Essen. “Ab in die Grube und zuschütten die Affen“: Auf Facebook geraten Umweltaktivisten ins Visier von Braunkohle-Befürwortern aus den Reihen von RWE.

Der Ton im Netz ist manchmal rau. Manche wollen Flüchtlingen an den Kragen, weil sie um ihr täglich Brot oder den Untergang den Abendlandes fürchten. Andere haben es auf Umweltaktivisten abgesehen. Zu dieser Gruppe gehören auch Mitarbeiter des Energiekonzerns RWE.

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"Ich hasse dieses dreckige, kriminelle Pack immer mehr! (...) Es wird Zeit sich zu wehren!", zitiert der WDR einen Kommentar aus einer Facebook-Gruppe, die ein RWE-Mitarbeiter gegründet hat. "Es wird Zeit, dass endlich mal zurückgetreten wird", lautet ein anderer. "Ab in die Grube und zuschütten die Affen" schlägt ein weiterer Nutzer vor.

RWE-Mitarbeiter gründeten die Gruppen

Es sind vor allem zwei Gruppen, in denen sich die Hass-Postings sammeln: "Für Braunkohle und Arbeit, gegen Öko-Extremismus" heißt die eine, „RWE-Mitarbeiter für eine faire Berichterstattung“ die andere. Hinter beiden stecken RWE-Mitarbeiter, nicht aber der Konzern, wie die Pressestelle auf WDR-Anfrage beteuerte.

Im Gegenteil: Man werde mit den betroffenen Mitarbeitern reden, teilte RWE dem WDR mit - und hat das offensichtlich auch getan. In beiden Gruppen sind jüngst Postings erschienen, in denen die Admins die Diskutanten zur Mäßigung aufrufen: Gewaltaufrufe würden nicht akzeptiert. Man gehe Hinweisen nach und ziehe "auch entsprechend arbeitsrechtliche Konsequenzen", wenn nötig, teilte RWE mit. Hass-Kommentare seien gelöscht worden.

Gleichzeitig betont ein Unternehmenssprecher den "auslösenden Faktor und die Ursache für die Gründung der Facebook-Gruppen - nämlich die illegalen und zum Teil gewalttätigen Übergriffe auf unser Unternehmen und auf unsere Mitarbeiter". Die Umweltaktivisten hätten nicht nur zu Gewalt und Selbstjustiz aufgerufen, sondern diese auch praktiziert, erklärte er gegenüber unserer Redaktion. RWE-Mitarbeiter seien "aufs Übelste beleidigt", bespuckt und körperlich attackiert worden.

Garzweiler-Besetzung als Auslöser

Die Facebook-Gruppen waren im August gegründet worden, kurz nachdem Umweltaktivisten einen Braunkohle-Tagebau in Garzweiler besetzt hatten. Der Protest hatte auch überregional für Aufsehen gesorgt. Die Polizei geriet in die Kritik, weil Beamte während des Einsatzes Fahrzeuge von RWE genutzt haben sollen. Das sei normal, erklärte die Polizei später, in dem Gelände sei die Polizei auf Spezialfahrzeuge angewiesen. RWE erhalte eine Entschädigung dafür.

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800 Anzeigen wurden aufgenommen, unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Unter RWE-Mitarbeitern und Braunkohle-Sympathisanten war anschließend Kritik an der Berichterstattung, insbesondere der des WDR, laut geworden. (dor)

Protest im Braunkohle-Tagebau

Unter dem Motto
Unter dem Motto "Ende Gelände" demonstrieren am Samstag... © dpa
... Braunkohle-Gegner gegen den Tagebau in Garzweiler. Am Vormittag stehen die Bagger und Förderanlagen...
... Braunkohle-Gegner gegen den Tagebau in Garzweiler. Am Vormittag stehen die Bagger und Förderanlagen... © dpa
... still, weil einige Hundert Aktivisten es aufs Tagebau-Gelände geschafft haben.
... still, weil einige Hundert Aktivisten es aufs Tagebau-Gelände geschafft haben. © dpa
Das Betreten...
Das Betreten... © dpa
... des Tagebau-Geländes ist den Demonstranten eigentlich verboten, wird als Hausfriedensbruch gewertet. Die Polizei...
... des Tagebau-Geländes ist den Demonstranten eigentlich verboten, wird als Hausfriedensbruch gewertet. Die Polizei... © www.blossey.eu
... ist deshalb mit rund 1200 Beamten im Einsatz, dennoch...
... ist deshalb mit rund 1200 Beamten im Einsatz, dennoch... © dpa
... haben es einige Hundert Aktivisten in die Grube geschafft, wo sie...
... haben es einige Hundert Aktivisten in die Grube geschafft, wo sie... © dpa
... von Polizisten eingekesselt werden. Schon am Morgen...
... von Polizisten eingekesselt werden. Schon am Morgen... © dpa
... kommt es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Die Polizei setzt Pfefferspray ein, auch vom Einsatz von Schlagstöcken wird berichtet.
... kommt es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Die Polizei setzt Pfefferspray ein, auch vom Einsatz von Schlagstöcken wird berichtet. © dpa
Um den Braunkohletagebau Garzweiler II...
Um den Braunkohletagebau Garzweiler II... © dpa
... gibt es seit vielen Jahren politischen und juristischen Streit. Einerseits...
... gibt es seit vielen Jahren politischen und juristischen Streit. Einerseits... © dpa
... sichern der Abbau...
... sichern der Abbau... © www.blossey.eu
... und die Verstromung der Kohle Tausende Stellen beim Energiekonzern RWE und indirekt in der Region. Andererseits...
... und die Verstromung der Kohle Tausende Stellen beim Energiekonzern RWE und indirekt in der Region. Andererseits... © dpa
... gilt die Braunkohle wegen der massiven Kohlendioxid-Emissionen als besonders klimaschädlich. Umweltschützer...
... gilt die Braunkohle wegen der massiven Kohlendioxid-Emissionen als besonders klimaschädlich. Umweltschützer... © dpa
... machen die rheinische Braunkohle für ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen Nordrhein-Westfalens verantwortlich. Außerdem...
... machen die rheinische Braunkohle für ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen Nordrhein-Westfalens verantwortlich. Außerdem... © dpa
... müssen für den riesigen Tagebau...
... müssen für den riesigen Tagebau... © www.blossey.eu
ganze Dörfer weichen. Immerath ist ein Beispiel dafür. Das Dorf...
ganze Dörfer weichen. Immerath ist ein Beispiel dafür. Das Dorf... © Kai Kitschenberg/Funke Foto Services
... ist bereits seit Jahren nahezu verwaist. Im Tagebau...
... ist bereits seit Jahren nahezu verwaist. Im Tagebau... © Kai Kitschenberg/Funke Foto Services
... tragen die gigantischen Schaufelradbagger die Erde ab.In der Lagerstätte...
... tragen die gigantischen Schaufelradbagger die Erde ab.In der Lagerstätte... © www.blossey.eu
... liegen in bis zu 210 Metern Tiefe insgesamt 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle, die nach den Planungen von RWE bis 2045 abgetragen werden sollten. Nach einer Entscheidung der rot-grünen Landesregierung vom April...
... liegen in bis zu 210 Metern Tiefe insgesamt 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle, die nach den Planungen von RWE bis 2045 abgetragen werden sollten. Nach einer Entscheidung der rot-grünen Landesregierung vom April... © www.blossey.eu
... schrumpft die Abbaumenge um etwa 300 Millionen Tonnen.
... schrumpft die Abbaumenge um etwa 300 Millionen Tonnen. © Ralf Rottmann/Funke Foto Services
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