei, Spendetermine weiter wahrzunehmen, vermisst die Gesellschaft für Transfusionsmedizin nun politische Unterstützung. „Leider wurden wir Blutspendedienste im zweiten Lockdown völlig vergessen“, sagt Dingermann. „Auf keiner Liste der geöffneten Unternehmen werden wir explizit erwähnt.“
Also formuliert Dingermann die Appelle nun selbst: „Wir bitten dringend alle gesunden Menschen zwischen 18 und 60 Jahren, sich über die Blutspende zu informieren und, wenn möglich, ins Zentrum zu kommen.“ Nur mit Hilfe von deutlich mehr freiwilligen Lebensrettern könnten ein Blutengpass vermieden und Patienten mit den nötigen Transfusionen versorgt werden.