Washington. . Das US-Militär hat die Anklageschrift gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning erweitert. Am schwersten wiegt darin der Vorwurf der „Unterstützung des Feindes“: Damit würde dem US-Soldaten sogar die Todesstrafe drohen.

Die US-Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge 22 weitere Klagen gegen den inhaftierten mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning erhoben. Wie ein Sprecher am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte, wird dem 23-Jährigen dabei unter anderem die Nutzung unerlaubter Software auf Regierungscomputern zum Anzapfen und Downloaden geheimer Informationen vorgeworfen. Diese Daten soll er zur Veröffentlichung an „den Feind“ weitergegeben haben. Damit würde Manning sogar die Todesstrafe drohen. Die Militär-Staatsanwaltschaft kündigte aber an, dass sie eine lebenslange Haft für den Soldaten fordern will.

„Die neuen Vorwürfe spiegeln besser die umfangreiche Bandbreite von Verbrechen wider“, die Manning zur Last gelegt würden, sagte Armee-Sprecher John Haberland. Der Soldat wird beschuldigt, Geheimdienstinformationen auf indirektem Wege bewusst „an den Feind“ weitergeleitet zu haben, hieß es in den Unterlagen zur Anklage.

Manning war im Juli angeklagt worden, weil er vertrauliche Dokumente auf seinen Computer geladen und damit gegen die Militärregeln verstoßen haben soll. Bislang lagen gegen ihn mehrere strafrechtliche und militärrechtliche Anklagepunkte vor, die sich auf die Veröffentlichung eines Videos über einen Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak bezogen.

Der Screenshot eines Videos, aufgenommen mit der Bordkamera eines amerikanischen Kampfhubschraubers „Apache
Der Screenshot eines Videos, aufgenommen mit der Bordkamera eines amerikanischen Kampfhubschraubers „Apache", zeigt den Angriff von US-Soldaten. (Foto: Wikileaks/ddp) © ddp/Wikileaks

Geheime Militärdokumente verraten

Die USA werfen dem Soldaten aber auch vor, geheime Militärdokumente über die Einsätze im Irak und in Afghanistan an das Enthüllungsportal Wikileaks weitergegeben zu haben. Er steht zudem im Verdacht, Depeschen der US-Diplomatie weitergeleitet zu haben, deren Veröffentlichung durch Wikileaks Ende vergangenen Jahres erneut den Zorn Washingtons erregt hatte.

Wegen der Enthüllungen prüfen die USA derzeit auch eine mögliche Anklage gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange. Allerdings gibt Wikileaks seine Quelle nicht preis. Berichten zufolge haben die US-Behörden zudem Probleme, eine Verbindung zwischen Manning und Assange gerichtsfest nachzuweisen.

Wikileaks kritisiert „rachsüchtigen Angriff“ auf Manning

Ihm droht die Todesstrafe: Wikileaks-Informant Bradley Manning. (Foto: ap)
Ihm droht die Todesstrafe: Wikileaks-Informant Bradley Manning. (Foto: ap) © AP/© 2011 AP. Photographer: /AP

Die Seite von Wikileaks beim Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter steht derzeit unter dem Motto „Free Bradley“. Dort hieß es, der Anklagepunkt der „Unterstützung des Feindes“ lege nahe, dass die Enthüllungsplattform als Feind betrachtet werde. Dies sei eine „ernsthafte Schmähung“. In einer weiteren Botschaft bezeichnete Wikileaks diesen Anklagepunkt als „rachsüchtigen Angriff“ auf Manning, für den es keine Beweise gebe.

Ein Anwalt des in einem Militärgefängnis im US-Staat Virginia inhaftierten Soldaten erklärte, die Verteidigung habe eigentlich damit gerechnet, dass noch mehr Anklagepunkte gegen Manning erhoben würden. Er wies aber zugleich darauf hin, dass nach dem Militärrecht nun ein ermittelnder Offizier entscheiden müsse, ob und welche der zusätzlichen Anklagepunkte vor einem Militärgericht überhaupt verhandelt werden sollen.

Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest. Nach Armee-Angaben muss zuvor das Ergebnis einer von der Verteidigung erwirkten Untersuchung zur Zurechnungsfähigkeit des Soldaten vorliegen. (afp/dapd)