Essen. Die Bundesregierung warnt die deutsche Kreditwirtschaft vor Sicherheitslücken und fordert die Umrüstung der Computersysteme. Der Grund: Viele der rund 60 000 Geldautomaten, aber auch zahlreiche elektronische Kassen im Einzelhandel laufen noch mit dem dreizehn Jahre alten Computersystem ­Windows XP in der Version „Professional für Embedded Systems“. Ab dem 8. April gibt Microsoft auch dafür keine Sicherheits­garantien mehr. Die Banken sind „ohne Sorge“.

Die Bundesregierung warnt ­Banken und Sparkassen vor möglichen Hacker-Attacken auf ihre Geldauto­maten. Sie drängt die Kreditinstitute, die Geräte bis zum 8. April entweder mit neuen Computer-Betriebssystemen auszurüsten oder mit dem Hersteller Microsoft einen kostenpflichtigen Zusatzschutz zu vereinbaren. Sonst drohten nach diesem Stichtag wegen der „hohen Risiken“ große Sicherheitslücken.

Offenbar funktionieren die Mehrzahl der 60 000 deutschen Geldautomaten, aber auch zahlreiche elektronische Kassen im Einzelhandel noch mit dem dreizehn Jahre alten Computersystem ­Windows XP in der Version „Professional für Embedded Systems“. Ähnlich wie für die Basisversion XP gibt Hersteller Microsoft nach dem Stichtag auch für dieses Produkt keine Sicherheits­garantien mehr.

„Es ist davon auszugehen, dass Angreifer sich derzeit bewusst zurückhalten, um die ­Systeme anschließend erfolgreich und dauerhaft angreifen zu können“, sagt die Regierung warnend auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Susanna Karawanskij.

Geldautomaten ohne Verbindung zum Internet

Die deutsche Kreditwirtschaft ­reagierte am Donnerstag mit einer ­gemeinsam verfassten kurzen Erklärung erkennbar verschnupft. Sie sehe „keinen Anlass zur Sorge“. In Geldautomaten werde Windows XP noch in unterschiedlichen Variationen verwendet, räumt sie ein. Diese würden aber über das Jahr 2014 hinaus sicherheitstechnisch unterstützt – und hätten überdies keine Verbindung mit dem Internet.

In Fachkreisen tobt seit Monaten ein heftiger Krach, welche Auswirkungen das Auslaufen der Garantie durch ­Microsoft hat und ob ein – teurer – ­Komplettaustausch der Betriebs­systeme vermeidbar ist. Nach Informationen von US-Experten laufen weltweit 95 Prozent der Geldautomaten mit dem XP-System – und nicht nur die: Viele Kommunen, die umstellen müssten, ­haben dies noch nicht getan.

Betroffen sind auch private Nutzer. Die Abgeordnete Karawanskij: Verbrauchern müsste „weiterhin Sicherheit an Geldautomaten gegeben werden“. Es fehle an Aufklärung durch den Staat. „Selbstverpflichtungen der Geldautomatenbetreiber reichen nicht mehr aus.“