Essen. Selbstironie macht manche Twitter-Einträge lesenswert. Die nämlich, in denen es um Luxusprobleme geht. Nichts Existentielles, ganz im Gegenteil. das zeigt auch der Hashtag: #firstworldproblems.
Der Nagellack ist verschmiert, der Computer stürzt dreimal am Tag ab und das ZDF hat irgendwann aufgehört, an regnerischen Nachmittagen alte „Immenhof“-Filme zu zeigen. Sowas kann einen fertig machen. Vorausgesetzt, man hat keine ernsten Probleme wie Hunger, Krieg, Armut, Schmerzen.
Wenn man hört, was an einem normalen Tag in einem einzigen Großraumbüro gemärt und gemoppert wird, drängt sich die Frage auf, was wohl eine syrische Familie im Lager in der Türkei dazu sagen würde. Vermutlich nicht viel.
Insofern verdient eine Gruppe Twitterer einen Bonuspunkt für Außenblick auf sich selbst. Es sind Leute, die über kaum relevante, persönliche Problemchen twittern, sie aber zumindest mit dem Hashtag #firstworldproblems verschlagworten. Soll heißen: Maleste, die man in der Welt, zu der wir nicht mehr „Dritte“ sagen sollen, wohl nie hätte.
„Ich wollte gerade unbedingt etwas googlen. Und jetzt hab ich es vergessen“, schreibt @kaih_. „Esse ich gleich Popcorn oder Nachos oder Eis? Alles? Ne, Nachos. Oder doch nicht?“, quält sich @Missdilan. Und @PhyreWorX flucht: „Kopfhörer vergessen. Hab mir für den Heimweg welche von meinen Eltern geliehen. Hass. Kein Bass.“
Munter geht es weiter mit den first world problems von @blumencenter: „900 Musiktitel und alle schon satt gehört“. Bleibt nur Resignation, wie bei @keyflake: „Bis ich mich für ‘nen Film entschieden habe, bin ich eh wieder zu müde, um den zu gucken.“