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Apple hat vorgelegt, die anderen Hersteller ziehen nach. Doch können Samsung, Neofonie und Dell dem Platzhirschen iPad das Wasser reichen? Wir haben drei aktuelle Tablet-Computer unter die Lupe genommen – und sagen Ihnen, ob sich das Warten gelohnt hat.
Samsung Galaxy Tab
Die Ähnlichkeit zum iPad ist verblüffend. Schwarzer Klavierlack, ein kontrastreicher und weitgehend von der Blickrichtung unabhängiger Bildschirm – und eine Größe, die Apple-Boss Steve Jobs wohl als „weder Fisch noch Fleisch“ bezeichnen würde. Doch gerade wegen seiner Abmessungen hinterlässt Samsungs Debüt am Tablet-Markt einen hervorragenden Eindruck. Das „Galaxy Tab“ kopiert die Stärken des iPad, ohne die Schwächen des Apple-Geräts zu übernehmen.
Der Minicomputer funktioniert nicht mit einem eigens entwickelten Betriebssystem, sondern setzt auf das geräteübergreifende Google „Android“. Per Mini-SD-Karte lassen sich Musik und Bilder aufspielen, ohne dass dafür ein eigenes PC-Programm – wie beim iPad — notwendig wäre. Samsungs Galaxy Tab meldet sich als USB-Laufwerk am heimischen Computer an.
Kein langes Lesen von Gebrauchsanleitungen: Die Bedienung des Galaxy Tab geht leicht von der Hand, auch wegen verständlicher Menüs, wenig Konfiguration und dem bereits vom iPad bekannten „Wischen“, um etwa Seiten zu blättern oder Menüs zu durchforsten. Außerdem beherrscht das Samsung-Gerät – wie das iPad und das iPhone – Multitouch. Zoomen ist so mit zwei Fingern möglich.
Der besondere Clou von Samsungs Neuling: Das Galaxy Tab macht nicht nur Surfen im Mobilfunknetz per UMTS und im heimischen Drahtlosnetzwerk per W-Lan möglich, man kann mit ihm auch telefonieren. Gut möglich, dass das bei dem 12x19 Zentimeter großen Gerät etwas befremdlich wirkt, aber es gibt ja Freisprecheinrichtungen. Außerdem an Bord: zwei Kameras – eine zum Fotografieren, die andere für Videotelefonie.
Nur zwei Dinge schmälern den sehr guten Gesamteindruck. Die geringe Laufzeit des Akkus und der relativ hohe Preis. Bei intensiver Nutzung muss das Galaxy Tab einmal am Tag ans Netz. Etwa 650 Euro werden für das Gerät fällig, mit Mobilfunkvertrag gibt es den Samsung-Neuling allerdings schon ab 300 Euro.
Neofonie WeTab
Das WeTab ist der Riese im Testfeld. Größer (Bildschirmdiagonale knapp 30 Zentimeter) und schwerer (knapp 1 kg) als Apples iPad, ist es mehr PC als Tablet-Computer. Neofonie setzt auf MeeGo als Betriebssystem, eine eigens entwickelte Variante des frei verfügbaren Linux. Entsprechend übersichtlich ist momentan auch noch das Angebot an Apps, jener kleinen Miniprogramme, die Multimedia-Handys wie das iPhone so erfolgreich gemacht haben.
Dafür bringt das WePad eine Menge guter (Bedien-) Ideen mit, die aber fast alle noch nicht hundertprozentig ausgereift wirken, wie etwa die Navigationsleisten links und rechts am Bildschirm. Neofonie arbeitet aber laut eigener Aussage mit Hochdruck daran, Fehler auszubessern.
Weil das WeTab entsprechend leistungsfähig ist, laufen auf ihm auch aufwendige Anwendungen wie das mitgelieferte OpenOffice, ein umfangreiches und kostenloses Paket mit Büroanwendungen. Per USB lassen sich eine handelsübliche Maus und eine Tastatur anschließen, dann wird das Gerät fast zum vollwertigen PC. Durch das Drehen des Geräts schaltet das WePad automatisch zwischen Hoch- und Querformat um, wenn auch träge und nicht in allen Anwendungen.
