„Der schickt mir immer einen Mist”, sagt Manfred Piotrowski und schmunzelt vergnügt über die Fotos, die ein Freund ihm per Internet gemailt hat. Es hat eine Weile gedauert, bis der 71-Jährige die E-Mail und anschließend die Foto-Dateien öffnen konnte.

Der Rentner ist erst seit drei Wochen ein Surfer, „und da konnte ich gar nichts”, gibt er zu.

Eigentlich wollte Piotrowski auch nie einen Computer haben. „Ich war immer ein Gegner davon.” Doch dann schenkte ihm die Tochter einen PC, weil sie sich einen neuen, moderneren gekauft hatte. Und da er ihn nun schon einmal hatte, begann Manfred Piotrowski damit, sich in die Materie einzuarbeiten.

Schnell war ihm klar, dass dazu auch das Surfen im Internet gehören musste – und so kam er zur Caritas an der Propst-Hellmich-Promenade. Dort nämlich gibt es das Internetcafé „Bits & Bytes”, das sich auf die Silver-Surfer, auf Senioren im weltweiten Netz, spezialisiert hat. Jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr sind die Türen geöffnet, Hans-Gerd Flacke und Marion Düpre helfen den Internet-Neulingen bei ihren ersten Klicks und virtuellen Schritten.

Das Angebot gibt es seit acht Monaten, seit wenigen Wochen läuft nun die zweite Runde. Hans-Gerd Flacke und Marion Düpre ziehen ein durchweg positives Fazit. „Am Anfang hatten wir Leute hier, die wussten nicht einmal, was eine Maus ist. Nach ein paar Wochen sind die gleichen Leute dann wie selbstverständlich im Internet unterwegs”, sagt Flacke. Im Durchschnitt sind es fünf bis sechs Senioren, die sich an den drei PCs in der Seniorenbegegnungsstätte der Caritas zeigen lassen, wie sie sich auf den weltweiten Datenautobahnen zurecht finden.

Wie bei Manfred Piotrowski sei es sehr häufig der Fall, dass die Senioren die Computer von ihren Kindern geschenkt bekommen hätten, erklärt Flacke. Manche Senioren kämen nur einmal, manche so lange, bis sie ein paar Grundbegriffe verstanden hätten. Wieder andere würden – wie Manfred Piotrowski und Werner Gräfe – zu Stammgästen. Gräfe zum Beispiel hat sich vorgenommen, mindestens ein halbes Jahr dabei zu bleiben. „Ich muss noch vieles lernen”, sagt der 72-Jährige und scherzt: „Außerdem ist der Kaffee hier so gut.” Denn das Internetcafé nimmt seinen Namen als Café ernst. Zum einen gibt es tatsächlich Kaffee so viel die Besucher mögen. Und zweitens ist das Café ein offenes Angebot, bei dem man sich nicht anmelden muss. Schnuppern ist ebenso erwünscht wie die regelmäßige Teilnahme.

„Die Hemmschwelle bei einem solchen Angebot ist natürlich sehr gering”, erklärt Johannes Bielawa von der Seniorenberatung der Caritas, warum man sich vor acht Monaten gegen einen Computer- und Internetkurs und für das offene Café entschieden hatte.

Und welche Seiten besuchen die Silver-Surfer am liebsten? „Google Earth” ist die klare Antwort von Marion Düpre und Hans-Gerd Flacke. „Die Leute wollen sehen, wo sie wohnen, oder wie es an dem Urlaubsort aussieht, den sie sich ausgesucht haben”, weiß Marion Düpre. „Wenn man auf den Satellitenbildern sehen kann, dass um das Urlaubshotel zum Beispiel eine Baustelle ist, kann man ja da nicht hinfahren.” Ansonsten seien es zum Beispiel bei den Frauen Internetseiten, auf denen Rezepte veröffentlicht werden und E-Mail-Programme.

Mit ein paar Wochen mehr Übung hofft Manfred Piotrowski übrigens seinem Freund mal Bilder zu schicken. Vielleicht lieber selbst gemachte. Denn mit der Digitalkamera hat sich der 71-Jährige auch schon vertraut gemacht.