San Francisco. Yahoo-Chef Scott Thompson soll zurücktreten, fordert ein Großaktionär. Der CEO des Internet-Unternehmens hatte in seinem Lebenslauf einen Titel angegeben, den er gar nicht besaß: Bachelor der Computerwissenschaften. Yahoo wiegelt ab - es handle sich um ein einfaches Missverständnis.

Im Streit um den falschen akademischen Titel von Yahoo-Chef Scott Thompson hat ein Großaktionär ein Ultimatum gestellt: Entweder Thompson wird entlassen oder ein Rechtsstreit droht. Der Hedgefonds-Manager Daniel Loeb hatte den - nach Angaben Yahoos - "unbeabsichtigten Fehler" aufgedeckt und nutzt ihn jetzt im Machtkampf mit Thompson um die Besetzung mehrerer Sitze im Verwaltungsrat, in den er selbst gerne einziehen möchte.

Loeb forderte am Freitag in einem Schreiben die Entlassung Thompsons wegen "unehrenhaften Verhaltens". Er signalisierte, eine Klage in Erwägung zu ziehen, sollte der Verwaltungsrat nicht bis Montagmittag (Ortszeit) "prompt und entschlossen" handeln.

Thompson hat keinen Bachelor in Computerwissenschaften

Yahoo hatte bestätigt, dass Thompson - anders als in der vergangenen Woche gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC angegeben - keinen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften habe. Er habe lediglich einen Abschluss in Buchhaltung, der ebenfalls aufgeführt wurde. Dieser war auch der einzige, der im vergangenen Jahr von seinem früheren Arbeitgeber eBay in seinem Lebenslauf genannt wurde. Yahoo erklärte, Thompsons Qualifikationen seien durch einen "unbeabsichtigten Fehler" übertrieben dargestellt worden.

Loeb zweifelt Thompsons Qualifikation aber an. Der New Yorker Hedgefonds-Manager warf Yahoo einen Verstoß gegen den Ethikcode vor und forderte eine unabhängige Untersuchung. Der von Loeb geführte Fonds Third Point hält 5,8 Prozent an Yahoo. Der falsche Bachelor sei ein Beispiel für die schlechte Leitung bei Yahoo, kritisierte Loeb. Die Yahoo-Investoren bräuchten aber mehr denn je einen vertrauenswürdigen Firmenchef, schrieb Loeb in einem Brief an den Verwaltungsrat. Thompson führt den angeschlagenen Konzern seit vier Monaten. (dapd)