New York. Googles Werbegeschäft brummt: Der Konzern meldet einen Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Mehr Klicks auf bezahlte Suchtreffer machen sinkende Preise wett. Konkurrent Microsoft weist hingegen erstmals in seiner Geschichte einen Quartalsverlust aus.

Der Suchmaschinenanbieter Google hat im zweiten Quartal mehr Geld mit Werbung verdient, macht aber ein Geheimnis aus den Plänen für den zugekauften Handyhersteller Motorola und dem Zustand des erkrankten Geschäftsführers Larry Page. Im vergangenen Quartal machte Google 2,8 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) Gewinn, wie der Konzern mit Sitz im kalifornischen Mountain View am Donnerstag mitteilte. Das ist verglichen mit Zahlen aus dem Vorjahr ein Anstieg von elf Prozent.

Verantwortlich dafür sind vor allem bezahlte Suchergebnisse. 42 Prozent mehr Klicks zogen die Anzeigen im Vergleich zum Vorjahr an. Verglichen mit dem ersten Quartal dieses Jahres lag der Anstieg bei einem mageren Prozent. Zu schaffen machen Google derzeit die Einnahmen pro Klick, die um 16 Prozent sanken. Dies erklärte Google mit niedrigeren Preisen für Anzeigen auf mobilen Geräten.

Googles Umsatz ist deutlich gestiegen

Der Umsatz des Unternehmens schoss im Zeitraum April bis Juni um 35 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar (9,9 Milliarden Euro) in die Höhe, auch dank des zugekauften Handyherstellers Motorola. Doch dieser schreibt arge Verluste. In den knapp eineinhalb Monaten, in denen Google das Unternehmen besitzt, hat Motorola 233 Milliarden Verlust eingefahren.

Über die Pläne für Motorola ließ Googles Finanzchef Analysten bei einem Konferenzgespräch im Dunkeln und bat um "ein bisschen Geduld". Google hatte den Kauf des Unternehmens vergangenes Jahr angekündigt und die Übernahme Ende Mai abgeschlossen.

Mobilbereich wächst laut Google "phänomenal"

Googles Transformation in ein Mobil-Unternehmen war das dominierende Thema im Konferenzgespräch der Google-Manager mit Analysten nach der Bekanntgabe der Zahlen. "Wir sehen phänomenales Wachstum im mobilen Bereich. Der Bereich ist dort, wo Suche 1999 war", sagte einer der Manager.

Um dem gerecht zu werden hat Google mit einer neuen Version des mobilen Betriebssystems Android einen Lokal-Assistenten mit Namen "Now" eingeführt, ein Programm, das umgebungsbasierte Suchinformationen liefert. Dazu verkauft das Unternehmen in den USA ein eigenes Tablet, das Nexus 7.

Nicht anwesend war Google-CEO Larry Page. "Da gibt es nichts neues. Larry hat seine Stimme verloren", sagte ein Google-Manager. Page ist seit einem guten Monat aus der Öffentlichkeit verschwunden, weil er auf ärztliche Anweisung nicht sprechen darf. Er führe aber weiterhin das Unternehmen, heißt es bei Google.

Microsoft hat Probleme mit dem Internet

Das Geschäft im Internet bereitet dem Softwareriesen Microsoft seit Jahren Probleme und hat dem Unternehmen nun seinen ersten Quartalsverlust als Aktiengesellschaft beschert. Unter dem Strich steht im zweiten Quartal ein Minus von 492 Millionen Dollar (401 Millionen Euro), wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte Microsoft noch 5,9 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) Gewinn gemacht. Für das enttäuschende Ergebnis maßgeblich verantwortlich ist eine Abschreibung in Milliardenhöhe wegen eines misslungenen Angriffs gegen den Konkurrenten Google.

Microsoft hatte mit dem Zukauf der Werbefirma aQuantive ein Internet-weites Werbenetzwerk ähnlich dem von Google aufbauen wollen. Der bis dahin teuerste Zukauf des Unternehmens wurde Anfang Juli abgeschrieben.

Neun Milliarden Dollar hat Microsoft in der Internetsparte bisher verloren. Das Unternehmen investiert massiv, vor allem ins Aushängeschild Bing, Microsofts Antwort auf die Suchmaschine von Konkurrent Google.

Auch die sonst zuverlässig erfolgreiche Windows-Sparte warf nicht viel ab, weil Microsoft derzeit eine neue Version einführt. Käufern des aktuellen Betriebssystem bietet Microsoft einen Rabatt auf ein Upgrade ab, wenn das neue Betriebssystem kommt. Dies ließ sich Microsoft 540 Millionen Dollar kosten. Rechnet man den Rabatt weg, hätten die Einnahmen aus der Windows-Sparte um ein Prozent zugelegt, sagte ein Microsoft-Manager im Gespräch mit Analysten.

Alle Hoffnungen auf Windows 8

Doch weder der Verlust noch die mageren Windows-Zahlen beeindruckten die Wall Street; Die Microsoft-Aktie legte im nachbörslichen Handel um 1,9 Prozent zu. Grund dafür sind Hoffnungen auf den Erfolg einer Reihe von neuen Produkten. Für nächstes Jahr hat Microsoft eine komplett überarbeitete Version der Bürosoftware Office angekündigt. Die neue Version ist optimiert für Touchscreens und verfügt über Cloud-Integration.

Noch in diesem Jahr kommt eine neue Version des Microsoft-Betriebssystems. Windows 8 ist optimiert für PCs und Tablets, wie auch das Microsoft-Tablet "Surface", und kommt am 26. Oktober in den Handel. Die Hoffnungen auf einen Erfolg dieser Produkte wogen schwerer als der erste Quartalsverlust des Unternehmens seit dem Börsengang 1986. (dapd)