Seoul. Der Google-Manager Eric Schmidt will als erster Spitzenmanager des Unternehmens, das kommunistische Nordkorea besuchen. Wirtschaftliche Interessen seien aber nicht der Grund des Besuchs, so Schmidt. Der Manager soll im Rahmen einer privaten, humanitären Mission dorthin reisen.
Bislang ist Nordkorea auf Googles Weltkarte noch ein weißer Fleck, nun will der Verwaltungsratsvorsitzende des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers dem Land einen Besuch abstatten. Eric Schmidt werde Nordkorea als erster Spitzenmanager des kalifornischen Unternehmens bereisen und das womöglich noch im Januar, sagten zwei Insider am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP.
Schmidt solle im Rahmen einer privaten, humanitären Mission unter Leitung des früheren US-Spitzendiplomaten Bill Richardson dorthin reisen. Mit wem sie in Nordkorea zusammentreffen wollen, war zunächst unklar.
Nordkorea soll vor einer industriellen Revolution stehen
Nordkorea gilt als das Land mit der weltweit striktesten Internetkontrolle, steht laut Machthaber Kim Jong Un aber vor einer "industriellen Revolution". In seiner Neujahrsrede kündigte der Staatsführer mehr Investitionen in Forschung und Technologie sowie Computer in allen Schulen und digitale ausgestattete Fabriken an, um die wirtschaftliche Entwicklung des bitterarmen Landes voranzutreiben. Freier Internet-Zugang gehörte bislang nicht zur politischen Strategie.
Schmidt wiederum, der bis 2011 Googles Vorstandsvorsitzender war, setzt sich dafür ein, Menschen auf der ganzen Welt den Zugang zu Internet und mobiler Technologie zu ermöglichen. "Die Verbreitung von Handys und neuen Kommunikationsformen bietet die Chance, alle miteinander zu vernetzen", sagte er bei einer Rede an der Universität von Boston im Mai. "Diese Vernetzung kann die Gesellschaft in ihren Grundfesten revolutionieren: politisch, sozial und ökonomisch."
Nordkorea will Kontakte in die USA verbessern
Es sei unwahrscheinlich, dass der Internet-Gigant in Nordkorea ein geschäftliches Projekt anstoßen werde, sagte der frühere Asien-Berater des früheren US-Präsidenten George W. Bush, Victor Cha. "Das vielleicht faszinierendste an der Reise ist einfach, das es die Idee dazu gab."
Nordkorea unterhält keine diplomatischen und kaum geschäftliche Beziehungen mit den USA, die ihrerseits den Import nordkoreanischer Produkte verboten haben. Allerdings deutete Pjöngjang schon vor dem Tod von Ex-Staatsführer Kim Jong Il 2011 sein Interesse an verbesserten Kontakten an. Vergangenes Jahr besuchte gar eine nordkoreanische Delegation den Google-Firmensitz in Kalifornien. (dapd)