London. Britische Physiker haben es geschafft, menschlichen Urin als Energiequelle zu nutzen und damit ein Handy aufzuladen. Die Stromgewinnung gelang zwar nur in einem überschaubaren Umfang. Das Verfahren soll nun aber weiterentwickelt werden. “Unser Urin ist eine grenzenlose Energiequelle“, sagt der Forscher.
Urin kann nach einer Studie britischer Wissenschaftler ein Handy aufladen. Die Forscher nutzten die Stoffwechselprozesse von Bakterien, um aus menschlichem Urin eine Energiequelle zu machen. Die Ausbeute reiche bisher für einen kurzen Anruf, SMS oder Surfen im Internet, teilten die Forscher am Mittwoch mit. Das Verfahren solle nun weiterentwickelt werden. Methode und Ergebnisse haben die Forscher in der Fachzeitschrift "Physical Chemistry Chemical Physics" veröffentlicht.
Es sei das erste Mal, dass Urin Strom für ein Mobiltelefon geliefert habe, hieß es vom Robotics Laboratory in Bristol, einem Projekt der Universität Bristol und der University of the West of England.
Energie als Nebenprodukt von Stoffwechselprozessen
Hinter der Stromgewinnung steckten Bakterien. Nach Angaben der Forscher läuft der Urin durch sogenannte mikrobielle Brennstoffzellen. In diesen Energiekonvertern wird organische Masse in Elektrizität umgewandelt. Die Energie entstehe als Nebenprodukt aus den Stoffwechselprozessen der Organismen. Je mehr Material - wie etwa Urin - die Bakterien verzehrten, desto mehr Energie produzierten sie.
"Wir nutzen das ultimative Abfallprodukt als Energiequelle für die Produktion von Elektrizität - mehr Öko geht nicht", sagte Ioannis Ieropoulos vom Forscherteam. Seiner Ansicht nach könnte die Technologie zur Stromgewinnung über Urin in der Zukunft fester Bestandteil von Toiletten werden und unter anderem Energie zum Duschen, Rasieren oder für Licht liefern. "Wir sind begeistert, das ist eine Weltneuheit", sagte Ieropoulos.
Urin als "grenzenlose Energiequelle"
Mikrobielle Brennstoffzellen werden auch schon in anderen Bereichen eingesetzt, liefern aber in ihrem derzeitigen Entwicklungsstadium noch nicht genug Strom für einen weitreichenden wirtschaftlichen Einsatz.
"Unser Urin ist eine grenzenlose Energiequelle", sagte Ieropoulos. "So werden wir nicht mehr von den Zufällen der Wind- und Sonnenenergie abhängen." Es werde eines Tages möglich sein, den Strom aus dem Urin langfristig zu speichern. (dpa/afp)
>> Die Uni hat ein Video zu den Versuchen bei Youtube veröffentlicht. Hier ist es zu sehen. <<