Essen. Für die großen Sieben der Tourismusbranche in Deutschland steht das Thema Nachhaltigkeit schon längst auf der Agenda. Wir haben nachgefragt.

Das Umweltbewusstsein der Deutschen ist hoch. Kein Wunder, dass sich dies auch auf das Reiseverhalten auswirkt. Wie, das fragt die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen aus Kiel in jedem Jahr in einer Umfrage. In einer Skala von 1 bis 5 können die Befragten einordnen, wie wichtig es für sie ist, ökologisch verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich zu reisen. Zum ersten Mal haben sich nun mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Teilnehmer in die beiden obersten Kategorien eingeordnet. Die beiden untersten, „trifft ganz und gar nicht zu“, wählten 2018 lediglich rund 13 Prozent.

Diese Entwicklung dauert schon länger an, in jedem Jahr nehmen die Zahlen der umweltbewussten Reisenden zu. Entgangen ist dies den großen Reiseveranstaltern selbstverständlich nicht. Schon längst steht das Thema bei ihnen auf der Agenda. Mittlerweile kommt keiner der Großen der Branche mehr ohne Umweltstrategie aus. Wir haben uns bei den sieben größten Reiseveranstaltern einmal umgehört.

TUI

„Nachhaltiger Tourismus und umweltfreundliches Reisen gehören seit jeher zur TUI-Strategie. So hatte TUI vor 30 Jahren als erstes Touristikunternehmen bereits einen Umweltbeauftragten“, erläutert die aktuelle Nachhaltigkeitsmanagerin Franziska Tritscher. Im größten Touristikunternehmen Deutschlands gibt es zahlreiche Hebel, die angesetzt werden.

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Die Flugzeugflotte von TUI fly wurde jüngst von der unabhängigen Klimaschutzorganisation Atmosfair auf Platz vier der klimafreundlichsten Airlines weltweit gesetzt. In Europa, so Konzernsprecher Kuzey Esener, betreibe man bereits jetzt die CO2-effizienteste Airline-Flotte Europas. Zudem besitzen 80 Prozent der konzerneigenen oder von der TUI Group geführten Hotels eine Nachhaltigkeitszertifizierung. Außerdem ist TUI (Cruises sowie Care Foundation) Mitglied der deutschen Nachhaltigkeitsinitiative Futoris, die Modellprojekte in Urlaubsländern u.a. im Hinblick auf Klimaschutz unterstützt.

Thomas Cook

Auch die Cook-Airline Condor schaffte es mit Platz neun in die Atmosfair-Top 10 der am wenigsten klimaschädlichen Airlines weltweit und ist neben TUIfly der einzige deutsche Vertreter. Doch der Ansatz ist viel größer. „An- und Abreise, Unterbringung und auch die Aktionen vor Ort unterliegen unserer Konzernstrategie der Nachhaltigkeit“, erläutert Friederike Grupp, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Thomas Cook Deutschland.

Seit rund neun Jahren gibt es bei ihrem Arbeitgeber ein Nachhaltigkeitsmanagement. Transport vor Ort wird in der Regel mit möglichst großen Bussen abgewickelt, um Mehrfachfahrten zu vermeiden und Energie zu sparen. Bis 2020 sollen alle Häuser der acht eigenen Hotelmarken eine Nachhaltigkeitszertifizierung besitzen. „Dafür ist viel Schulung der dortigen Mitarbeiter nötig“, so Friederike Grupp. Auch Thomas Cook ist Mitglied bei Futoris.

DER Touristik

„Unser Engagement erfolgt ganzheitlich – angefangen bei der Energieeffizienz in Reisebüros und Hotels, über Fragen der Kompensation von Flugreisen bis hin zur Schulung von Mitarbeitern und Partnern“, berichtet Ulrike Braun, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit. Zudem werde in vielen Hotels und Resorts u.a. Energie im Rahmen der international anerkannten Umweltmanagementnorm ISO14001 gespart, die übrigen sollen folgen. Kunden werden in den Häusern und Anlagen an Umweltboards informiert, wie Wasser und Energie gespart werden kann. „Und unsere eigene Charter-Airline ,die schwedische Novair, gilt als eine der treibstoffeffizientesten in Europa“, so Braun. DER Touristik ist auch Mitglied beim Verein Futoris.

FTI Gruppe

„Uns ist es ein besonderes Anliegen, Tourismus so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wir sind daher Mitglied bei Futouris e.V.“, so Ralph Schiller, Geschäftsführer der deutschen Nummer vier, der FTI Group. Seit 2018 werden nachhaltig zertifizierte Hotels in den FTI-Katalogen mit einem Label versehen und auch in allen Buchungssystemen für Reisebüros entsprechend gekennzeichnet.

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Darüber hinaus arbeitet FTI seit vielen Jahren mit den Klimaschutz-Organisationen Atmosfair und Myclimate zusammen. Flugpassagiere zahlen dafür freiwillig einen von den CO2-Emissionen abhängigen Klimaschutzbeitrag, den man dazu verwendet, erneuerbare Energien in Ländern auszubauen, wo es diese noch kaum gibt (Atmosfair) oder in Klimaschutzprojekte zu investieren (Myclimate). FTI kann ebenfalls auf eine Futoris-Mitgliedschaft verweisen.

AIDA

Auch Deutschlands größtes Kreuzfahrtunternehmen AIDA hat den Trend zum Energiesparen und möglichst wenig Emission längst erkannt. „Es ist das erklärte Ziel von AIDA Cruises, die Emissionen der gesamten Flotte so weit wie möglich zu senken. Wir investieren Jahr für Jahr Millionen von Euro in die Entwicklung und praktische Umsetzung neuer, effizienter Umwelttechnologien an Bord unserer Schiffe“, sagte Felix Eichhorn, Präsident AIDA Cruises, anlässlich der Vorstellung des aktuellen Nachhaltigkeitsberichtes AIDA cares 2018.

In den vergangenen Jahren wurde laut AIDA der Treibstoffausstoß der Flotte pro Mitfahrer um mehr als ein Drittel gesenkt. 2018 produzierte das Unternehmen Schlagzeilen, als es das weltweit erste Kreuzfahrtschiff in Dienst stellte, das mit emissionsarmen Flüssiggas betrieben werden kann. Bis 2023 sollen zwei weitere folgen. Unter anderem Energierückgewinnung und Abwärme-Nutzung helfen an Bord beim Energiesparen. Aktuell tragen mehr als 700 Landausflugsangebote das zusammen mit der Universität Lüneburg entwickelte Umweltsiegel.

Alltours

Die Firma Alltours stellt derzeit das Thema Nachhaltigkeit auf eine neue konzeptionelle Basis. Zu den Details will sich der Konzern zu einem späteren Zeitpunkt äußern.

schauinsland-Reisen

Auch beim Duisburger Veranstalter spiele das Thema Nachhaltigkeit von jeher eine Rolle. Bei seinen Flugreisen arbeitet schauinsland mit der Klimaschutz-Organisation Atmosfair (siehe FTI) zusammen. Ganz frisch ist der Beitritt in die Nachhaltigkeitsinitiative Futoris: „Wir freuen uns darauf, zukünftig auf die kompetente Beratung und die Unterstützung des Futoris-Netzwerks sowie des wissenschaftlichen Beirats zurückgreifen zu können, um das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben“, so Gerald Kassner, Geschäftsführer von schauinsland-reisen.