Berlin. .

Ein Leben ohne Internet? Für die meisten Senioren kein Problem. Silver Surfer sind selten - dafür aber oftmals sehr zufrieden, dass sie den Schritt ins Netz gewagt haben.

Neun von zehn Senioren können sich ein Leben ohne Internet gut vorstellen, das Handy ist ihnen sogar noch weniger wichtig: Nur jeder dritte Deutsche über 65 Jahre nutzt Computer und Online-Dienste, das Mobiltelefon wird fast nur für Anrufe gebraucht. Die sogenannten Silver Surfer sind für die Telekommunikationsbranche eine widerspenstige Kundschaft. Sie horten jahrelang veraltete Computer und fragen sich dreimal, ob ihre Daten auch wirklich sicher sind, bevor sie einen Internetzugang bestellen.

Eine neue Studie des Branchenverbandes Bitkom zeigt jetzt allerdings, wie zufrieden diejenigen Senioren sind, die den Schritt ins Netz gewagt haben: Die Mehrheit lobt schnelle und nützliche Informationen und die neue Flexibilität im Alltag. Insgesamt 86 Prozent empfinden das Internet als Quelle für mehr Lebensqualität. Vor allem die sozialen Netzwerke sind gefragt: Zwei von drei surfenden Senioren konnten im Netz alte Freundschaften auffrischen, jeder Zweite hatte sogar neue Freunde gefunden. Immerhin jeder Vierte gab an, einen neuen Lebenspartner via Internet gefunden zu haben, jeder Fünfte freute sich dazu über erotische Bekanntschaften.

Bei Geschäften im Internet sind ältere Nutzer jedoch deutlich skeptischer als jüngere: Knapp jeder Zweite verzichtet grundsätzlich auf Transaktionen aller Art. Ausgerechnet beim Online-Banking allerdings sind die Älteren überraschend weniger besorgt als die Jüngeren, möglicherweise überwiegt hier die Bequemlichkeit.

Behördengänge leichter

„Es ist wichtig, den Schritt ins Internet zu gehen“, warb Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) gestern in Berlin. „Das Internet ist eine Bereicherung für die Menschen über 65 – und sie sind eine Bereicherung für das Internet.“ Wichtige Informationen, etwa Qualitätsvergleiche in Verbraucherportalen, seien oft nur noch im Internet verfügbar. Für weniger mobile Senioren sei es eine Erleichterung, Einkäufe oder Behördengänge ohne Weg- und Wartezeiten online zu erledigen.

Den Einwand, dass vielen Rentnern die Anschaffung eines Computers zu teuer sei, ließ Aigner unkommentiert. Das nötige technische Wissen dagegen könnten Senioren etwa in Volkshochschulkursen oder bei Kindern und Enkeln bekommen. Über die Internetseite des Verbraucherministeriums findet sich zudem ein „Wegweiser durch die digitale Welt“ mit Einstiegshilfen und Sicherheitstipps für ältere Nutzer.

Bei ihrer eigenen Mutter allerdings ist Aigner gescheitert, sie wollte nicht ins Netz. Die Tochter zuckt die Achseln: „Natürlich hat jeder die Freiheit, offline zu bleiben.“