Essen. . Flugurlaub ist selbstverständlich geworden. Doch Fliegen schadet der Umwelt. Sieben Antworten auf zehn Fragen rund um die CO2-Kompensation.
In zwei Stunden nach Mallorca in acht Stunden in die Karibik: Flugurlaub ist heute für viele Menschen so selbstverständlich wie Bahn fahren. Denkt man aber an die Umwelt, ist der beste Flug in den Urlaub der, der nicht angetreten wird. Denn Fliegen ist nicht gerade klimafreundlich. Flugreisen belasten die Atmosphäre ganz erheblich mit Kohlendioxid. Für 0,75 Tonnen CO2 ist ein Passagier laut dem Rechner der gemeinnützigen Gesellschaft Klimaktiv in der Economy-Klasse auf dem Flug von Düsseldorf nach Mallorca verantwortlich, nach New York sind es schon 3,65 Tonnen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche jährliche CO2-Ausstoß in Deutschland liegt laut Umweltbundesamt bei 9,6 Tonnen pro Kopf.
Doch viele Ziele lassen sich eben nur per Jet erreichen. Die gute Nachricht: Wer den Kohlendioxid-Ausstoß für seine Reise ausgleichen will, der kann einem spezialisierten CO2-Kompensations-Anbieter entsprechend viel Geld für ein Klimaschutzprojekt spenden. So lässt sich der Schaden wieder ausgleichen. Doch wie funktioniert CO2-Kompensation genau? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Welche Idee steckt hinter der CO2-Kompensation?
Kohlendioxid ist ein Klimakiller: Das Gas bildet eine Hülle um die Atmosphäre und lässt zwar Sonnenstrahlen rein, Wärme aber nicht wieder ins Weltall entweichen. Dadurch heizt sich die Erde auf. Beim Fliegen wird sehr viel CO2 frei: Ein Flug von Frankfurt nach Madrid verursacht hin und zurück etwa eine Tonne davon – pro Passagier, nicht pro Flug. Wer fliegen muss und trotzdem kein Umweltfrevler sein will, der kann wenigstens einen Ausgleich schaffen: Er unterstützt Projekte, die an anderer Stelle auf der Welt entsprechend viel CO2 einsparen.
Welche Anbieter gibt es?
Bekannte Organisationen sind Atmosfair, Klima-Kollekte, Primaklima, Myclimate, Klimamanufaktur und Arktik. Sie alle wenden sich an Privatkunden, das heißt, ein einzelner Reisender kann über sie CO2 kompensieren.
Wie funktioniert die Kompensation konkret?
Der Reisende gibt z.B. auf der Webseite eines Kompensationsanbieters seine Reisestrecke an und erfährt dort, wie viele Tonnen CO2 der Flug verursacht. Er kann dann an Ort und Stelle das Geld für die Kompensation bezahlen. Der Kompensationsanbieter erwirbt daraufhin für die Summe abzüglich seines Verwaltungsaufwands Zertifikate eines Klimaschutz-Projektentwicklers. Alle Beteiligten werden über die Zertifikate vom WWF und anderen Umweltverbänden kontrolliert.
Was geschieht mit dem Geld?
Marktführer Atmosfair versorgt zum Beispiel in Afrika Familien mit effizienten Solaröfen, so dass dort weniger Feuerholz verbrannt und Wald vernichtet wird. In Nepal verarbeiten Minibiogasanlagen Kuhdung zu Gas, mit dem dann ebenfalls gekocht werden kann. Die Klima-Kollekte ersetzt in Indien Kerosinlampen durch Solarlampen.
Was kostet es?
Die Preise für die Kompensation sind recht unterschiedlich: Sie reichen von fünf bis 23 Euro pro Tonne CO2. Das hängt vor allem von der Art der Projekte ab.
Warum kommen die Organisationen auf unterschiedliche CO2-Verbräuche?
Wer seinen Flug bei den einzelnen Anbietern eingibt, der erhält ganz unterschiedliche Belastungen mitgeteilt. Ein Flug von Deutschland nach New York verursacht je nach Klimakompensator zwischen 2,3 und 3,8 Tonnen CO2 pro Passagier. Die Differenzen rühren aus unterschiedlichen Rechenmethoden. Wichtigster Faktor ist, um wieviel höher der Treibhauseffekt in der Flughöhe gegenüber dem Erdboden eingeschätzt wird. Dieser sogenannte RFI (Radiative Forcing Index) reicht von eins (gar kein Unterschied) bis drei (dreifache Belastung). Der Weltklimarat empfiehlt einen Faktor von 2,7.
Lässt sich die Zahlung von der Steuer absetzen?
Ja. Ausgleichszahlungen an Anbieter von CO2-Kompensation können Sie in Deutschland als Spende von der Steuer absetzen. Das ist allerdings nicht möglich bei Arktik und Klimamanufaktur, weil beide Organisationen nicht als gemeinnützig anerkannt sind.