Geduld muss der Nutzer auch beim Bildschirm mitbringen, der ist beim WeTab weit weniger berührungsempfindlich als bei iPad und Galaxy Tab. Hier hilft manchmal nur kräftiges Drücken. Bekommt Neofonie die Empfindlichkeit des Displays in den Griff, dann wird auch die Tastatur überzeugen, die sich auf dem Bildschirm einblenden lässt. Denn groß genug ist sie, um damit auch längere Texte ohne große Mühe zu schreiben.
Bei der Konfiguration des WeTab ist ein wenig mehr Computerkenntnis nötig als bei der Konkurrenz, etwa beim Installieren weiterer Programme. Dafür bietet das WeTab mit seinem Betriebssystem MeeGo Technik-Enthusiasten die größtmögliche Freiheit. Auch der relativ günstige Preis entschädigt für Macken in der Bedienung. Das WeTab startet bei rund 450 Euro mit 16 Gigabyte Speicher, Kamera und W-Lan. Die Variante mit UMTS und der Ortungsfunktion GPS kostet rund 130 Euro mehr.
Wie der Branchendienst Kress am heutigen Dienstag mitteilte, ist das Berliner Softwarehaus Neofonie angeblich aus der Entwicklung und Vermarktung des WeTab ausgestiegen. Neofonie wolle sich wieder der Softwareentwicklung widmen, heißt es.
Dell Streak
Wem das Galaxy Tab von Samsung bereits zu klein ist, der wird am Dell Streak nicht viel Freude finden. Dell geht mit dem 12,7-Zentimeter-Bildschirm des Streak einen Sonderweg. Das Gerät ist ein Riesen-Handy. Von der Bedienung unterscheidet es sich nur unwesentlich vom Galaxy Tab. Auch auf dem Streak werkelt das Android-Betriebssystem. Davon profitiert der Nutzer, denn der Online-Laden „AndroidMarket“ kennt mittlerweile 90 000 Mini-Programme, Tendenz steigend. Im Bedienkomfort steht das Streak der Apple-Konkurrenz in nichts nach, auch dank des gut funktionierenden Berührungsbildschirms. Außerdem mit an Bord: Telefon- und SMS-Funktion, zwei Kameras – und ein ordentlicher Akku mit langer Laufzeit.
Nutzer des iPhone von Apple werden das bereits kennen: Trotz des brillanten Bildschirms strengt das Surfen auf dem Dell Streak an. Das geht auf WePad und Galaxy Tab wegen der größeren Displays wesentlich komfortabler.
Das Dell Streak kostet rund 500 Euro, dafür gibt’s W-Lan, UMTS und einen Mini-SD-Kartenleser. Letzterer verbirgt sich allerdings hinter der Abdeckung für den Akku. Beim Samsung reicht es, die Karte einfach an der Seite des Geräts einzuschieben.
Fazit:
Auch wenn die drei Geräte unterschiedlicher nicht sein könnten, sie alle beweisen, dass in den Tablet-PC-Markt langsam Bewegung kommt. Uneingeschränkt empfehlen lässt sich zurzeit allerdings nur das Samsung Galaxy Tab. Es ist nicht nur das ausgereifteste Modell im Test, sondern kann auch aufgrund seiner Abmessungen überzeugen. Groß genug, um darauf komfortabel mobil im Internet zu surfen, lässt sich das Gerät trotzdem problemlos in der Innentasche von Mantel oder Jacke verstauen.
Das Dell Streak ist ein komfortables SmartPhone, dass aber aufgrund seiner geringen Abmessungen eher ein Konkurrent für iPhone und Co. als für die Tablet-Konkurrenz ist.
Und das WeTab? Neofonie hätte noch mehr Entwicklungszeit investieren sollen. Längst versprochene Funktionen per Update kleckerweise nachzuliefern, dürfte der Markt wohl nicht verzeihen. Dass das auch anders geht, haben Apple und Samsung mit iPad und Galaxy Tab bereits bewiesen.