Essen. . Die traditionelle Rede ist für den Brautvater eine emotionale Ausnahmesituation - sagt Frank Rosenbauer. Er hat es zum Beruf gemacht, Brautväter beim Verfassen ihrer Reden zu unterstützen. Damit die Feier im Zweifelsfall nicht zum Desaster wird.
Bei ihm geht es immer um die Liebe: Tag für Tag macht Frank Rosenbauer das, was andere Menschen füreinander empfinden, zum Thema, fasst es in Worte, Sätze und Reden, bastelt aus dem Puzzle des Lebens individuelle Hochzeitsreden. Dabei ist die klassische Hochzeitsrede dem Brautvater vorbehalten und der muss schon ziemlich genau drauf achten, dass er sich nicht in den Fallstricken verfängt, die das Leben gerade den Vätern der Braut vorbehalten hat.
„Ein Brautvater, der gerade die Hochzeitsrede hält, befindet sich in der Regel in einer sehr emotionalen Ausnahmesituation“, sagt Frank Rosenbauer. „Und die meisten müssen dann aufpassen, dass sie nicht aus der Rolle fallen.“ Floskeln wie „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ sind ein absolutes „NoGo“. „Auf einer Hochzeit wird nicht geweint, sondern gelacht“, sagt der Redenschreiber. Ebenso verliert niemand eine Tochter, sondern gewinnt noch einen Sohn dazu. Und überhaupt sollte die Rede des Brautvaters keine Zitate enthalten, die von Käfigen oder erfolglosen Versuchen und Zufällen sprechen. Stattdessen lautet die Botschaft des Brautvaters: „Diese Ehe wird glücklich!“
Ein Schwiegersohn kommt dazu
Das sollte immer und immer wieder deutlich werden, sollte der stolze Vater begründen mit den Tugenden der Tochter. „Am besten, er sucht in der Kindheit nach Beispielen und Anekdoten und knüpft sie an die Rede“, sagt Frank Rosenbauer. Und es gibt noch eine Pflichtaufgabe für den Brautvater: Er muss den Schwiegersohn in seiner Familie offiziell willkommen heißen. Das ist einfach ein offizieller Akt, den es zu beherzigen gilt.
HeiratenHilfestellung, all diese bereit stehenden Fettnäpfchen sorgsam zu umgehen, bietet der professionelle Redenschreiber. Rosenbauer ist Experte, wenn es um die Rede der Reden geht, weiß, wann sacht ans Glas gestoßen werden sollte, um die Gäste darauf aufmerksam zu machen, dass jetzt jemand etwas sagen möchte. Dies sollte in der Regel nach der Vorspeise geschehen – weil dann bereits die meisten eine Kleinigkeit gegessen haben und hungrige Zuhörer nun mal keine aufmerksamen sind.
Ein Redenschreiber steht dem Brautfieber zur Seite
Eine Stunde und 100 Worte für eine Minute Redezeit benötigt Rosenbauer, um all die Informationen, die er im Vorfeld gesammelt hat, zu einem Ganzen zu fügen – drei bis sieben Minuten maximal. Der, der redet, sollte schließlich besser klingen als normalerweise aber dann doch so wie immer – diesen Balanceakt gilt es zu bewältigen. Das dauert eben. Und hin und wieder kommt es sogar vor, dass ihn, den eigentlich völlig unbeteiligten Redenschreiber, die Emotionen überrollen und Frank Rosenbauer beim Schreiben doch eine Träne verdrückt – zumindest im Vorfeld scheint das dann doch möglich.