Essen. Es war lange ruhig um das soziale Netzwerk MySpace. Die Nutzer hatten das Interesse an der Internetplattform verloren. Doch nun: Still und heimlich kehrt das einstmals größte Musiknetzwerk zurück – in neuem Design und mit Investor Justin Timberlake. Wohin die Reise geht, ist allerdings ungewiss.

MySpace war einmal ganz groß, viel wert – das soziale Netzwerk schlechthin. Dann kamen Facebook, YouTube, Last.fm und das Monopol und Kapital: dahin. Es folgten rasanter Abstieg, freier Fall – der Sturz ins Bodenlose. Zählte das Unternehmen im September 2009 noch mehr als 260 Millionen Mitglieder, rauschte es in eineinhalb Jahren auf etwa 60 Millionen Nutzer hinab. Fast schon in Vergessenheit geraten, ist MySpace jetzt wieder da.

Klickt man auf die Website, öffnet ein Altbekannter das Tor zur neuen MySpace-Welt: Justin Timberlake prangt prominent auf dem LogIn-Screen und nutzt die Plattform, um für seine neue Single „Suit & Tie“ zu werben. Der Sänger ist Teil einer Investorengruppe, die MySpace im Juni 2011 für 35 Millionen Dollar erworben und komplett runderneuert hat.

Der Fokus liegt auf der Musik

Der erste Eindruck, es hat sich gelohnt: klare Strukturen, saubere Schrift, ansprechendes Design. Eine elegante Seite mit Fokus auf Musik. Seit dem 15. Januar 2012 ist die neue Version zugängig für alle. Kein exklusiver Kreis mehr aus eingeladenen Personen wie in der Testphase. Neu ist die Funktion, sich auch aus dem vorhandenen Foto- und Musikmaterial eine Sammlung, einen Mix zu erstellen. Ansonsten bleibt auf den ersten Blick vieles beim Alten: Ein eigenes Profil, die Möglichkeit, Fotos und Songs hochzuladen, anzuhören und anzuschauen – all das gab es bereits.

Hier wird der Kern von MySpace deutlich: „eine Art persönliche Homepage, um sich zu präsentieren, miteinander zu vernetzen und auszutauschen. Das hat insbesondere den Musikern zu dieser Zeit neue Wege geebnet“, fasst der Social-Media-Experte René Bogdanski die ursprüngliche Absicht zusammen. Spannend ist in seinen Augen, wie sich MySpace künftig positioniert; auf welche Funktionalität es seinen Schwerpunkt setzt. Für eine abschließende Beurteilung sei es beim Stand des Relaunch allerdings zu früh, meint Bogdanski. Denn die neue MySpace-Version, die jetzt neben der alten existiert, ist momentan noch unausgereift. So lässt sich zum Beispiel zurzeit kein Link in Kommentare einbauen oder durch das Wischen mit dem Finger die Funktionen auf Touchscreens bedienen – smartphone- und tablet-tauglich ist anders.

Noch ist MySpace nicht wirklich in der neuen Zeit angekommen.