Essen/New York. .
Twittern statt zahlen: Die Werber Leif Abraham und Christian Behrendt setzen auf Eigenvermarktung via soziales Netzwerk. Ein Hotel bietet Kölsch gegen Kurznachricht.
Zu viele Informationen kämpfen ums knappe Gut: um Zuschauer, Leser, Klicks. Aufmerksamkeit ist gefragt, doch begrenzt – oft nur im Tausch zu haben; gegen ein großes Werbebudget zum Beispiel. Doch viel Geld hatten Leif Abraham und Christian Behrendt nicht, zwei deutsche Werber mit Wohnsitz New York. Dafür ein Buch frisch geschrieben, selbst verfasste Tipps für erfolgreiches Marketing in der digitalen Ära: „Oh my God what happened and what should I do?“ (Oh mein Gott, was ist passiert und was soll ich tun?“) Ja, was also tun? Wie das Marketing-Buch vermarkten? In der digitalen Gratiswelt des Internet entschieden sich sich fürs klassische Tauschgeschäft: „Pay with a Tweet“ (Bezahl’ mit einem Tweet) gewährt Einblicke gegen Aufmerksamkeit.
Abraham und Behrendt setzten bei ihrer Marketing-Strategie auf das soziale Netzwerk „Twitter“. Dort halten Nutzer ihre „Followers“ (Verfolger) mit Kurzmitteilungen auf dem Laufenden, nun sollten sie die Werbetrommel rühren: für Buch und Autoren. „Wer unser Buch herunterladen will, klickt einfach auf den ,Pay with a Tweet’-Button“, erklären die Werber. „Die Nutzer müssen dann etwas über unser Buch schreiben. Sobald sie den Tweet (die Kurznachricht) abgeschickt haben, können sie es kostenfrei herunterladen. Sie haben halt mit einem Tweet bezahlt – und all’ ihren Freunden von uns erzählt.“
Geschenkte Aufmerksamkeit fürs geschenkte Buch
113 000 Downloads, 240 000 Visits (Besuche) auf der Website in den ersten acht Wochen: Geschenkte Aufmerksamkeit fürs geschenkte Buch – die Idee funktioniert, inzwischen auch via Facebook. Jetzt gilt es, das erzeugte Interesse zu Geld zu machen, doch Abraham und Behrendt glauben, dass die kostenlose Eigenwerbung sich rechnet. Und dann ist da noch die Hoffnung auf eine ganz neue Netzkultur: „Sehr interessant ist, dass ,Pay with a Tweet’ kostenlosen Inhalten im Internet wieder einen Wert gibt. Wenn man mit einem Tweet bezahlt, verankert man diesen Inhalt ganz anders. Schließlich habe ich etwas dafür getan, diesen Inhalt zu bekommen – er ist nicht einfach nur kostenlos.“
Das Geschäft mit der Aufmerksamkeit erregt Aufmerksamkeit: Schon konnten Abraham und Behrendt andere Anbieter für ihre Erfindung begeistern. Die Band „The Teenagers“ etwa bietet Lied gegen Tweet, beim Kölner „Hotel Domspitzen“ gibt es bei Übernachtung ein Kölsch für die Kurznachricht.
Doch auch die digitalen Werber glauben nicht nur an Downloads, setzen auch auf Druck, das gedruckte Wort: „Oh my God what happened and what should I do?“ gibt es auch im Buchformat. Da reicht kein Tweet, da geht der Griff dann doch ins Portemonnaie – ganz klassisch.
Christian Behrendt und Leif Abraham: „Oh my God what happened and what should I do?“ Verlag: Books on Demand, 14,90 Euro.
Mehr Infos im Netz unter www.paywithatweet.com