Hamburg. ARD und ZDF setzten bei der Übertragung der Olympischen Spiele in London nun auch verstärkt auf Live-Bilder im Netz. Bis zu sechs Streams sollen parallel im Online-Angebot abrufbar sein. Die öffentlich-rechtlichen Sender kündigen zudem 260 Stunden TV-Berichterstattung an.
Hamburg. Die Olympischen Spiele lockten bisher außergewöhnlich viel Publikum vor die Fernseher im üblicherweise zuschauerarmen Sommer. Ob das diesmal, vom 27. Juli bis zum 12. August in London, auch so sein wird, bleibt abzuwarten. Nur wenige deutsche Sportler haben internationale Strahlkraft. In vielen Sportarten treten erst gar keine an. Kein Wunder, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihren Spar-Willen herauskehren. Die Rede ist von "verringerter Personalstärke" bei gleichbleibendem Angebot: 480 Mitarbeiter bieten 260 Stunden Programm.
"Wir werden so eng zusammenarbeiten wie noch nie", versprach ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Er nannte die Bereiche Technik, Redaktion und Regie. ARD-Programmchef Volker Herres: "Wir stehen unter massivem Kostendruck." Die Sause kostet jeden Sender eine Summe im oberen einstelligen Millionenbereich.
Allerdings betonten die Sender, beide aus der britischen Hauptstadt berichten zu müssen. ZDF-Chefredakteur Frey: "Keine der beiden System könnte es alleine stemmen."
ARD-Gesichter sind Delling und Antwerpes, im ZDF präsentieren Cerne und Steinbrecher
Die Federführung bei der olympischen Berichterstattung beim ZDF. Von der Eröffnungsfeier meldet sich Wolf-Dieter Poschmann. Die Schlussfeier kommentieren Tom Bartels, Rolf Seelmann-Eggebert und Franziska van Almsick.
Fürs Zweite präsentieren Rudi Cerne und Michael Steinbrecher die Wettbewerbe. Stündliche Olympia-Nachrichten gibt es von Jana Thiel. Hintergrund bietet Sport-Psychologe Hans-Dieter Hermann.
Die ARD-Gesichter sind Gerhard Delling und Michael Antwerpes. Der Mann für die Sport-Nachrichten: Alexander Bommes. Britische Lebensart vermittelt Krönchen-Experte Rolf Seelmann-Eggebert dem geneigten Publikum.
Der natürliche Feind von Glanz und Gloria ist Doping. Die Task Force des ZDF legt eine Doku aus der Reihe "Mission: Gold" vor. Im Mittelpunkt steht der Reitsport. Die ARD schickt die Doping-Experten Hajo Seppelt und Florian Bauer auf die Insel.
Zugleich versicherte Gerd Gottlob, Programmchef des ARD-Olympiateam: "Wir stellen den Sport in den Mittelpunkt." Was dem Publikumsinteresse aufhelfen dürfte: Die Spiele in Britannien finden nur mit einer einstündigen Zeitverschiebungen statt. Deshalb gibt es lediglich zu vorgerückter Stunde eher Zusammenfassungen als Live-Berichte.
Netzangebot wird ausgebaut
Neben der Hörfunkberichterstattung von rund 50 (!) ARD-Wellen bauen die Öffentlich-Rechtliche ihr Angebot im Netz aus ("sportschau.de/olympia" oder "zdfsport.de"), über Rechner abrufbar, aber auch über mobile Empfangsgeräte. Im Mittelpunkt stehen bis zu sechs Livestreams. ARD und ZDF wechseln sich bei der Kommentierung ab - wie bei der klassischen TV-Berichterstattung. ZDF-Chefredakteur Frey: "Die Spiele sind immer Treiber für neue Technologien."
Allerdings üben ARD und ZDF auch Verzicht - die Spiele finden nicht in den öffentlich-rechtlichen Digitalsendern statt - Kostengründe.
ARD und ZDF ließen es bei der Präsentation ihres Olympia-Angebotes auch menscheln. ARD-Teamchef Walter Johannsen steht vor seinem letzten Olympia-Einsatz. München '72 waren seine ersten Spiele. London ist seine neunte Station. Mit der Schlussfeier am 12. August ist Johannsens Arbeit allerdings noch nicht beendet. Er leitet das ARD-Team auch bei den Paralympics vom 30. August bis zum 9. September. Eines, versicherte der NDR-Mann, sei geblieben: die Aufregung. Immerhin soll das Mammut-Ereignis laut Britanniens Premier David Cameron "die größte Show aller Zeiten" werden. Johannsen: "Ich hoffe, dass das von den Zuschauern angenommen wird. Das wäre", fügte er augenzwinkernd hinzu, "mein letzter Wunsch."