Berlin. Das neue Windows 8, das es ab dem heutigen Freitag zu kaufen gibt, soll zeitlich befristet ab knapp 30 Euro zu haben sein. Dem neuen Computer-Betriebssystem soll der Spagat zwischen dem klassischen PC und Tablet-Computern gelingen und verloren gegangene Marktanteile zurückholen.
Der heutige Tag ist ein ganz wichtiger für Microsoft. Dieser Freitag entscheidet über Wohl und Wehe des noch immer weltgrößten Softwareherstellers. Denn heute beginnt eine neue Ära bei den Windows-Machern. Das bekannte PC-Betriebssystem erscheint in Version 8. Zeitgleich bringt Microsoft einen Tablet-Computer auf den Markt – und wird damit erstmals zum PC-Hersteller. Scheitert Windows 8, droht Microsoft Ungemach. Das klassische PC-Geschäft ist nämlich stark rückläufig.
Um verloren gegangene Marktanteile wieder gutzumachen, senkt Microsoft den Preis für sein neues Betriebssystem deutlich. Das kündigte Microsoft am Donnerstagabend bei der offiziellen Präsentation des neuen Betriebssystems in Berlin an. Nur 29,99 Euro will der US-Softwarekonzern für das voll ausgestattete Windows 8 Pro sehen, wenn man sich die Software online bei Microsoft herunterlädt. Die DVD-Version kostet das Doppelte.
Das Windows-8-Angebot ist bis 31. Januar 2013 befristet
Noch günstiger kommen Kunden weg, die den Vorgänger Windows 7 nach dem 2. Juni 2012 in Kombination mit einem Computer gekauft haben: Sie zahlen gerade einmal 14,95 Euro. Zum Vergleich: Ein aktuelles Windows 7 kostet zurzeit mindestens 80 Euro in der sogenannten OEM-Version. Das Windows-8-Angebot ist bis zum 31. Januar 2013 befristet. Danach ziehen die Preise kräftig an. Windows 8 kostet dann rund 120, die Pro-Version sogar 280 Euro.
Das neue Windows ist eine Zäsur: Keine Startleiste, keine Programmgruppen, sondern nur noch bunte Kacheln. Eine für E-Mails, eine für den Internet Explorer, eine für Musik, noch mehr für Videos, Spiele und das Wetter. Und alles lässt sich mit den Fingern wischen und zoomen, wenn man das neue System denn auf einem Tablet-PC installiert hat oder zu den wenigen Nutzern gehört, die einen berührungsempfindlichen Bildschirm zu Hause stehen haben. Na klar, Maus und Tastatur funktionieren auch noch, allerdings ist dann eine Menge Umgewöhnung nötig.
Der klassische PC verkauft sich schlecht
Microsoft steckt in der Klemme. Der klassische PC mit Monitor und Rechenkiste unterm Schreibtisch verkauft sich schlecht. Das bekommen auch andere zu spüren. Hewlett-Packard, bis vor kurzem noch weltgrößter PC-Hersteller, musste allein im zweiten Quartal 2012 ein Absatz-Minus von 12,1 Prozent hinnehmen.
Auch Konkurrent Dell sucht nach Auswegen aus der Krise, verzeichnete ein Minus von 11,5 Prozent. Und Microsoft leidet mit den beiden Großen, waren sie doch auch Garant für den Erfolg des US-Softwarekonzerns. Denn auf HP- und Dell-Rechnern läuft in der Regel Windows. Schwächeln die Hersteller, bekommt das Microsoft direkt zu spüren.
Dagegen boomen Smartphones und Tablet-PC – und in diesem Markt haben andere das Sagen: Apple, Google, Samsung. Und auf deren Geräten läuft eben kein Windows.
Windows 8 setzt voll und ganz auf das Netz. Fester Bestandteil des Systems ist natürlich wieder der Internet-Browser Internet Explorer, Microsoft liefert auch wieder ein E-Mail-Programm mit. Und der Store getaufte Online-Laden bietet Programme an, die man entweder kostenlos herunterladen oder aber für kleines Geld kaufen kann.
Das haben Apple und Google bereits erfolgreich mit ihren App-Stores vorgemacht. Auch Microsofts Online-Speicher Sky Drive ist installiert. Nutzer können also Dokumente, Fotos oder Videos jederzeit ins Internet auslagern und von überall darauf zugreifen.
Das ist das neue Windows 8
Eine Reihe von Fehleinschätzungen
Grund für Microsofts Situation sind eine Reihe von Fehleinschätzungen. Einen E-Reader, ein Gerät zum Lesen elektronischer Bücher, bot Microsoft schon vor Versandhändler Amazon an, schmiss das Gerät aber wieder aus dem Programm. Microsofts Musikspieler floppten, konnten sich nicht als Konkurrenz zu Apples iPod etablieren. Und ein Windows-Tablet kam noch vor dem iPad auf den Markt, war aber weit entfernt davon, benutzerfreundlich zu sein. Apple hat den Fingertipp-Rechner erst massentauglich gemacht.
Wer sich jetzt fragt, ob der Umstieg auf Windows 8 lohnt, sei gewarnt. Windows 8 ist zu leistungshungrig, um damit den betagten PC, auf dem Windows XP läuft, flott zu machen . Anders sieht es schon bei Windows Vista aus. Wer den schwerfälligen XP-Nachfolger benutzt, sollte einen Wechsel in Betracht ziehen.
Windows 8 startet flott und lässt sich, wenn nötig, jederzeit auch auf die „alte“ Windows-Oberfläche umschalten. Vor einem Wechsel sollte man aber klären, ob Programme, die man häufig nutzt, auch unter Windows 8 laufen. Windows-7-Nutzer dürften dabei nur wenig Probleme bekommen. Denn eigentlich ist Windows 8 eine weiterentwickelte Version 7.
Letzte Hoffnung Windows 8
Floppt Windows 8 und gelingt es Microsoft nicht, mit seinen „Surface“ getauften Tablet-Computern, die heute ebenfalls erscheinen, am Markt Boden gutzumachen, droht der wertvollste IT-Konzern der 90er-Jahre in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Gelingt dagegen die Aufholjagd, könnte Microsoft endlich wieder Vorreiter sein. Dieser Freitag ist entscheidend.