Essen. . In der Vergangenheit konnte sich die intelligente Haustechnik nicht richtig durchsetzen. Diese könnte sich ändern: Weil sie hilft, Energie zu sparen. Und weil sich Heizung und Haushaltsgeräte per App regeln lassen.

Die Revolution wurde mehrfach ausgerufen – und doch immer wieder verschoben: Das „Smart Home“ wurde bereits Anfang der 90er-Jahre entwickelt. Durchsetzen konnte sich das Energiemanagement für Jedermann nie. Das könnte sich nun ändern. Die Gründe: Steigende Preise erfordern mehr Effizienz im Umgang mit Energie, und App-Lösungen für das Handy steigern die Attraktivität.

Was ist Smart Home?

Hinter dem englischen Begriff, der sich mit „intelligentes Wohnen“ übersetzen lässt, steckt die Steuerung von Heizungssystemen, Elektrohaushaltsgeräten wie Kühlschrank oder Waschmaschine oder Unterhaltungselektronik wie Fernseher oder Computer im privaten Wohnbereich. In der Vergangenheit konnte sich Smart Home nicht durchsetzen, weil die Systeme störanfällig waren und der Einbau mit Baudreck und Lärm verbunden war.

Die Marktchancen

Die Chancen für einen Durchbruch steigen: Inzwischen sind die meisten Smart-Home-Komponenten funkgesteuert, so dass sie ohne Baumaßnahmen mit einfachen Mitteln nachrüstbar sind. „Im Vergleich zu aufwändigen Hausdämmungen sind sie ein effektives Mittel zur Kostensenkung“, sagt Frank Kreif, Herausgeber des Moerser Fachmagazins „Smart Homes“. Für Kreif wäre wünschenswert, wenn intelligente Haussteuerungen durch die Energie-Einsparverordnung erfasst und gefördert würden, um die Anreize für einen Einbau zu erhöhen. Günther Ohland, Vorsitzender der „Smart Home Initiative Deutschland“, sieht erhöhte Marktchancen, wenn Vermietern Anreize zur Installation geboten würden. Zurzeit würden lediglich Mieter über sinkende Nebenkosten profitieren.

Der App-Faktor

Einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung des intelligenten Wohnens könnten Apps für Handys oder Tablets leisten, denn die Gruppe der technikbegeisterten Verbraucher wachse stark, so Viktor Grinewitschus vom Duisburger Fraunhofer-Institut für intelligente Raum- und Gebäudesysteme. Die Firma eQ-3 aus Leer hat ein Programm für Smartphones entwickelt, mit dem Nutzer per Handy Heizkörper, Lichtschalter und viele andere Dinge kontrollieren können. „Apps machen das Steuern attraktiv und Smart Home zu einem Lifestyleprodukt“, glaubt Günther Ohland. Für Frank Kreif ist aber auch die Visualisierung des Verbrauchs wichtig.

Die Kosten

Wer sich eine Smart-Home-Komponente anschaffen möchte, sollte sich zunächst fragen, was er will – eine Grundausstattung für die Heizungsthermostate oder ein Modell, das alle Geräte im Haus steuert. So kann der Anschaffungspreis bei unter 100 Euro liegen oder in die tausende gehen. Die Zahl der Anbieter wächst. Neben Spezialisten bieten RWE, aber auch Stadtwerke Lösungen an. Danach richtet sich auch der Einspareffekt. Günther Ohland geht davon aus, dass mit intelligenter Technik bis zu 30 Prozent der Heizkosten gespart werden können, beim Stromverbrauch sei das Potenzial nicht so groß.

Die Zielgruppen

Neben Energiesparfüchsen kann die intelligente Technik für kranke und pflegebedürftige Menschen interessant sein, weil sie ihnen ermöglicht, länger in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus zu bleiben und nicht in eine Pflegeeinrichtung zu müssen.