Berlin. 14 Jahre sind in der Softwareindustrie eine Ewigkeit. Microsofts Betriebssystem Windows XP ist mit diesem Alter reif für die Mottenkiste. Mit Auslaufen des Supports Anfang April steht XP für Kriminelle wie ein Scheunentor offen. Noch 30 Prozent der Rechner in deutschen Unternehmen laufen damit.
Für Hacker und Kriminelle könnte es ein gefundenes Fressen werden: In rund zwei Wochen stellt Microsoft die Unterstützung seines Betriebssystems Windows XP ein. Sicherheitslücken werden dann nicht mehr geschlossen. Fast 14 Jahre hat XP nun schon auf dem Buckel und gehört damit zu den absoluten Oldtimern der Softwareindustrie. Dennoch lief das System nach Angaben von Microsoft zuletzt noch immer auf rund 30 Prozent der insgesamt 60 Millionen Rechner in deutschen Unternehmen. Weltweit dürfte es nach Erhebungen von Statcounter auf rund 11 Prozent aller Computer in Betrieb sein.
Vor allem private Nutzer, die noch einen XP-Rechner im Einsatz haben, sollten sich beeilen und bis zum 8. April aktiv werden. Experten raten dringend davon ab, das System weiter zu betreiben - erst recht, wenn der Rechner ans Internet angeschlossen ist. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI erwartet, dass sich Kriminelle derzeit bewusst zurückhalten, um bereits gefundene Sicherheitslücken zum Stichtag auszunutzen. Nach Schätzungen von Microsoft ist das Risiko, sich mit Schädlingen zu infizieren, unter XP ohnehin 21 Mal höher als etwa unter Windows 7.
Im privaten Bereich rät Bundesamt zu aktuellem Betriebssystem
Microsoft hat für jene, die auf Windows 7 oder 8 aufrüsten wollen, einen Leitfaden veröffentlicht. Es gebe aber auch Alternativen, sagt Matthias Gärtner vom BSI. So lasse sich etwa ein alternatives Betriebssystem wie Linux auf die alten Geräte aufspielen. "Im klassischen Einsatz von XP, etwa im privaten Bereich, raten wir aber zu einem Wechsel auf ein aktuelles Betriebssystem, das ist unsere Kernaussage", sagte Gärtner.
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Unternehmen riet das Analysten-Haus Ovum zuletzt, sich möglicherweise Alternativen zu überlegen, bevor sie Hunderte von Rechnern und Laptops mit einem neuen Betriebssystem aufrüsten. So könnten die alten Rechner etwa durch Virtualisierungs-Software ersetzt werden, erklärte Analyst Richard Edwards. Laptops mit Windows XP könnten zum Beispiel auch durch günstige Tablets mit Android-System ersetzt werden, die in Anschaffung und Service günstiger seien.
Sicherheitsprogramme noch bis Ende 2015
Rund 30 Prozent der Unternehmen weltweit würden aber XP weiter nutzen müssen, weil einige ihrer Systeme nur auf diesem System liefen, schätzt der IT-Sicherheitsdienstleister McAfee. Durch eine gezielte Einschränkung der Nutzerrechte und den Einsatz besserer Sicherheitssysteme könnten sich kleine und mittelgroße Unternehmen jedoch schützen. Zahlreiche Sicherheitsrisiken könnten zum Beispiel schon dadurch ausgeschlossen werden, dass die Benutzerrechte entsprechend der Zuständigkeiten der Mitarbeiter eingeschränkt werden, erklärt McAfee. Das Unternehmen, das inzwischen zum Chiphersteller Intel gehört, will als Sicherheitsanbieter seinen Kunden für XP immerhin noch bis Dezember 2015 Unterstützung anbieten.
Sorgen um die noch massenhaft mit XP betriebenen Geldautomaten in Deutschland sind nach Einschätzung des BSI jedoch unbegründet. Microsofts XP gebe es in vielen verschiedenen Varianten, sagt Gärtner. In der Kreditwirtschaft habe man "völlig andere Strukturen und Schutzmechanismen". Das sei mit dem Einsatz etwa in der Bürowirtschaft nicht vergleichbar. Gärtner verwies zudem auf die starke Kontrolle durch eine Reihe großer IT-Unternehmen. "Es gibt hier Aufgabenstellungen, aber keine Probleme." (dpa)