Essen. Am Puls der Zeit: Dennis und Benni Wolter haben mit ihren Quiz- und Late-Night-Showformaten auf YouTube schon mehr als 1,3 Millionen Abonnenten.

Sie gibt es von Geburt an nur im Doppelpack: Dennis und Benni Wolter sind Zwillinge – und das Moderatoren-Duo des „World Wide Wohnzimmer“. Mehr als 1,3 Millionen Abonnenten hat der YouTube-Kanal der beiden gebürtigen Düsseldorfer, die dort gezeigten Videos generierten bereits weit über 300 Millionen Klicks. Das Prinzip ist so simpel wie effektiv: Die Brüder laden Prominente in ihr Studio-„Wohnzimmer“ ein, führen kurze, launige Interviews, spielen Quizduelle mit ihnen und sind dabei nie um humorvolle und kernige Kommentare verlegen. Im vergangenen Jahr wurde der Kanal sogar mit dem „Deutschen Comedypreis“ in der Kategorie „Beste Comedy Show“ ausgezeichnet.

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Kürzlich zu Gast waren so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Rapperin Katja Krasavice, Comedian Tahnee, Scooter-Sänger H.P. Baxxter, Politiker Karl Lauterbach und Moderator Kai Pflaume. Dennis Wolter ergänzt: „Nicht zu vergessen auch Semino Rossi! Der während des Drehs eine Flasche Rum aus seinem vor dem Studio geparkten Wohnmobil hat holen lassen, um uns diesen zum Geschenk zu machen. Ein Ehrenmann, wie wir heutzutage sagen!“ Als größtes Erlebnis bezeichnen die beiden Moderatoren den Besuch von Peter Maffay, der den Brüdern wenige Tage nach der Aufzeichnung einen Dankesbrief sowie eine Einladung zur kommenden Tournee schickte.

World Wide Wohnzimmer: Anfänge im Kinderzimmer

Bis die Wolters allerdings derartige Prominenz begrüßen durften, vergingen rund acht Jahre mit harter Arbeit. 2011 starteten die heute 30-Jährigen mit ihrem YouTube-Kanal, damals noch „TWIN.TV“ genannt. „Anfangs haben wir uns geschämt, voreinander in eine Kamera zu sprechen und mussten möglichst leise sein, damit unsere Eltern im Wohnzimmer nichts mitbekommen. Das wäre uns einfach zu peinlich gewesen“, erinnern sich die beiden, die Ausbildungen zum Mediengestalter (Benni) und Marketingkaufmann (Dennis) abgeschlossen haben. „Unsere Ausbildungen helfen uns sehr, weder grafisch noch textlich waren wir jemals auf die Hilfe Dritter angewiesen. Das haben wir alles immer selbst gemacht. Bis heute“, betont Dennis Wolter.

Keine Selbstverständlichkeit, schließlich gehört das „World Wide Wohnzimmer“ seit Januar 2017 zu „funk“, dem Online-Netzwerk von ARD und ZDF. Doch die Verantwortlichen bei den Öffentlichen-Rechtlichen lassen den Zwillingen freie Hand. „Wir bekamen die Chance, unsere Ideen zu verwirklichen und ein Team aufzubauen – ohne Quotendruck. Sie haben Vertrauen in uns gesetzt und hätten genauso gut auf die Nase fallen können. Mittlerweile haben wir bestimmt das ein oder andere Mal gezeigt, dass es sich gelohnt hat“, sagt Dennis Wolter.

Einflüsse großer Samstagabendshows

Wer sich die Interview- und Quizrunden mit Kategorien wie „Erkennst du den Song?“, „Das will doch niemand wissen!“ und „Das beantwortest du nie!“ anschaut, erkennt durchaus Einflüsse großer Samstagabend-Shows der Vergangenheit. Und die Wolters geben ohne Umschweife zu, dass „uns bis heute die großen Entertainer wie Thomas Gottschalk, Hape Kerkeling oder Kai Pflaume faszinieren.“

Bis die beiden einen ähnlichen Status als Legenden der Unterhaltungsbranche erreichen, wird es wohl noch etwas dauern. Momentan fühlen sie sich ohnehin auf YouTube am wohlsten: „Das Nutzungsverhalten verschiebt sich immer mehr in Richtung ,Ich gucke die Sendung, wann ich sie gucken will‘ und wir denken, das kann man mittelfristig nicht mehr stoppen. Die klassischen TV-Sender sind dadurch unter Zugzwang, aus ihrem Schneewittchen-Schlaf zu erwachen und sich nun endlich auch mal wieder richtig Mühe zu geben. Das ist toll“, erklärt Dennis.

Vorerst Internet statt Fernsehen

So können er und sein Bruder es auch verschmerzen, dass ihnen ein Programm im „echten“ Fernsehen bisher verwehrt blieb. Planungen für einen festen Sendeplatz auf ZDFneo gab es bereits – letztlich kam die Show aber nicht zustande. Über die Gründe dafür schweigen der Sender wie auch Benni und Dennis Wolter bis heute.

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Deutlich offener und reflektiert äußern sich die Brüder, wenn man sie auf ihren bisherigen Karrieretiefpunkt anspricht. Im Oktober 2018 sahen sich die Wolters am Pranger der Medienwelt. Der Grund dafür war ein Video mit dem YouTuber Tobias Eckmeier alias Exsl95 aus der „World Wide Wohnzimmer“-Kategorie „Das Hater-Interview“. In dieser Rubrik werden die Gäste mit einer Auswahl an kritischen oder beleidigenden Fragen konfrontiert. Was je nach Art der Fragen und Schlagfertigkeit des Gastes durchaus unterhaltsam sein kann, wurde im Video mit Exsl95, der minutenlang für sein Übergewicht geschmäht wurde, zum Desaster.

Eine Folge wurde gelöscht

Zahlreiche Print- und Online-Medien sowie YouTube-Nutzer kritisierten die Folge harsch für ihr Bodyshaming, die „World Wide Wohnzimmer“-Verantwortlichen nahmen das Video wenige Tage später von der Seite. „Wichtig ist: Überschreiten wir eine rote Linie, sind wir uns nicht zu schade für eine Entschuldigung. Nach zahlreichen Gesprächen trafen wir dann gemeinsam die Entscheidung, die besagte Folge zu löschen. Und wir stehen bis heute dahinter“, erklärt Dennis Wolter und ergänzt: „Selbstverständlich haben wir einen Moralkompass in unserer Po-Tasche versteckt und handeln dementsprechend. Was uns aber nicht immer davor schützt, auch mal blödes Zeug zu plappern.“

Manche lieben die Zwillinge aber auch genau dafür und sorgen mit ihren Klicks für ein stetiges Wachsen des „World Wide Wohnzimmer“. Einige Träume blieben bisher noch unerfüllt – einen besonderen Wunsch hat Dennis Wolter klar vor Augen: „Einmal mit Hartmut Engler ,Funkelperlenaugen’ singen. Anmoderiert von Thomas Gottschalk.“

Die Videos des „World Wide Wohnzimmer“-Kanals finden Sie auf www.youtube.com/c/twintv/videos.