Cambridge. Computer können anhand der “Gefällt mir“-Angaben den Charakter eines Menschen besser bestimmen als Freunde und Familie. Das zeigt eine englische Studie.
Bisher dachten wir, nur Menschen besitzen die Fähigkeit die Persönlichkeit des besten Freundes, des Partners oder der Eltern beurteilen zu können. Sie kennen Hobbys, Vorlieben, Geschmack und Interessen eines anderen. Glaubt man englischen Forschern, kann das als widerlegt gelten. Denn mit Facebook wird der Computer zum richtigen Menschenkenner.
Ein Forscherteam rund um Wu Youyoua, Michal Kosinski und David Stillwell von der University of Cambridge wertete für eine Studie die Facebook-Profile von mehr als 86.000 Probanden aus. Untersucht wurden die Eigenschaften Geselligkeit, Offenheit, Verträglichkeit, Pflichtbewusstsein und Impulsivität. Zusätzlich mussten die Teilnehmer 100 Fragen zu ihrer Persönlichkeit beantworten. Daraus konnten die Forscher ein Profil erstellen. Dann stellte sich die Frage: Wer kann den Charakter der Testperson besser einschätzen – die Freunde oder der Computer?
Überraschendes Ergebnis
Die Facebook-Freunde der Versuchsperson erstellten mithilfe eines Fragebogens ein Profil des Probanden. Der Computer wiederum erhielt die Informationen über die Facebook-Likes. So erstellte der PC ein Profil. Die Forscher verglichen die Angaben von Freunden und Verwandten von rund 32.000 Versuchsteilnehmern mit den Computeranalysen.
Das Ergebnis überrascht, denn im Durchschnitt stimmte das vom PC erstellte Profil öfter mit dem Selbsttest der Probanden überein. Je mehr „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook gemacht wurden, desto eher konnte der Computer die Persönlichkeit beurteilen.
Zehn Likes reichen für präzise Angaben zur Persönlichkeit
Bereits bei zehn "Gefällt mir"-Angaben konnte die Software die Persönlichkeit eines Probanden besser einschätzen als ein Arbeitskollege. 70 "Gefällt mir"-Nennungen reichten aus, damit die Software zu einer korrekteren Einschätzung kam als ein Freund oder Mitbewohner. Um Eltern oder Geschwister zu übertrumpfen, waren 150 Likes nötig, für Ehepartner mehr als 300.
Die Studie wird besonders unter Werbeunternehmern Jubelrufe auslösen. Sie könnten den Algorithmus der Software nutzen, um ihre Werbungen noch genauer auf die Persönlichkeit des Kunden zuzuschneiden. Heraufbeschworen werden mit dem Ergebnis Datenschutz- und Privatsphäredebatten.